es sind ernste Zeiten, auch in der Wissenschaft. Das zeigt das am Mittwoch vorgestellte Gutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI). Das Gremium um Uwe Cantner legt dem Kanzler und der Forschungsministerin nahe, die Zivilklausel in der deutschen Wissenschaft zu überdenken. Angesichts zunehmender globaler Bedrohungslagen seien die Optionen im Umgang mit militärischer Forschung und Entwicklung neu zu bewerten. Wir haben uns für Sie umgehört, was die Hochschulrektorenkonferenz und Forschungspolitiker dazu sagen und eine verwaltungsrechtliche Einschätzung eingeholt.
Um eine ganz andere Art von Reaktion auf Aggression geht es bei der Anlaufstelle Scicomm-Support, über die mein Kollege Markus Weisskopf berichtet. Sie berät Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die attackiert werden. Die Angriffe reichen von vielzähligen Hasskommentaren in den Sozialen Medien über Beleidigungen in E-Mails und Drohungen am Telefon bis hin zu tätlichen Angriffen bei öffentlichen Veranstaltungen und auf offener Straße. Die traurige Bilanz des im Sommer gestarteten Projekts: Das ehrenamtlich tätige Team hat viel zu tun, nicht selten wird es zwei bis dreimal am Tag zurate gezogen.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre!
Ihre Anne Brüning
Analyse
Hohe Nachfrage bei Telefon-Hotline für bedrohte Wissenschaftler
Ziel von Angriffen während der Pandemie: Christian Drosten. Aber auch viele andere Wissenschaftler sehen sich Bedrohungen und Beleidigungen ausgesetzt.
Zwei bis drei Anrufe gebe es manchmal am Tag, sagt Julia Wandt, eine der Initiatorinnen der Anlaufstelle Scicomm-Support. Mehr, als man zu Beginn des Projekts angenommen hatte. Und es wird klar: Nicht nur die Drostens, Brinkmanns, oder bekannte Klimaforscher werden im Netz und auf der Straße angefeindet.
Angriffe nicht nur offline, sondern auch auf traditionellen Kanälen
Die Fälle ziehen sich durch alle Karrierestufen und Fachdisziplinen – und auch hinsichtlich des Geschlechts gibt es keine deutliche Tendenz. Kristin Küter, Projektleiterin bei Wissenschaft im Dialog ist zudem überrascht, dass es keineswegs deutlich mehr Anfragen zu Angriffen auf Social Media oder generell im Netz gibt. Auch Offline, bei Veranstaltungen oder in traditionellen Medien finden die Übergriffe statt. Die Angriffe reichen von vielzähligen Hasskommentaren in den Sozialen Medien über Beleidigungen in E-Mails und Drohungen am Telefon bis hin zu tätlichen Angriffen bei öffentlichen Veranstaltungen und auf offener Straße.
Genaue Daten über Angriffe auf Wissenschaftler gibt es leider noch nicht. Die Evidenz hierfür ist gerade für Deutschland überwiegend anekdotisch, sagt Niels Mede von der Universität Zürich. Aber jeder Angriff ist natürlich einer zu viel. Problematisch seien die Angriffe auf Wissenschaftler auch gerade deshalb, weil sie nicht selten von Personen kommen, die in bestimmten Milieus einflussreich und meinungsführend sind, und so ein wissenschaftsfeindliches Klima unter ihren Sympathisanten weiter befeuern. Insbesondere sei der sogenannte Chilling Effekt ein Problem, der dazu führt, dass sich kommunizierende Forschende aus der Öffentlichkeit zurückziehen, sagt der Kommunikationswissenschaftler.
Vor allem kleinere Hochschulen mit Beratung überfordert
Spätestens mit der Pandemie wurde deutlich, dass viele der Hochschulen mit der Beratung von Wissenschaftlern überfordert sind, wenn diese im Netz, oder auch in traditionellen Medien und in Veranstaltungen angefeindet werden. Neben einer vertieften kommunikativen Beratung braucht es dann schließlich auch eine psychosoziale und rechtliche Unterstützung. Zumindest kleinere Hochschulen können diese kaum zur Verfügung stellen. Plattformen wie Stark im Amt oder Hate Aid leisteten hingegen bereits früh in der aufgeheizter werdenden Stimmung Unterstützung, jedoch nicht explizit zugeschnitten auf die Wissenschaft.
Anlaufstelle bietet Beratung und Trainings
Diese Lücke versucht das im Sommer 2023 gestartete Projekt Scicomm-Support zu schließen. Das Projekt wurde vom Bundesverband Hochschulkommunikation und Wissenschaft im Dialog gemeinsam ins Leben gerufen. Dazu ist Scicomm-Support Teil des wissenschaftlichen Projekts CAPAZ, innerhalb dessen Ressourcen für angegriffene Wissenschaftler und auch wissenschaftliche Publikation zum Thema entstehen.
Folgende Unterstützungsleistungen werden seitens des Projekts angeboten:
Kommunikative Beratung: Kommunikationsexperten unterstützen über eine Hotline bei der Gestaltung der Wissenschaftskommunikation in kritischen Phasen.
Rechtliche Beratung findet seitens einer ausgewählten Kanzlei statt. Gespräche werden dann gemeinsam mit Beratern und Anwälten geführt.
Psychosoziale Beratung bietet das Projekt nicht direkt an, vermittelt aber an kompetente Ansprechpartner.
Präventiv bietet Scicomm-Support auch Trainings für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an.
Dazu kommt ein Leitfaden für die richtige Reaktion im Krisenfall. Dafür nutzt Scicomm-Support auch Ressourcen anderer, beispielsweise von Hate Aid.
Alle Berater an der Telefonhotline arbeiten ehrenamtlich
Zentraler Service ist die Telefonhotline, die von 7 bis 22 Uhr, 365 Tage erreichbar ist. Dort geht keine “Zentrale” ans Telefon, sondern direkt eine Beraterin oder ein Berater. 25 bis 30 erfahrene Kommunikationsexperten teilen sich derzeit diesen Job auf. “Alle ehrenamtlich”, betont Julia Wandt, die selbst den Geschäftsbereich Wissenschaftskommunikation und Strategie im Rektorat der Uni Freiburg leitet.
Oft melden sich die Wissenschaftler nicht nur einmal, sondern werden über längere Zeit hinweg betreut. Und es gilt, auch institutionelle Interessen in der Beratung mit einzubeziehen. Wie wirkt das, was ich als Wissenschaftler kommuniziere, in meiner Institution? Wo kann meine Institution unterstützen, welche Ressourcen stehen zur Verfügung?
Vermehrt Beratung in Vorbereitung auf schwierige Kommunikationssituationen
Manchmal geht es in den Gesprächen gar nicht um bereits vorhandene Angriffe. Es gebe auch sogenannte Absicherungen einer Kommunikationssituation: Dann melden sich Wissenschaftler, die vor kritischen Interviewsituationen oder kontroversen Veranstaltungen stehen und lassen sich beraten. Und auch Kommunikationsabteilungen der Hochschulen melden sich, wenn sie vor kritischen Situationen stehen und eine zweite Meinung einholen wollen.
Mehrheit macht positive Erfahrungen in der Wissenschaftskommunikation
Elisabeth Hoffmann, Chief Communication Officer der Uni Köln, betont auf Anfrage von Table.Media, dass dadurch keine Substitutionseffekte entstehen sollten. Konflikte und Krisenfälle sollten möglichst vor Ort geklärt werden. Nur, wenn Pressestelle und Rechtsabteilung oder andere Einrichtungen der Hochschule nicht mehr helfen können, sollte der Scicomm-Support Ansprechpartner sein. Ihr ist es auch wichtig, die Relationen im Blick zu behalten. Vieles in der Wissenschaftskommunikation laufe problemlos, und viele Wissenschaftler machten positive Erfahrungen. Bedrohungen und Beleidigungen seien zum Glück immer noch die Ausnahme.
