vor einem Jahr hofften die deutschen Unternehmen in China, dass das Land sich nach der Pandemie öffnen und 2023 ein kräftiger Aufschwung einsetzen würde. Das war damals zumindest das Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Handelskammer in Peking. Die Umfrageergebnisse aus diesem Jahr, die das Geschäftsklima vor Ort beleuchten, sind deshalb nun vor allem auch ein Realitäts-Check.
Die Öffnung ist in Maßen eingetreten, aber die Erwartungen an einen starken Aufschwung haben sich eindeutig nicht erfüllt, schreibt Jörn Petring. Die Herausforderungen, mit denen deutsche Firmen in China kämpfen, sind nach wie vor enorm. Zunehmender Wettbewerb durch lokale Unternehmen, ungleicher Marktzugang und geopolitische Spannungen sind nur einige davon. Trotz der derzeitigen Sorgen will die überwiegende Mehrheit von 91 Prozent der Unternehmen aber dennoch in China bleiben. Es fehlt einfach noch immer an starken Alternativen.
Derweil fordert Brüssel mehr China-Kompetenz für Deutschland und Europa. Und will gleichzeitig in der Wissenschaft mehr Wachsamkeit bei der Zusammenarbeit mit China. Eine aktuelle Studie des EU-Projekts Reconnect China zeigt, dass die EU-Länder in vielerlei Hinsicht mit der Volksrepublik kooperieren, etwa indem ihre Firmen gemeinsam Patente anmelden. Deutschland ist demnach sogar der größte Patentpartner für China in Europa. Vor allem in den Bereichen Telekommunikation, Informationstechnologie und Elektronik gibt es solche Ko-Patente, schreibt Christiane Kühl, die die sperrige Studie für Sie auseinandergenommen hat.
Dass vor allem Großunternehmen daran beteiligt sind, zeige, dass die gemeinsame Patentierung in erster Linie ein kommerzielles Unterfangen ist, das von Tech- und Industrie-Giganten aus Deutschland und Frankreich dominiert wird. Auch wenn die Datenlage oftmals schwer zu durchdringen ist, wird klar: Das Interesse Chinas an Europas Know-how ist weiterhin groß.
Ihr Fabian Peltsch
Analyse
Mehrzahl der deutschen Unternehmen rechnet mit Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft
Licht am Ende des Tunnels – doch noch immer erhebliche Herausforderungen. So lässt sich die derzeitige Stimmung bei den Mitgliedern der Deutschen Handelskammer in China zusammenfassen. Das geht aus der am Mittwoch vorgestellten jährliche Kammer-Umfrage zum Geschäftsklima hervor.
Die wichtigste Erkenntnis:Die Unternehmen sind zwar vorsichtig optimistisch. Sie gehen aber nicht davon aus, dass die wirtschaftlichen Probleme in China bereits überwunden sind. Die Durststrecke wird vorerst anhalten. Allerdings, so hoffen die Befragten, wird sie nicht von Dauer sein.
83 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie einen Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft sehen.
63 Prozent dieser Firmen glauben, dass die Schwächephase noch ein bis drei Jahre andauern könnte.
22 Prozent gehen von einem Zeitraum zwischen drei und fünf Jahren aus.
Nur sechs beziehungsweise acht Prozent glauben, dass die Krise schneller als in einem Jahr vorbei ist oder länger als fünf Jahre dauern wird.
Mehr als jedes zweite Unternehmen will Investitionen erhöhen
Trotz der derzeitigen Sorgen will die überwiegende Mehrheit der Unternehmen weiterhin in China bleiben. 91 Prozent gaben an, dem Markt treu bleiben zu wollen. 79 Prozent erwarten in den nächsten fünf Jahren ein kontinuierliches Wachstum in ihrer Branche und mehr als jedes zweite Unternehmen (54 Prozent) will mehr investieren.
Der Ausblick auf das Jahr 2024 ist insgesamt verhalten optimistisch. So erwarten 42 Prozent der Befragten für 2024 eine Verbesserung der Lage in ihrer Branche, 23 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, wie ein Vergleich mit der Vorjahresumfrage zeigt.
Schon damals hatten die Unternehmen ihre Erwartungen zu hoch geschraubt. Sie hatten gehofft, dass sich China 2023 nach der Pandemie öffnen und ein kräftiger Aufschwung einsetzen würde. Die Öffnung ist eingetreten, aber die Erwartungen an einen starken Aufschwung haben sich eindeutig nicht erfüllt.
Optimismus mit Vorsicht zu genießen
Während nur 29 Prozent der Befragten in ihrer Prognose für 2023 von einer Verschlechterung der Geschäfte in ihrer Branche ausgingen, lag der tatsächliche Wert rückblickend bei 52 Prozent. Erwarteten 38 Prozent eine Verbesserung, waren es rückblickend nur noch 21 Prozent.
“Letztes Jahr war ein Realitäts-Check für deutsche Unternehmen in China”, kommentierte Ulf Reinhardt, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Handelskammer Süd- und Südwestchina, die Ergebnisse der Befragung. Die Umfrage zeige, dass deutsche Unternehmen einer Reihe von Herausforderungen gegenüberstünden, darunter zunehmender Wettbewerb durch lokale Unternehmen, ungleicher Marktzugang, eine schwächelnde Wirtschaft sowie geopolitische Spannungen.
Chinesische Konkurrenz wird immer stärker
Im Detail sehen die deutschen Unternehmen vor allem folgende Probleme:
Chinesische Firmen holen rasant auf. Bereits fünf Prozent der Umfrageteilnehmer sehen chinesische Unternehmen derzeit bereits als Innovationsführer in ihrer Branche, während 46 Prozent dies in den nächsten fünf Jahren erwarten.
Besonders die Autobauer sind alarmiert. In der Automobilindustrie betrachten elf Prozent der Unternehmen chinesische Konkurrenten schon jetzt als Innovationsführer, während 58 Prozent erwarten, dass dies in den nächsten fünf Jahren der Fall sein wird.
Weiter wird der Wettbewerb massiv durch Regulatorik verzerrt: 32 Prozent der befragten Unternehmen betrachten Rechtsunsicherheit als das größte regulatorische Hindernis. Darüber hinaus berichten 22 Prozent, dass sie im Vergleich zu ihren lokalen Konkurrenten ungleich behandelt würden.
Bei denjenigen, die an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, begegnen sogar mehr als die Hälfte (53 Prozent) Hindernissen wie mangelnder Transparenz oder “Buy China”-Tendenzen.
“Die rechtlichen Rahmenbedingungen in China schwächen die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, die entschlossen sind, von der Innovationsstärke Chinas zu profitieren”, sagte Reinhardt. Angesichts der erstarkenden chinesischen Konkurrenz forderte die Deutsche Handelskammer in China die chinesische Regierung auf, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, die sich wiederum positiv auf das Investitionsvertrauen auswirken sollten.
“Die meisten chinesischen Unternehmen haben kaum Anlass, Wettbewerb zu fürchten. Gleiche Wettbewerbsbedingungen werden Produktivität und Innovation in allen Branchen steigern”, so Reinhardt weiter.
Konkrete Maßnahmen beim Volkskongress gefordert
Nach Ansicht von Jens Hildebrandt, geschäftsführendem Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Peking, muss die chinesische Führung mehr tun, um dem Vertrauensverlust in der Wirtschaft entgegenzuwirken. “Das Vertrauen muss wieder aufgebaut werden”, so Hildebrandt. Die Regierung sende zwar Signale. Um die Stimmung wirklich zu verbessern, müssten aber konkrete Maßnahmen umgesetzt werden – spätestens auf dem bevorstehenden Volkskongress im März.
Die Unternehmen versuchen, sich auf die veränderte geopolitische Lage einzustellen. So geben immerhin 44 Prozent an, konkrete Maßnahmen ergriffen zu haben. Hierzu erzählen der Aufbau von China-unabhängigen Lieferketten, die Aufnahme zusätzlicher Geschäftsaktivitäten außerhalb Chinas, aber auch die Lokalisierung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten innerhalb Chinas.
Insgesamt zeigt die Umfrage also, dass die deutschen Unternehmen zwar wie im Vorjahr Gefahr laufen,etwas zu optimistisch in das neue Jahr zu starten. Jedoch haben sie auch die Risiken im Blick.
China
Deutschland
Konjunktur
Translation missing.
Studie: Zahl an gemeinsamen Patenten zwischen Firmen aus China und Europa steigt
Messestand von Nokia Shanghai Bell: Die China-Tochter der finnischen Nokia Corp. beantragt regelmäßig gemeinsame Patente mit dem Mutterkonzern.