Dennoch wollen sich viele Einrichtungen für diese Ausnahmefälle wappnen – und fragen Trainings bei Scicomm-Support nach. Um die Vertraulichkeit gegenüber den Betroffenen zu bewahren, nennt Küter noch keine genauen Zahlen der Anfragen und Anrufe. Zudem seien diese nach nur einem halben Jahr noch nicht ausreichend belastbar und mitunter wenig aussagekräftig, da bei manchen Anfragen eine längere Betreuung bereits absehbar sei.
Es gibt einige Partner und Förderer, die das Projekt bereits unterstützen. Dazu gehören unter anderem die VolkswagenStiftung. “Forschende brauchen Rückhalt, sie müssen befähigt und ermutigt werden, im zunehmend härteren Diskurs resilient zu bleiben”, beschreibt deren Pressesprecher Jens Rehländer die Motivation, das Projekt zu unterstützen.
Das Projekt ist offen für weitere Partner
Weitere Partner und Förderer seien herzlich willkommen. Schließlich gelte es, die Anlaufstelle auch über die Phase der Anschubfinanzierung abzusichern, sagt Julia Wandt. Das Thema immerhin bekommt jetzt eine größere Aufmerksamkeit: Gemeinsam mit Scicomm-Support und der Klaus Tschira Stiftung organisiert die ZEIT-Stiftung Bucerius am heutigen Donnerstag eine Tagung zum Thema. Wer nicht persönlich teilnehmen kann, hat die Möglichkeit, die Panels am Nachmittag in einer Aufzeichnung anzuschauen.
Hochschulen
Wissenschaftskommunikation
Translation missing.
Debatte nach EFI-Forderung zur Stärkung von Dual-Use-Forschung
Uwe Cantner übergibt das aktuelle Jahresgutachten der EFI an Bundeskanzler Olaf Scholz.
Militärische Forschung an deutschen Unis und Wissenschaftseinrichtungen war lange Zeit ein Tabu. Das könnte sich nun ändern. Ein entsprechendes Plädoyer hat am Mittwoch die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) der Bundesregierung vorgelegt. Ihr Credo: die Zivilklausel in der deutschen Wissenschaft überdenken. Angesichts zunehmender globaler Bedrohungslagen sollten “die Optionen im Umgang mit militärischer Forschung und Entwicklung neu bewertet werden”. So steht es im Jahresgutachten der EFI, dass die Experten am Nachmittag an Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben haben.
Gemessen daran, wie sehr Deutschland diese Frage bis in die letzten Jahre hinein ablehnte, kommt der Schritt einer kleinen Revolution gleich – und könnte zu einem Baustein der Zeitenwende werden, die Olaf Scholz drei Tage nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ausgerufen hat. Bereits am Montag hatte Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger der Empfehlung der Wissenschaftler vorgegriffen und sich für eine stärkere Dual-Use-Forschung ausgesprochen. Die FDP-Ministerin braucht Felder für die eigene Profilierung und nutzt nun, im Wissen um das Gutachten, dieses Thema, um sich positionieren.
EFI: Betonung auf ökonomische Chancen der Dual-Use-Forschung
Uwe Cantner, Vorsitzender der EFI-Kommission, forderte im Gespräch mit Table.Media mehr Tempo bei der Transformation: “Die strikte Trennung zwischen militärischer und ziviler Forschung gehört auf den Prüfstand. Deutschland vergibt hierdurch ökonomische Chancen.” Cantner forderte den Kanzler bei der Übergabe des Gutachtens auf, auch das Sondervermögen der Bundeswehr für die Förderung von zivil-militärischen Forschungsvorhaben zu nutzen. Angesichts von Krisen, Kriegen und den engen finanziellen Grenzen in Schuldenbremse-Zeiten könnten Widerstände gegen den Fall der Zivilklausel im Wissenschaftssystem zunehmend schwinden.
Das Signal des Gutachtens sei “längst überfällig”, sagt Stephan Seiter, forschungspolitischer Sprecher der FDP. Gerade in Zeiten knapper Haushaltsmittel müssten die Ministerien, nicht nur das BMBF, verantwortungsvoll und wissenschaftsbasiert vorgehen. “Dazu gehört auch, die willkürliche Trennung zwischen ziviler und militärischer Forschung aufzulösen und zu bewusster Zusammenarbeit überzugehen. Forschungsergebnisse sind neutral, wie sie angewendet werden, liegt in der Verantwortung des Menschen”, sagte Seiter Table.Media.
Auch Anna Christmann (Grüne) fühlt sich von der EFI bestärkt. “Beim Erreichten dürfen wir nicht stehen bleiben. Jetzt gilt es, Investitionen zu mobilisieren, den Weg für neue Technologien freizumachen, wo regulative Hürden ihr Potenzial begrenzen und Spillover-Effekte aus Forschung und Innovation nicht nur im zivilen Bereich konsequenter mitzudenken.” Auffällig ruhig blieb es auf Seiten der SPD. Weder erwähnte der Kanzler die Stellen zur zivil-militärischen Forschung bei der Gutachten-Übergabe, noch reagierte die Fraktion auf die Anfrage von Table.Media.
Linksfraktion: Schuldenbremse auflösen statt der Zivilklausel
“Überrascht” von der offensiven Forderung zeigt sich die forschungspolitische Sprecherin der Linken, Petra Sitte: “Abgesehen davon, dass diese Verknüpfung historisch nicht neu ist, führt sie uns in militärische Logiken für alle FuE-Felder. Fragen der Gemeinwohlorientierung, der Zivilgesellschaft, des offenen Zugangs zu Ergebnissen öffentlich geförderter FuE treten in den Hintergrund”. Sitte kritisiert an dem Ansatz, dass sich damit die konsequente Fokussierung auf Transformationsprozesse, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, kaum realisieren lasse. “Ich vermisse aber, dass sich die Kommission bezüglich der ,Budgetkonkurrenzen‘ kritisch mit den Wirkungen einer politisch entschiedenen, aber nicht wissenschaftlich begründeten Schuldenbremse auseinandersetzt.”
Inwiefern sich die forschungspolitisch erwarteten Effekte einer Annäherung zwischen militärisch und zivil geprägter Forschung und Entwicklung (FuE) tatsächlich einstellen, lasse sich schwer prognostizieren, schreibt die Hochschulrektorenkonferenz auf Anfrage. Eine vergleichbare Diskussion wird aktuell aber auch auf europäischer Ebene geführt. “Wie alle Dual-Use-Debatten zeigen, ist der konstatierte Unterschied zwischen einer zivilen oder militärischen Verwertbarkeit von Forschungserkenntnissen in der Regel nicht trennscharf”. Die Konsultationen auf europäischer Ebene und der nationale Meinungsbildungsprozess der Hochschulen dauerten allerdings noch an. Die HRK wollte dem gestern nicht vorgreifen.
HRK: Militärische Forschung nicht zum Nachteil von ziviler stärken
Die Vertretung der deutschen Hochschulen brachte zum Ausdruck, dass aus der Perspektive der Wissenschaftsfreiheit wichtig sein wird, “dass es im Zuge möglicher Änderungen insbesondere in der Förderarchitektur nicht zu einer Art Verpflichtung der Wissenschaftseinrichtungen zu militärischer Forschung kommt“. Völlig unabhängig von der unbestreitbaren Bedeutung explizit militärischer oder Dual-Use-Forschung dürfe es durch deren Stärkung zu keiner Beeinträchtigung ziviler oder noch zweckunbestimmter Forschung kommen. Das gelte speziell im Hinblick auf die für Grundlagenforschung zur Verfügung stehenden Mittel.
“Sogenannte Zivilklauseln, wie es sie vor allem an deutschen Hochschulen aus historischen Gründen gibt, sollten nicht mit der Dual-Use-Debatte vermischt werden“, heißt es aus der HRK. “Zivilklauseln sind institutionelle, die Forschungsfreiheit der einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichwohl rechtlich nicht beschränkende Selbstverpflichtungen, die eine ethische Auseinandersetzung mit möglichen Konsequenzen der Forschung gewährleisten sollen und strukturieren.”
Wissenschaftsfreiheit verlangt Entscheidungen im Einzelfall
Der Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung verlange eine sorgsame, an ethischen und rechtlichen Maßstäben ausgerichtete Abwägung des Nutzens der Forschung und der Risiken für Menschenwürde, Leben und weitere grundlegender Güter, sagt Verwaltungsrechtlerin Anika Klafki. Die Juniorprofessorin an der Uni Jena weist im Gespräch mit Table.Media daraufhin, dass die Einschätzung, inwiefern eine Bündelung militärischer und ziviler Forschung angemessen ist, nur im Einzelfall beantwortet werden könne.
“Angesichts der im Grundgesetz verfassungsrechtlich garantierten Wissenschaftsfreiheit muss die freie Entscheidung darüber den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor Ort oder den jeweiligen Wissenschaftseinrichtungen vorbehalten bleiben“, sagt Klafki. Diesem Plädoyer für die Wissenschaftsfreiheit schließt sich Götz Neuneck an, Senior Fellow am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. “Natürlich steigt angesichts der Zeitenwende der Druck auf die Institutionen, auch militärische Forschung zu betreiben. Die Entscheidung sollte aber den Institutionen, Forschungseinrichtungen und Forschenden überlassen bleiben”, sagte der Wissenschaftler Table.Media.
Wenn es vom Staat verordnete militärische, grundgesetzkonforme Forschung geben soll, sollten eigene Forschungsabteilungen dafür gegründet werden, fordert Neuneck. “Eine Fall-zu-Fall-Abschätzung ist hier ebenso nötig wie eine besondere Aufmerksamkeit bei bestimmten Forschungsfeldern, etwa Raumfahrt, Flugkörperentwicklung oder Laserforschung, weil sie über ein besonders hohes Dual-Use-Potential verfügen.” Mitarbeit: Anne Brüning und Markus Weisskopf
Dual Use
EFI
Forschungspolitik
Zivilklausel
Termine
8. März 2024, 10:00 Uhr, Frankfurt am Main und online DiskussionWissenschaftsjahr Freiheit: Diskussion u.a. mit Bettina Stark-Watzinger, Alena Buyx und Antje BoetiusMehr
13. März, 10:00 bis 16:30 Uhr, Quadriga Foum, Werderscher Markt 15, 10117 Berlin Forum HochschulräteSinkende Studierendenzahlen – Neue Realitäten oder umkehrbarer Trend?Mehr
22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe Gipfel für Forschung und Innovation 2024“Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI”Mehr
22./23. Mai 2024, BBAW, Jägerstr. 22-23, 10117 Berlin Scientific Symposium der European Federation of Academies of Sciences and Humanities (ALLEA)European Research Collaboration in a Shifting Geopolitical LandscapeMehr
News
Uni Köln: Überprüfung der Lehrbefugnis von Ulrich Vosgerau läuft noch
Ob für den Rechtswissenschaftler Ulrich Vosgerau weiterhin die Voraussetzungen für den Status “Privatdozent” der Universität Köln gegeben sind, ist noch nicht geklärt. Die Prüfung dauere noch an, sagt eine UniversitätssprecheringegenüberTable.Media. Den Prinzipien rechtsstaatlicher Verfahren entsprechend habe Vosgerau die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalten, die er noch im Februar einreichen soll. Diese Stellungnahme liege noch nicht vor.
Auch danach wird es noch dauern. “Die Kommission wird eine Empfehlung an den zuständigen Habilitationsausschuss beschließen. Der Ausschuss tagt dreimal im Semester. Voraussichtlich im Mai wird er eine Entscheidung treffen.”
Seit 2015 ist Vosgerau nicht mehr an der Uni Köln beschäftigt
Am 10. Januar, dem Tag, an dem die Correctiv-Redaktion die Recherche über den “Geheimplan gegen Deutschland” veröffentlichte und Ulrich Vosgeraus Teilnahme bekannt wurde, hatte die Universität Köln die Überprüfung angekündigt. Am 22. Januar teilte die Rechtswissenschaftliche Fakultät mit, ein formelles Verfahren eingeleitet zu haben, “in dem die Lehrbefugnis von Dr. Ulrich Vosgerau und damit sein Status als Privatdozent überprüft wird”.
Vosgerau hat sich nach Auskunft der Universität im Jahr 2012 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Köln habilitiert. Aufgrund der Habilitation erhielt er die Lehrbefugnis der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sowie die Bezeichnung “Privatdozent”. Seit 2015 sei er nicht mehr an der Universität zu Köln beschäftigt, seit 2018 lehre er zudem nicht mehr an der Fakultät. Unter den auf der Website der Fakultät aufgeführten Privatdozenten findet sich sein Name weiterhin.
Entzug einer Lehrbefugnis wäre Eingriff in die Grundrechte
Die Lehrbefugnis könne widerrufen werden, wenn der Habilitierte ohne wichtigen Grund zwei Jahre keine Lehrtätigkeit ausgeübt hat, oder wenn er durch sein Verhalten das Ansehen oder das Vertrauen, das die Stellung erfordert, verletzt, erklärt die Uni-Sprecherin.
Bei dem Entzug einer Lehrerlaubnis handele es sich immer um einen Eingriff in die Grundrechte des Betroffenen. “Er muss also entsprechend begründet werden. Hierbei gilt zu bedenken, dass die Entscheidung der Fakultät einer etwaigen gerichtlichen Überprüfung standhalten sollte.” abg
Rechtsextremismus
Universitäten
Wissenschaft
In Regensburg und an der Viadrina entstehen Zentren für interdisziplinäre Ukrainestudien
Zwei neue Zentren sollen zum Ausbau der Ukraine-Expertise in Deutschland beitragen und sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung und Lehre zur Ukraine zwischen Fachbereichen und Institutionen strategisch zusammenführen. Das ist das Ergebnis eines Auswahlverfahrens des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD). Wie dieser am Mittwoch mitteilte, wird der Aufbau des Zentrums “Denkraum Ukraine” der Universität Regensburg gefördert und der “Kompetenzverbund Interdisziplinäre Ukrainestudien Frankfurt (Oder) – Berlin (KIU)” der Europa-Universität Viadrina im Verbund mit Berliner Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen.
Beide Projekte erhalten 2024 rund 750.000 Euro. Insgesamt stehen bis 2028 knapp fünf Millionen Euro aus Mitteln des Auswärtigen Amts zur Verfügung. DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee bezeichnete die Förderung kurz nach dem zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine als klares Zeichen der Kooperation und der Solidarität. “Russlands Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass wir in Deutschland mehr Expertise zu Osteuropa und speziell zur Ukraine benötigen”, sagte er.