Europäische Unternehmen forschen zusammen mit chinesischen Firmen – und melden für ihre Entwicklungen gemeinsame Patente an. Vor allem in Telekommunikation, Informationstechnologie und Elektronik gibt es solche Ko-Patente, wie eine aktuelle Studie des EU-Projektes Reconnect China ergab. Dieses Programm soll ermitteln, auf welchen Feldern eine Zusammenarbeit der Europäischen Union mit China “wünschenswert, möglich oder unmöglich ist”.
Oberziel ist eine höhere China-Kompetenz Europas, auch in Spezialgebieten. Wie dringend dieses Ziel ist, verdeutlichte gerade erst ein vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD herausgegebenes Papier, das unter anderem einen bedenklichen Rückgang der Kooperationen und der Mobilität zwischen Deutschland und China kritisiert.
Es geht den Autoren daher nicht darum, den an Ko-Patenten mit China arbeitenden Firmen Empfehlungen zu geben; ihre vorrangige Zielgruppe ist die wissenschaftliche Community. Sie sehen die in ihrer Studie generierten Daten und Erkenntnisse als potenziell wichtige Grundlage für weiterführende Analysen von Wissenschaft und Wirtschaft.
Deutschlands Firmen größte Patentpartner in Europa
Um sich Aufschluss über gemeinsame Patent-Projekte zu verschaffen, durchkämmten die Autoren Anmeldungseinträge in der Datenbank PATSTAT des Europäischen Patentamts aus den Jahren 2011 bis 2022. Sie suchten gemeinsame Patent-Anmeldungen juristischer Personen – darunter die Erfinder selbst oder ihre Firmen – aus China sowie aus der EU inklusive Großbritannien, Norwegen und der Schweiz (EU-27/AC). Sie fanden genau 12.415 passende Patentanmeldungen.
“Bei den Ländern ist Deutschland der größte Patentpartner für China in Europa, gefolgt von Finnland, Schweden und Frankreich”, sagt Mitautor Philipp Brugner zu Table.Media. “Das zeigt sich auch in der Herkunft der Firmen, die involviert sind.” Nokia aus Finnland führe das Feld an, gefolgt von Ericsson, einer Nokia-Tochter, Siemens, ABB, Bosch und L’Oréal. Es sind allesamt Großkonzerne.
Das zeige, “dass die gemeinsame Patentierung zwischen der EU27/AC und China in erster Linie ein kommerzielles Unterfangen ist, das von der Telekommunikations-/Elektronikbranche und industriellen Schwergewichten aus Deutschland und Frankreich dominiert wird“, heißt es in der Studie. Eine bemerkenswerte Ausnahme sei das französische, vom Staat unterstützte Forschungsinstitut Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) mit 67 Ko-Patentanmeldungen mit chinesischen Institutionen im PATSTAT.
China mit Großfirmen und Tochterfirmen westlicher Konzerne aktiv
Auf der chinesischen Seite sieht es anders aus. “Mehrere der aktivsten Bewerber sind chinesische Ableger der oben genannten europäischen Unternehmen“, schreiben die Autoren. So melde Nokia Finnland gemeinsam mit eigenen China-Töchtern Ko-Patente an. Auch die Shanghai-Tochter des US-Unternehmens NAVTEQ sei aktiv. Aber auch “echte” chinesische Unternehmen wie Huawei, Lenovo, TCL oder Geely seien stark bei Ko-Patenten vertreten: “Hervorzuheben ist, dass alle Top-15-Anmelder aus China große Unternehmen sind.” Auch in China seien Telekommunikations- und Elektroniksektor am stärksten vertreten.
Generell gelte der Zugang zu Innovationen durch Patente als sogenannte “secondary innovation”, bei der “Technologien nicht importiert werden, um zu kopieren – sondern um zu verstehen und durch einen oder mehrere eigene Entwicklungsschritte grundsätzlich zu verbessern”, erklärt Brugner.
Ein Beispiel, wie China das genutzt habe, seien grüne Technologien, bei denen China anfangs auf ausländische Produkte und Anlagen gesetzt habe, etwa bei Windanlagen oder Photovoltaik. “Heute ist China nicht nur Hauptproduzent, sondern auch unter den stärksten Innovatoren bei den grünen Technologien, was wir aus dem Anteil an international registrierten Patenten zu diesen Technologien ablesen konnten.”