Besondere Rolle für Wissenschaftskommunikation und Vernetzung
Ein Wiederaufbau des Landes und eine Heranführung der Ukraine an die Europäische Union setze auch bei uns vertieftes Wissen zu Geschichte, Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft der Ukraine voraus, sagte Mukherjee. “Beide Zentren werden dazu einen wichtigen Beitrag leisten.”
Eine besondere Rolle soll bei den Zentren auch die Wissenschaftskommunikation und die Vernetzung von deutschen, ukrainischen und internationalen Akteuren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft spielen. abg
DAAD
Forschung
Forschungsförderung
Ukraine
Wissenschaft
Wissenschaftskommunikation
Presseschau
The Economist. Why fake research is rampant in China. Der Wissenschaftler Huang Feiruo wurde von der Huazhong Agricultural University entlassen, nachdem seine Doktoranden ihn des Plagiats und der Datenfälschung beschuldigt hatten. Dies zeige exemplarisch den weit verbreiteten wissenschaftlichen Betrug in China, der auf falsche Anreize zurückzuführen sei, heißt es in dem Artikel. Die Quantität der Veröffentlichungen werde über die Qualität gestellt. Ein Beispiel für die weite Verbreitung betrügerischer Forschung ist die hohe Retraction Rate wissenschaftlicher Zeitschriften in China, wobei viele Arbeiten von “Paper Mills” produziert werden. Die Regierung hat zwar ein hartes Durchgreifen eingeleitet, doch um das Problem an der Wurzel zu packen, sind systematische Änderungen der akademischen Anreize erforderlich. Mehr.
Nature. Science can drive development and unity in Africa – as it does in the US and Europe. Die Vision des ersten ghanaischen Präsidenten Kwame Nkrumah für die wissenschaftliche Zusammenarbeit in Afrika, die er bei der Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit formulierte, ist nach wie vor aktuell. Doch die Herausforderungen bleiben groß. Die afrikanischen Länder teilen gemeinsame Probleme wie Ernährungsunsicherheit und Klimaanpassung, doch die Bemühungen um die Einrichtung eines kontinentweiten Fonds für die wissenschaftliche Zusammenarbeit kommen nur schleppend voran. Mehr
Tagesspiegel. Der Antisemitismus und die Hochschulen: Lasst Argumente sprechen, nicht Affekte. Das Ressentiment gegen Juden ist nicht durch bürokratische Resolutionen, Beauftragte und mediales Lamento zu beseitigen. Es ist Zeit für mehr Sachkunde und weniger Polarisierung – auf allen Seiten, schreibt Wolfgang Benz in einem Gastbeitrag. Mehr
Laborjournal. Dossier “Wissenschaftsprekariat”. Nicht nur der Hashtag “#IchBinHanna” mache klar, dass die Befristungsregeln für Anstellungen in der Forschung nicht mehr haltbar seien, schreibt das Laborjournal. 17 Beiträge hat es dazu in einem Dossier gesammelt. Mehr
Heads
Melanie Brinkmann – eine Virologin mit journalistischem Interesse
Die Virologin Melanie Brinkmann wurde in der Pandemie bekannt.
Sie sind winzig, haben keinen eigenen Stoffwechsel, bestehen aus keiner eigenen Zelle und sind streng genommen gar keine Lebewesen. Für Melanie Brinkmann gibt es trotzdem nichts Faszinierenderes als Viren, denn diese Krankheitserreger sind äußerst facettenreich und erklärungsbedürftig. Während der Corona-Pandemie wurde die Professorin am Institut für Genetik der TU Braunschweig und Forscherin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung zu einer der wichtigsten und meistgehörten virologischen Stimmen im Land.
Sie warnte nicht nur mit deutlichen Worten vor dem Virus, sondern erarbeitete als Mitinitiatorin der sogenannten No-Covid-Strategie auch konkrete Konzepte und Strategien zur Bekämpfung der Sars-CoV-2-Pandemie. Immer mit dem Ziel, bundesweite Dauer-Lockdowns zu vermeiden. “Unsere ureigenste Aufgabe als Wissenschaftlerinnen ist der Erkenntnisgewinn. Und den sollten wir auch kommunizieren“, sagt Brinkmann heute im Interview.
Journalismus war eine Option
Dabei sah es kurz nach ihrem Abitur zunächst noch so aus, als würde die Virologin einen ganz anderen beruflichen Weg einschlagen. “Berichte für unsere Lokalzeitung zu schreiben und mein Praktikum bei GEO fand ich damals toll”, erzählt die Forscherin. Nach einem Gespräch mit einem Chefredakteur, der ihr riet, sich “tief in ein Fach einzuarbeiten”, entschied sie sich dann aber dafür, Biologie zu studieren. Stationen während ihres Studiums waren Göttingen, London und Berlin – ihre Promotion schloss Brinkmann am Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover ab.
“Die Mikrobiologie und die Virologie haben mich so begeistert, dass meine Ambitionen für den Journalismus in den Hintergrund gerieten”, erinnert sich die Wissenschaftlerin heute. Denn im Rahmen ihrer Doktorarbeit und während ihrer Postdoc-Zeit am Whitehead Institute for Biomedical Research, das dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) angegliedert ist, widmete sich die Virologin vor allem den Herpesviren. “Ich will mit meiner Forschung dazu beitragen, bessere Therapieansätze bei herpesviralen Infektionen zu entwickeln. Und ich möchte diese Viren nutzen, um bestimmte Prozesse im menschlichen Körper besser zu verstehen”, sagt die Forscherin. Brinkmanns Forschungen wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Promotionspreis der Medizinischen Hochschule Hannover (2004), dem Robert-Koch-Postdoktoranden-Preis der Robert-Koch-Stiftung (2007) und dem Science Award der Gesellschaft für Signaltransduktion (2016).
Wie arbeitet die Wissenschaftlerin? Brinkmann ist eine erklärte Teamarbeiterin. Als Vorgesetzte will sie präsent sein, immer an der Basis bleiben und wissen, was in ihrem Labor passiert. “Man kann sich auf mich verlassen. Wenn ich sage ,ich mach das’, dann kümmere ich mich auch darum”, so die Virologin. Es sei ihr sehr wichtig, dass die Mitarbeiter sich mit ihren Projekten identifizieren, sich untereinander helfen und kollaborieren.
Weibliche Stimmen stärken
Während der Pandemie habe sie sich vor allem aus einem Verantwortungsgefühl heraus zu Wort gemeldet, erinnert sich Brinkmann heute. Zu viele männliche Experten, die zum Teil gar keine waren, seien während dieser Zeit in den Medien aufgetaucht. Mithilfe von Infect-Net, einem Netzwerk von Wissenschaftlerinnen, zu dessen Gründungsteam auch Brinkmann gehört, soll es künftig mehr weibliche Stimmen in der Infektionsforschung geben. Denn die nächste Pandemie kommt bestimmt, glaubt Brinkmann: “Sars-CoV-2 war nicht unbedingt die größte Herausforderung. Es ist durchaus möglich, dass wir noch stärker gefordert werden – und darauf sollten wir vorbereitet sein.” Gabriele Voßkühler
Coronavirus
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Personalien
Gabriele Britz (Richterin des Bundesverfassungsgerichts a.D.), Alena Buyx (Vorsitzende des Deutschen Ethikrates) und Katharina Boele-Woelki sind neue Mitglieder des Kuratoriums der Hamburger Bucerius Law School.