Ko-Patente: Anmelder und Erfinder
PATSTAT trennt in den Einträgen zwischen Anmeldern und Erfindern. Anmelder sind laut der Studie die Personen oder Organisationen, die ein Patent anmelden – und damit der künftige Patenthalter. Erfinder sind die Köpfe hinter einer Innovation, und damit Schöpfer des geistigen Eigentums. Chinesische Erfinder können beispielsweise in einem finnischen Unternehmen arbeiten, das ihre Idee für das Patent anmeldet.
Etwas mehr als die Hälfte der gefundenen Ko-Patente (57,5 Prozent) enthalten laut der Studie mindestens einen chinesischen Anmelder. 71,2 Prozent enthalten mindestens einen chinesischen Erfinder. An einer Schnittmenge der Ko-Patente sind also sowohl Erfinder als auch Anmelder aus China beteiligt.
So verteilen sich die Partner der Chinesen laut der Studie in den EU-27/AC-Staaten:
Anmelder: Deutschland, (20,4 Prozent), Finnland (15,4 Prozent), Schweden (10,8 Prozent), Frankreich (9,8 Prozent) und die Schweiz (6,4 Prozent) sind die wichtigsten Standorte europäischer Anmelder der gefundenen Ko-Patente. Osteuropäische und baltische Länder sind kaum aktiv.
Erfinder: Hier führen Deutschland (28.6 Prozent) und Schweden (12.7 Prozent) die Rangliste an.
Ko-Patent-Analyse: Schwierige Datenlage
Dabei ist die Datenlage für die Patentanalyse laut der Studie ziemlich schwierig. “Vom Einreichen einer Patent-Anmeldung bis zur Veröffentlichung dieser Anmeldung in der Datenbank PATSTAT vergehen im Durchschnitt etwa zwei Jahre“, heißt es darin. Aus diesem Grund sind viele Anmeldungen ab 2018 im PATSTAT noch nicht erfasst. Bis 2018 war die Zahl der angemeldeten Ko-Patente stetig angestiegen. Wegen der fehlenden Daten bricht sie danach ein. Die Autoren gehen aber davon aus, “dass die Anzahl der gemeinsam angemeldeten Patente 2021 und 2022 weiter gestiegen ist”, wie Brugner sagt. Das Interesse Chinas an Europa sei groß.
“Ich glaube, dass wir den gleichen Trend sehen können wie bei gemeinsamen Publikationen: Die Zusammenarbeit mit China in Bezug auf künstliche Intelligenz und digitale Technologien wird immer wichtiger“, meint Mitautor Gábor Szüdi. “Und bei den Co-Patenten sehen wir vor allem wirklich den Fokus auf die ganz konkrete Angewandte Wissenschaft.” China sei an Kooperation in diesem Feld sehr interessiert.
Deutschland bei Patentämtern für Ko-Patente vorn
Auch ein anderes Problem macht die Liste unvollständig: Nicht jede Patentbehörde führt das Land der Antragsteller oder das Patentamt auf, bei dem es beantragt wird. Dadurch fallen viele Ko-Patente im PATSTAT durchs Raster der Forschenden, da sie schlicht nicht als solche erkennbar sind. “Die chinesische Patentbehörde ist eines der prominentesten Beispiele für diese Nachlässigkeit”, heißt es in der Studie. “Wir haben mit den besten derzeit verfügbaren Daten gearbeitet. Aber ich bin eben nicht sicher, ob diese das ganze Bild abgeben”, sagt Szüdi.
Unter den nationalen Patentämtern sind auf Basis der vorliegenden Daten Deutschland (5,6 Prozent), das Vereinigte Königreich (3,3 Prozent) und Frankreich (2,1 Prozent) nach der Studie die wichtigsten Anmeldebehörden für Ko-Patente. Beim chinesischen Patentamt gibt es die praktisch keine Co-Patente in den vorliegenden Daten – möglicherweise aber nur deshalb, weil die Behörde diese Daten einfach nicht eingetragen hatte.
Neben den Ko-Patenten betrachtet die Studie auch gemeinsame wissenschaftliche Publikationen, worüber wir kürzlich separat berichtet haben.
Forschung
Patente
Technologie
News
Bundesbank warnt vor zu schneller Abkopplung
Die Bundesbank warnt in einer Studie vor einer zu schnellen Abkopplung von China. In ihrem Monatsbericht für Januar erklären die Analysten der Bank, dass “eine abrupte Abkopplung, etwa infolge einer geopolitischen Krise” die deutsche Industrie erheblich treffen würde. Direkt in China engagierte Unternehmen könnten einen substanziellen Teil ihrer Umsatz- und Gewinnbasis verlieren. Besonders betroffen wären Branchen wie der Automobilsektor, Maschinenbau, Elektronik oder Elektrotechnik.
Der Bericht untersucht die deutschen Abhängigkeiten zu China und inwiefern die deutsche Wirtschaft eine Wirtschaftskrise in China oder eine abrupte Abkopplung von der Volksrepublik verkraften könnte. Selbst ein geordneter Rückzug aus China wäre demnach mit erheblichen Verlusten verbunden, schreiben die Fachleute der Bundesbank. Aus der engen realwirtschaftlichen Verflechtung zwischen Deutschland und China erwachsen auch beträchtliche Risiken für das deutsche Finanzsystem, heißt es im Bericht. Diese könnten die Stabilität des deutschen Finanzsystems in Mitleidenschaft ziehen, etwa durch eine steigende Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten.
Eine Abkopplung würde laut Bundesbank besonders die deutsche Industrie schwer treffen. Viele deutsche Industrieunternehmen hätten in der Vergangenheit hohe Umsätze und Gewinne aus der Produktion in China und hohe Erlöse aus den Exporten nach China generiert. Eine Abkehr von China dürfte daher auch langfristig mit unternehmerischen und volkswirtschaftlichen Kosten verbunden sein, so die Autoren.
Unternehmen und Politik sollten aus Sicht der deutschen Notenbank Anstrengungen unternehmen, “um Risiken zu reduzieren und die Resilienz der deutschen Volkswirtschaft zu stärken.” Die Bundesbank sprach sich für eine Stärkung der internationalen Handelsordnung sowie für regionale Freihandelsabkommen aus. Die China-Strategie der Bundesregierung und Maßnahmen der EU-Kommission, um die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu verringern, weisen demnach in die richtige Richtung. fpe
Bundesbank
De-Risking
Deutschland
Brüssel will Forschung besser gegen China abschirmen
Mehr Unterstützung für Forschung und Entwicklung, die mit Dual-Use-Technologie zu tun hat. Dazu hat die Brüsseler Behörde ein Weißbuch veröffentlicht. Dieses soll eine öffentliche Konsultation der EU-Mitgliedstaaten, des Europäischen Parlaments, der Interessenträger und der Zivilgesellschaft einleiten, um zur Entwicklung des nächsten EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation, dem Nachfolger des Horizon-Programms, beizutragen.
Mehr Forschungssicherheit: Die EU-Behörde möchte einen Teil des Risikomanagements auf europäischer Ebene zentralisieren, mit einem europäischen Kompetenzzentrum für Forschungssicherheit. Dieses soll mit einer Plattform der Kommission zur Bekämpfung ausländischer Einmischung in den Forschungs- und Innovationsbereich verknüpft werden. Ein solches Zentrum sei “ein entscheidendes Element in den Bemühungen Europas, den unerwünschten Transfer kritischer Technologie zu verhindern und hybriden Bedrohungen entgegenzuwirken”, erklärte die EU-Kommission.
Mehr Unterstützung in den Mitgliedsstaaten: Die EU-Kommission empfiehlt den Mitgliedsstaaten, eine Unterstützungsstruktur zu schaffen, “um Forschung und Innovatoren bei der Bewältigung von Risiken im Zusammenhang mit der internationalen Zusammenarbeit in Forschung und Innovation zu unterstützen” “Red Flag”-Projekte sollen so eine bessere Risikobewertung erhalten.
Das EU-Paket für wirtschaftliche Sicherheit enthält Initiativen in weiteren Bereichen: von Plänen für eine Verschärfung der Verordnung über ausländische Direktinvestitionen, über eine effektivere Kontrolle, um die Weitergabe von sensiblem Tech-Knowhow zu vermeiden, bis hin zu einer besseren Koordinierung der Ausfuhrkontrollen von Technologien.
Kritische Reaktionen in Wirtschaft und Wissenschaft
Die Strategie der Brüsseler Behörde wurde am Mittwoch gemischt aufgenommen: Der Europäische Forschungsrat betonte, dass die EU ihr Budget für Forschung und Entwicklung erhöhen müsse, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch die Wirtschaft sah die Vorschläge kritisch. Die Wirtschaftssicherheit in der EU sollte mehr beinhalten als den immer wieder angeführten Instrumentenkasten, betonte Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie. “Bisher hat die Kommission fast ausschließlich zu den Schutzmaßnahmen ihrer Drei-Säulen-Strategie geliefert. Das ist zu wenig.”