Alexandra Bormann übernimmt am 1. März das Amt der Rektorin an der Hochschule Furtwangen. Sie folgt auf Rolf Schofer.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
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Bildung.Table. MINT-Bildung im Ganztag: Außerschulische Kooperation ist oft dem Zufall überlassen. Außerschulische MINT-Akteure gelangen oft nur zufällig zu den Ganztagsschulen. Woran Kooperationen scheitern und wie der Austausch besser gelingen kann, zeigt eine Studie des Nationalen MINT Forums, die Table.Media exklusiv vorliegt. Mehr
Bildung.Table. Lehrkräfteausbildung: Es braucht mehr Mut zur Einheitlichkeit. Vor allem zwei Dinge prägen die Lehrkräfteausbildung hierzulande: das Beharren auf vermeintlich unverrückbaren Prinzipien und ein Flickenteppich länderspezifischer Vorgaben. Mark Rackles untermauert in seiner neuen Studie, die am heutigen Mittwoch vorgestellt wird, dass es anders ginge. Mehr
China.Table. Japan setzt gegenüber China schon lange auf De-Risking. De-Risking ist für Japan ein alter Hut. Tokio hat früher verstanden als andere, dass eine allzu starke Abhängigkeit von China auch schädlich sein kann. Dabei hatte auch Japan von Chinas Wachstum stark profitiert. Mehr
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Um eine ganz andere Art von Reaktion auf Aggression geht es bei der Anlaufstelle Scicomm-Support, über die mein Kollege Markus Weisskopf berichtet. Sie berät Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die attackiert werden. Die Angriffe reichen von vielzähligen Hasskommentaren in den Sozialen Medien über Beleidigungen in E-Mails und Drohungen am Telefon bis hin zu tätlichen Angriffen bei öffentlichen Veranstaltungen und auf offener Straße. Die traurige Bilanz des im Sommer gestarteten Projekts: Das ehrenamtlich tätige Team hat viel zu tun, nicht selten wird es zwei bis dreimal am Tag zurate gezogen.
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Analyse
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Ziel von Angriffen während der Pandemie: Christian Drosten. Aber auch viele andere Wissenschaftler sehen sich Bedrohungen und Beleidigungen ausgesetzt.
Zwei bis drei Anrufe gebe es manchmal am Tag, sagt Julia Wandt, eine der Initiatorinnen der Anlaufstelle Scicomm-Support. Mehr, als man zu Beginn des Projekts angenommen hatte. Und es wird klar: Nicht nur die Drostens, Brinkmanns, oder bekannte Klimaforscher werden im Netz und auf der Straße angefeindet.
Angriffe nicht nur offline, sondern auch auf traditionellen Kanälen
Die Fälle ziehen sich durch alle Karrierestufen und Fachdisziplinen – und auch hinsichtlich des Geschlechts gibt es keine deutliche Tendenz. Kristin Küter, Projektleiterin bei Wissenschaft im Dialog ist zudem überrascht, dass es keineswegs deutlich mehr Anfragen zu Angriffen auf Social Media oder generell im Netz gibt. Auch Offline, bei Veranstaltungen oder in traditionellen Medien finden die Übergriffe statt. Die Angriffe reichen von vielzähligen Hasskommentaren in den Sozialen Medien über Beleidigungen in E-Mails und Drohungen am Telefon bis hin zu tätlichen Angriffen bei öffentlichen Veranstaltungen und auf offener Straße.
Genaue Daten über Angriffe auf Wissenschaftler gibt es leider noch nicht. Die Evidenz hierfür ist gerade für Deutschland überwiegend anekdotisch, sagt Niels Mede von der Universität Zürich. Aber jeder Angriff ist natürlich einer zu viel. Problematisch seien die Angriffe auf Wissenschaftler auch gerade deshalb, weil sie nicht selten von Personen kommen, die in bestimmten Milieus einflussreich und meinungsführend sind, und so ein wissenschaftsfeindliches Klima unter ihren Sympathisanten weiter befeuern. Insbesondere sei der sogenannte Chilling Effekt ein Problem, der dazu führt, dass sich kommunizierende Forschende aus der Öffentlichkeit zurückziehen, sagt der Kommunikationswissenschaftler.
Vor allem kleinere Hochschulen mit Beratung überfordert
Spätestens mit der Pandemie wurde deutlich, dass viele der Hochschulen mit der Beratung von Wissenschaftlern überfordert sind, wenn diese im Netz, oder auch in traditionellen Medien und in Veranstaltungen angefeindet werden. Neben einer vertieften kommunikativen Beratung braucht es dann schließlich auch eine psychosoziale und rechtliche Unterstützung. Zumindest kleinere Hochschulen können diese kaum zur Verfügung stellen. Plattformen wie Stark im Amt oder Hate Aid leisteten hingegen bereits früh in der aufgeheizter werdenden Stimmung Unterstützung, jedoch nicht explizit zugeschnitten auf die Wissenschaft.
Anlaufstelle bietet Beratung und Trainings
Diese Lücke versucht das im Sommer 2023 gestartete Projekt Scicomm-Support zu schließen. Das Projekt wurde vom Bundesverband Hochschulkommunikation und Wissenschaft im Dialog gemeinsam ins Leben gerufen. Dazu ist Scicomm-Support Teil des wissenschaftlichen Projekts CAPAZ, innerhalb dessen Ressourcen für angegriffene Wissenschaftler und auch wissenschaftliche Publikation zum Thema entstehen.
Folgende Unterstützungsleistungen werden seitens des Projekts angeboten:
Kommunikative Beratung: Kommunikationsexperten unterstützen über eine Hotline bei der Gestaltung der Wissenschaftskommunikation in kritischen Phasen.
Rechtliche Beratung findet seitens einer ausgewählten Kanzlei statt. Gespräche werden dann gemeinsam mit Beratern und Anwälten geführt.
Psychosoziale Beratung bietet das Projekt nicht direkt an, vermittelt aber an kompetente Ansprechpartner.
Präventiv bietet Scicomm-Support auch Trainings für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an.
Dazu kommt ein Leitfaden für die richtige Reaktion im Krisenfall. Dafür nutzt Scicomm-Support auch Ressourcen anderer, beispielsweise von Hate Aid.
Alle Berater an der Telefonhotline arbeiten ehrenamtlich
Zentraler Service ist die Telefonhotline, die von 7 bis 22 Uhr, 365 Tage erreichbar ist. Dort geht keine “Zentrale” ans Telefon, sondern direkt eine Beraterin oder ein Berater. 25 bis 30 erfahrene Kommunikationsexperten teilen sich derzeit diesen Job auf. “Alle ehrenamtlich”, betont Julia Wandt, die selbst den Geschäftsbereich Wissenschaftskommunikation und Strategie im Rektorat der Uni Freiburg leitet.
Oft melden sich die Wissenschaftler nicht nur einmal, sondern werden über längere Zeit hinweg betreut. Und es gilt, auch institutionelle Interessen in der Beratung mit einzubeziehen. Wie wirkt das, was ich als Wissenschaftler kommuniziere, in meiner Institution? Wo kann meine Institution unterstützen, welche Ressourcen stehen zur Verfügung?
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Manchmal geht es in den Gesprächen gar nicht um bereits vorhandene Angriffe. Es gebe auch sogenannte Absicherungen einer Kommunikationssituation: Dann melden sich Wissenschaftler, die vor kritischen Interviewsituationen oder kontroversen Veranstaltungen stehen und lassen sich beraten. Und auch Kommunikationsabteilungen der Hochschulen melden sich, wenn sie vor kritischen Situationen stehen und eine zweite Meinung einholen wollen.
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Elisabeth Hoffmann, Chief Communication Officer der Uni Köln, betont auf Anfrage von Table.Media, dass dadurch keine Substitutionseffekte entstehen sollten. Konflikte und Krisenfälle sollten möglichst vor Ort geklärt werden. Nur, wenn Pressestelle und Rechtsabteilung oder andere Einrichtungen der Hochschule nicht mehr helfen können, sollte der Scicomm-Support Ansprechpartner sein. Ihr ist es auch wichtig, die Relationen im Blick zu behalten. Vieles in der Wissenschaftskommunikation laufe problemlos, und viele Wissenschaftler machten positive Erfahrungen. Bedrohungen und Beleidigungen seien zum Glück immer noch die Ausnahme.
Dennoch wollen sich viele Einrichtungen für diese Ausnahmefälle wappnen – und fragen Trainings bei Scicomm-Support nach. Um die Vertraulichkeit gegenüber den Betroffenen zu bewahren, nennt Küter noch keine genauen Zahlen der Anfragen und Anrufe. Zudem seien diese nach nur einem halben Jahr noch nicht ausreichend belastbar und mitunter wenig aussagekräftig, da bei manchen Anfragen eine längere Betreuung bereits absehbar sei.
Es gibt einige Partner und Förderer, die das Projekt bereits unterstützen. Dazu gehören unter anderem die VolkswagenStiftung. “Forschende brauchen Rückhalt, sie müssen befähigt und ermutigt werden, im zunehmend härteren Diskurs resilient zu bleiben”, beschreibt deren Pressesprecher Jens Rehländer die Motivation, das Projekt zu unterstützen.
Das Projekt ist offen für weitere Partner
Weitere Partner und Förderer seien herzlich willkommen. Schließlich gelte es, die Anlaufstelle auch über die Phase der Anschubfinanzierung abzusichern, sagt Julia Wandt. Das Thema immerhin bekommt jetzt eine größere Aufmerksamkeit: Gemeinsam mit Scicomm-Support und der Klaus Tschira Stiftung organisiert die ZEIT-Stiftung Bucerius am heutigen Donnerstag eine Tagung zum Thema. Wer nicht persönlich teilnehmen kann, hat die Möglichkeit, die Panels am Nachmittag in einer Aufzeichnung anzuschauen.
Hochschulen
Wissenschaftskommunikation
Translation missing.
Debatte nach EFI-Forderung zur Stärkung von Dual-Use-Forschung
Uwe Cantner übergibt das aktuelle Jahresgutachten der EFI an Bundeskanzler Olaf Scholz.
Militärische Forschung an deutschen Unis und Wissenschaftseinrichtungen war lange Zeit ein Tabu. Das könnte sich nun ändern. Ein entsprechendes Plädoyer hat am Mittwoch die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) der Bundesregierung vorgelegt. Ihr Credo: die Zivilklausel in der deutschen Wissenschaft überdenken. Angesichts zunehmender globaler Bedrohungslagen sollten “die Optionen im Umgang mit militärischer Forschung und Entwicklung neu bewertet werden”. So steht es im Jahresgutachten der EFI, dass die Experten am Nachmittag an Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben haben.
Gemessen daran, wie sehr Deutschland diese Frage bis in die letzten Jahre hinein ablehnte, kommt der Schritt einer kleinen Revolution gleich – und könnte zu einem Baustein der Zeitenwende werden, die Olaf Scholz drei Tage nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ausgerufen hat. Bereits am Montag hatte Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger der Empfehlung der Wissenschaftler vorgegriffen und sich für eine stärkere Dual-Use-Forschung ausgesprochen. Die FDP-Ministerin braucht Felder für die eigene Profilierung und nutzt nun, im Wissen um das Gutachten, dieses Thema, um sich positionieren.
EFI: Betonung auf ökonomische Chancen der Dual-Use-Forschung
Uwe Cantner, Vorsitzender der EFI-Kommission, forderte im Gespräch mit Table.Media mehr Tempo bei der Transformation: “Die strikte Trennung zwischen militärischer und ziviler Forschung gehört auf den Prüfstand. Deutschland vergibt hierdurch ökonomische Chancen.” Cantner forderte den Kanzler bei der Übergabe des Gutachtens auf, auch das Sondervermögen der Bundeswehr für die Förderung von zivil-militärischen Forschungsvorhaben zu nutzen. Angesichts von Krisen, Kriegen und den engen finanziellen Grenzen in Schuldenbremse-Zeiten könnten Widerstände gegen den Fall der Zivilklausel im Wissenschaftssystem zunehmend schwinden.
Das Signal des Gutachtens sei “längst überfällig”, sagt Stephan Seiter, forschungspolitischer Sprecher der FDP. Gerade in Zeiten knapper Haushaltsmittel müssten die Ministerien, nicht nur das BMBF, verantwortungsvoll und wissenschaftsbasiert vorgehen. “Dazu gehört auch, die willkürliche Trennung zwischen ziviler und militärischer Forschung aufzulösen und zu bewusster Zusammenarbeit überzugehen. Forschungsergebnisse sind neutral, wie sie angewendet werden, liegt in der Verantwortung des Menschen”, sagte Seiter Table.Media.
Auch Anna Christmann (Grüne) fühlt sich von der EFI bestärkt. “Beim Erreichten dürfen wir nicht stehen bleiben. Jetzt gilt es, Investitionen zu mobilisieren, den Weg für neue Technologien freizumachen, wo regulative Hürden ihr Potenzial begrenzen und Spillover-Effekte aus Forschung und Innovation nicht nur im zivilen Bereich konsequenter mitzudenken.” Auffällig ruhig blieb es auf Seiten der SPD. Weder erwähnte der Kanzler die Stellen zur zivil-militärischen Forschung bei der Gutachten-Übergabe, noch reagierte die Fraktion auf die Anfrage von Table.Media.
Linksfraktion: Schuldenbremse auflösen statt der Zivilklausel
“Überrascht” von der offensiven Forderung zeigt sich die forschungspolitische Sprecherin der Linken, Petra Sitte: “Abgesehen davon, dass diese Verknüpfung historisch nicht neu ist, führt sie uns in militärische Logiken für alle FuE-Felder. Fragen der Gemeinwohlorientierung, der Zivilgesellschaft, des offenen Zugangs zu Ergebnissen öffentlich geförderter FuE treten in den Hintergrund”. Sitte kritisiert an dem Ansatz, dass sich damit die konsequente Fokussierung auf Transformationsprozesse, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, kaum realisieren lasse. “Ich vermisse aber, dass sich die Kommission bezüglich der ,Budgetkonkurrenzen‘ kritisch mit den Wirkungen einer politisch entschiedenen, aber nicht wissenschaftlich begründeten Schuldenbremse auseinandersetzt.”
Inwiefern sich die forschungspolitisch erwarteten Effekte einer Annäherung zwischen militärisch und zivil geprägter Forschung und Entwicklung (FuE) tatsächlich einstellen, lasse sich schwer prognostizieren, schreibt die Hochschulrektorenkonferenz auf Anfrage. Eine vergleichbare Diskussion wird aktuell aber auch auf europäischer Ebene geführt. “Wie alle Dual-Use-Debatten zeigen, ist der konstatierte Unterschied zwischen einer zivilen oder militärischen Verwertbarkeit von Forschungserkenntnissen in der Regel nicht trennscharf”. Die Konsultationen auf europäischer Ebene und der nationale Meinungsbildungsprozess der Hochschulen dauerten allerdings noch an. Die HRK wollte dem gestern nicht vorgreifen.
HRK: Militärische Forschung nicht zum Nachteil von ziviler stärken
Die Vertretung der deutschen Hochschulen brachte zum Ausdruck, dass aus der Perspektive der Wissenschaftsfreiheit wichtig sein wird, “dass es im Zuge möglicher Änderungen insbesondere in der Förderarchitektur nicht zu einer Art Verpflichtung der Wissenschaftseinrichtungen zu militärischer Forschung kommt“. Völlig unabhängig von der unbestreitbaren Bedeutung explizit militärischer oder Dual-Use-Forschung dürfe es durch deren Stärkung zu keiner Beeinträchtigung ziviler oder noch zweckunbestimmter Forschung kommen. Das gelte speziell im Hinblick auf die für Grundlagenforschung zur Verfügung stehenden Mittel.
“Sogenannte Zivilklauseln, wie es sie vor allem an deutschen Hochschulen aus historischen Gründen gibt, sollten nicht mit der Dual-Use-Debatte vermischt werden“, heißt es aus der HRK. “Zivilklauseln sind institutionelle, die Forschungsfreiheit der einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichwohl rechtlich nicht beschränkende Selbstverpflichtungen, die eine ethische Auseinandersetzung mit möglichen Konsequenzen der Forschung gewährleisten sollen und strukturieren.”
Wissenschaftsfreiheit verlangt Entscheidungen im Einzelfall
Der Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung verlange eine sorgsame, an ethischen und rechtlichen Maßstäben ausgerichtete Abwägung des Nutzens der Forschung und der Risiken für Menschenwürde, Leben und weitere grundlegender Güter, sagt Verwaltungsrechtlerin Anika Klafki. Die Juniorprofessorin an der Uni Jena weist im Gespräch mit Table.Media daraufhin, dass die Einschätzung, inwiefern eine Bündelung militärischer und ziviler Forschung angemessen ist, nur im Einzelfall beantwortet werden könne.
“Angesichts der im Grundgesetz verfassungsrechtlich garantierten Wissenschaftsfreiheit muss die freie Entscheidung darüber den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor Ort oder den jeweiligen Wissenschaftseinrichtungen vorbehalten bleiben“, sagt Klafki. Diesem Plädoyer für die Wissenschaftsfreiheit schließt sich Götz Neuneck an, Senior Fellow am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. “Natürlich steigt angesichts der Zeitenwende der Druck auf die Institutionen, auch militärische Forschung zu betreiben. Die Entscheidung sollte aber den Institutionen, Forschungseinrichtungen und Forschenden überlassen bleiben”, sagte der Wissenschaftler Table.Media.
Wenn es vom Staat verordnete militärische, grundgesetzkonforme Forschung geben soll, sollten eigene Forschungsabteilungen dafür gegründet werden, fordert Neuneck. “Eine Fall-zu-Fall-Abschätzung ist hier ebenso nötig wie eine besondere Aufmerksamkeit bei bestimmten Forschungsfeldern, etwa Raumfahrt, Flugkörperentwicklung oder Laserforschung, weil sie über ein besonders hohes Dual-Use-Potential verfügen.” Mitarbeit: Anne Brüning und Markus Weisskopf
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Termine
8. März 2024, 10:00 Uhr, Frankfurt am Main und online DiskussionWissenschaftsjahr Freiheit: Diskussion u.a. mit Bettina Stark-Watzinger, Alena Buyx und Antje BoetiusMehr
13. März, 10:00 bis 16:30 Uhr, Quadriga Foum, Werderscher Markt 15, 10117 Berlin Forum HochschulräteSinkende Studierendenzahlen – Neue Realitäten oder umkehrbarer Trend?Mehr
22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe Gipfel für Forschung und Innovation 2024“Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI”Mehr
22./23. Mai 2024, BBAW, Jägerstr. 22-23, 10117 Berlin Scientific Symposium der European Federation of Academies of Sciences and Humanities (ALLEA)European Research Collaboration in a Shifting Geopolitical LandscapeMehr
News
Uni Köln: Überprüfung der Lehrbefugnis von Ulrich Vosgerau läuft noch
Ob für den Rechtswissenschaftler Ulrich Vosgerau weiterhin die Voraussetzungen für den Status “Privatdozent” der Universität Köln gegeben sind, ist noch nicht geklärt. Die Prüfung dauere noch an, sagt eine UniversitätssprecheringegenüberTable.Media. Den Prinzipien rechtsstaatlicher Verfahren entsprechend habe Vosgerau die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalten, die er noch im Februar einreichen soll. Diese Stellungnahme liege noch nicht vor.
Auch danach wird es noch dauern. “Die Kommission wird eine Empfehlung an den zuständigen Habilitationsausschuss beschließen. Der Ausschuss tagt dreimal im Semester. Voraussichtlich im Mai wird er eine Entscheidung treffen.”
Seit 2015 ist Vosgerau nicht mehr an der Uni Köln beschäftigt
Am 10. Januar, dem Tag, an dem die Correctiv-Redaktion die Recherche über den “Geheimplan gegen Deutschland” veröffentlichte und Ulrich Vosgeraus Teilnahme bekannt wurde, hatte die Universität Köln die Überprüfung angekündigt. Am 22. Januar teilte die Rechtswissenschaftliche Fakultät mit, ein formelles Verfahren eingeleitet zu haben, “in dem die Lehrbefugnis von Dr. Ulrich Vosgerau und damit sein Status als Privatdozent überprüft wird”.
Vosgerau hat sich nach Auskunft der Universität im Jahr 2012 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Köln habilitiert. Aufgrund der Habilitation erhielt er die Lehrbefugnis der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sowie die Bezeichnung “Privatdozent”. Seit 2015 sei er nicht mehr an der Universität zu Köln beschäftigt, seit 2018 lehre er zudem nicht mehr an der Fakultät. Unter den auf der Website der Fakultät aufgeführten Privatdozenten findet sich sein Name weiterhin.
Entzug einer Lehrbefugnis wäre Eingriff in die Grundrechte
Die Lehrbefugnis könne widerrufen werden, wenn der Habilitierte ohne wichtigen Grund zwei Jahre keine Lehrtätigkeit ausgeübt hat, oder wenn er durch sein Verhalten das Ansehen oder das Vertrauen, das die Stellung erfordert, verletzt, erklärt die Uni-Sprecherin.
Bei dem Entzug einer Lehrerlaubnis handele es sich immer um einen Eingriff in die Grundrechte des Betroffenen. “Er muss also entsprechend begründet werden. Hierbei gilt zu bedenken, dass die Entscheidung der Fakultät einer etwaigen gerichtlichen Überprüfung standhalten sollte.” abg
Rechtsextremismus
Universitäten
Wissenschaft
In Regensburg und an der Viadrina entstehen Zentren für interdisziplinäre Ukrainestudien
Zwei neue Zentren sollen zum Ausbau der Ukraine-Expertise in Deutschland beitragen und sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung und Lehre zur Ukraine zwischen Fachbereichen und Institutionen strategisch zusammenführen. Das ist das Ergebnis eines Auswahlverfahrens des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD). Wie dieser am Mittwoch mitteilte, wird der Aufbau des Zentrums “Denkraum Ukraine” der Universität Regensburg gefördert und der “Kompetenzverbund Interdisziplinäre Ukrainestudien Frankfurt (Oder) – Berlin (KIU)” der Europa-Universität Viadrina im Verbund mit Berliner Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen.
Beide Projekte erhalten 2024 rund 750.000 Euro. Insgesamt stehen bis 2028 knapp fünf Millionen Euro aus Mitteln des Auswärtigen Amts zur Verfügung. DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee bezeichnete die Förderung kurz nach dem zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine als klares Zeichen der Kooperation und der Solidarität. “Russlands Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass wir in Deutschland mehr Expertise zu Osteuropa und speziell zur Ukraine benötigen”, sagte er.
Besondere Rolle für Wissenschaftskommunikation und Vernetzung
Ein Wiederaufbau des Landes und eine Heranführung der Ukraine an die Europäische Union setze auch bei uns vertieftes Wissen zu Geschichte, Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft der Ukraine voraus, sagte Mukherjee. “Beide Zentren werden dazu einen wichtigen Beitrag leisten.”
Eine besondere Rolle soll bei den Zentren auch die Wissenschaftskommunikation und die Vernetzung von deutschen, ukrainischen und internationalen Akteuren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft spielen. abg
DAAD
Forschung
Forschungsförderung
Ukraine
Wissenschaft
Wissenschaftskommunikation
Presseschau
The Economist. Why fake research is rampant in China. Der Wissenschaftler Huang Feiruo wurde von der Huazhong Agricultural University entlassen, nachdem seine Doktoranden ihn des Plagiats und der Datenfälschung beschuldigt hatten. Dies zeige exemplarisch den weit verbreiteten wissenschaftlichen Betrug in China, der auf falsche Anreize zurückzuführen sei, heißt es in dem Artikel. Die Quantität der Veröffentlichungen werde über die Qualität gestellt. Ein Beispiel für die weite Verbreitung betrügerischer Forschung ist die hohe Retraction Rate wissenschaftlicher Zeitschriften in China, wobei viele Arbeiten von “Paper Mills” produziert werden. Die Regierung hat zwar ein hartes Durchgreifen eingeleitet, doch um das Problem an der Wurzel zu packen, sind systematische Änderungen der akademischen Anreize erforderlich. Mehr.
Nature. Science can drive development and unity in Africa – as it does in the US and Europe. Die Vision des ersten ghanaischen Präsidenten Kwame Nkrumah für die wissenschaftliche Zusammenarbeit in Afrika, die er bei der Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit formulierte, ist nach wie vor aktuell. Doch die Herausforderungen bleiben groß. Die afrikanischen Länder teilen gemeinsame Probleme wie Ernährungsunsicherheit und Klimaanpassung, doch die Bemühungen um die Einrichtung eines kontinentweiten Fonds für die wissenschaftliche Zusammenarbeit kommen nur schleppend voran. Mehr
Tagesspiegel. Der Antisemitismus und die Hochschulen: Lasst Argumente sprechen, nicht Affekte. Das Ressentiment gegen Juden ist nicht durch bürokratische Resolutionen, Beauftragte und mediales Lamento zu beseitigen. Es ist Zeit für mehr Sachkunde und weniger Polarisierung – auf allen Seiten, schreibt Wolfgang Benz in einem Gastbeitrag. Mehr
Laborjournal. Dossier “Wissenschaftsprekariat”. Nicht nur der Hashtag “#IchBinHanna” mache klar, dass die Befristungsregeln für Anstellungen in der Forschung nicht mehr haltbar seien, schreibt das Laborjournal. 17 Beiträge hat es dazu in einem Dossier gesammelt. Mehr
Heads
Melanie Brinkmann – eine Virologin mit journalistischem Interesse
Die Virologin Melanie Brinkmann wurde in der Pandemie bekannt.
Sie sind winzig, haben keinen eigenen Stoffwechsel, bestehen aus keiner eigenen Zelle und sind streng genommen gar keine Lebewesen. Für Melanie Brinkmann gibt es trotzdem nichts Faszinierenderes als Viren, denn diese Krankheitserreger sind äußerst facettenreich und erklärungsbedürftig. Während der Corona-Pandemie wurde die Professorin am Institut für Genetik der TU Braunschweig und Forscherin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung zu einer der wichtigsten und meistgehörten virologischen Stimmen im Land.
Sie warnte nicht nur mit deutlichen Worten vor dem Virus, sondern erarbeitete als Mitinitiatorin der sogenannten No-Covid-Strategie auch konkrete Konzepte und Strategien zur Bekämpfung der Sars-CoV-2-Pandemie. Immer mit dem Ziel, bundesweite Dauer-Lockdowns zu vermeiden. “Unsere ureigenste Aufgabe als Wissenschaftlerinnen ist der Erkenntnisgewinn. Und den sollten wir auch kommunizieren“, sagt Brinkmann heute im Interview.
Journalismus war eine Option
Dabei sah es kurz nach ihrem Abitur zunächst noch so aus, als würde die Virologin einen ganz anderen beruflichen Weg einschlagen. “Berichte für unsere Lokalzeitung zu schreiben und mein Praktikum bei GEO fand ich damals toll”, erzählt die Forscherin. Nach einem Gespräch mit einem Chefredakteur, der ihr riet, sich “tief in ein Fach einzuarbeiten”, entschied sie sich dann aber dafür, Biologie zu studieren. Stationen während ihres Studiums waren Göttingen, London und Berlin – ihre Promotion schloss Brinkmann am Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover ab.
“Die Mikrobiologie und die Virologie haben mich so begeistert, dass meine Ambitionen für den Journalismus in den Hintergrund gerieten”, erinnert sich die Wissenschaftlerin heute. Denn im Rahmen ihrer Doktorarbeit und während ihrer Postdoc-Zeit am Whitehead Institute for Biomedical Research, das dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) angegliedert ist, widmete sich die Virologin vor allem den Herpesviren. “Ich will mit meiner Forschung dazu beitragen, bessere Therapieansätze bei herpesviralen Infektionen zu entwickeln. Und ich möchte diese Viren nutzen, um bestimmte Prozesse im menschlichen Körper besser zu verstehen”, sagt die Forscherin. Brinkmanns Forschungen wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Promotionspreis der Medizinischen Hochschule Hannover (2004), dem Robert-Koch-Postdoktoranden-Preis der Robert-Koch-Stiftung (2007) und dem Science Award der Gesellschaft für Signaltransduktion (2016).
Wie arbeitet die Wissenschaftlerin? Brinkmann ist eine erklärte Teamarbeiterin. Als Vorgesetzte will sie präsent sein, immer an der Basis bleiben und wissen, was in ihrem Labor passiert. “Man kann sich auf mich verlassen. Wenn ich sage ,ich mach das’, dann kümmere ich mich auch darum”, so die Virologin. Es sei ihr sehr wichtig, dass die Mitarbeiter sich mit ihren Projekten identifizieren, sich untereinander helfen und kollaborieren.
Weibliche Stimmen stärken
Während der Pandemie habe sie sich vor allem aus einem Verantwortungsgefühl heraus zu Wort gemeldet, erinnert sich Brinkmann heute. Zu viele männliche Experten, die zum Teil gar keine waren, seien während dieser Zeit in den Medien aufgetaucht. Mithilfe von Infect-Net, einem Netzwerk von Wissenschaftlerinnen, zu dessen Gründungsteam auch Brinkmann gehört, soll es künftig mehr weibliche Stimmen in der Infektionsforschung geben. Denn die nächste Pandemie kommt bestimmt, glaubt Brinkmann: “Sars-CoV-2 war nicht unbedingt die größte Herausforderung. Es ist durchaus möglich, dass wir noch stärker gefordert werden – und darauf sollten wir vorbereitet sein.” Gabriele Voßkühler
Coronavirus
Forschung
MIT
Pandemie
Wissenschaftskommunikation
Personalien
Gabriele Britz (Richterin des Bundesverfassungsgerichts a.D.), Alena Buyx (Vorsitzende des Deutschen Ethikrates) und Katharina Boele-Woelki sind neue Mitglieder des Kuratoriums der Hamburger Bucerius Law School.
Alexandra Bormann übernimmt am 1. März das Amt der Rektorin an der Hochschule Furtwangen. Sie folgt auf Rolf Schofer.
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