Der Fahrplan der EU sei nun an das Ergebnis des Megawahljahrs 2024 gebunden, erklärte Tobias Gehrke vom Thinktank European Council on Foreign Relations. Die Strategie von Ursula von der Leyen konzentriere sich auf drei Dinge, sagt Gehrke: Eine transatlantische Ausrichtung, die Beobachtung von China und die Navigation im “Labyrinth kritischer Technologien.”ari
China
Dual Use
EU
Forschung
Technologie
39 Tote bei Brand in Jiangxi
In der zentralchinesischen Provinz Jiangxi sind am Mittwoch mindestens 39 Menschen bei einem Großbrand ums Leben gekommen. Weitere neun Menschen sollen verletzt worden sein. Laut Berichten der Nachrichtenagentur Xinhua brach das Feuer am Nachmittag im Untergeschoss eines Geschäfts der Stadt Xinyu aus. Während sich das Feuer auf das Gebäude ausweitete, wurden zudem Dutzende Bewohner eingeschlossen.
Dies ist das zweite, tödlich endende Feuer in weniger als einer Woche. Vor sechs Tagen waren bei einem nächtlichen Feuer in einem Internat in der zentralchinesischen Provinz Henan 13 Schüler gestorben. Die Brandursache blieb unklar. Berichten staatlicher Medien zufolge wurde der Schulleiter des privaten Internats im Dorf Yanshanpu in der Nähe der Stadt Nanyang in Untersuchungshaft genommen. fpe
Xinhua
Zentralbank senkt den Mindestreservesatz
Die chinesische Zentralbank hat am Mittwoch eine drastische Senkung des Mindestreservesatzes angekündigt. Mit Wirkung vom 5. Februar sollen der Anteil an Bargeldreserven, die Banken stets vorhalten müssen, demnach um 50 Basispunkte gesenkt werden. Der vorgeschriebene Mindestreservesatz ist ein prozentualer Anteil an bestimmten Verbindlichkeiten einer Bank. Diese Reserven sollen verhindern, dass Finanzinstitute im Krisenfall nicht liquide genug sind, um diese Verbindlichkeiten zu bedienen.
Mit der Senkung können nun rund 130 Milliarden Euro (1 Billion Yuan) an Barmitteln in das Bankensystem eingespeist werden. Denn die Banken dürfen nun Teile der bisher vorgehaltenen Reserven freigeben und für ihre Geschäfte nutzen.
Außerdem senkte die People’s Bank of China mit Wirkung vom Donnerstag den Zinssatz für die Weitervergabe und den Rediskont von Bankkrediten für kleine Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent.
Die Ankündigung kurz vor Börsenschluss sei ein deutliches Signal, dass die politischen Entscheidungsträger der schwachen Wirtschaft und den fallenden Aktienmärkten entgegenwirken wolle, sagte Zentralbankgouverneur Pan Gongsheng am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Peking. “Die People’s Bank of China wird die antizyklische und interzyklische Anpassung der geldpolitischen Instrumente verstärken, sich um die Stabilisierung des Marktes und des Vertrauens bemühen und die positive wirtschaftliche Erholung konsolidieren und verstärken”, sagte Pan. rtr
Konjunktur
Wirtschaftspolitik
Presseschau
Deutsche Handelskammer in China: Lage schlecht wie nie, China-Konkurrenz erstarkt FAZ Deutsche Firmen in China: Pragmatismus statt Euphorie DW More German firms leave China or consider exit – survey REUTERS Chinas Notenbank senkt Reservesatz für Geschäftsbanken HANDELSBLATT China cuts bank reserves to defend markets, spur growth REUTERS Deutsche Bundesbank warnt: China-Abkehr könnte deutsches Finanzsystem gefährden HANDELSBLATT China doesn’t have the military power to successfully invade Taiwan, the majority of 52 US experts said in a survey BUSINESS INSIDER Chinas Anteile an Häfen wie in Hamburg: Welchen Einfluss will Peking? EURONEWS EU-Kommission billigt gemeinsame Ladesäulen von Mercedes und BMW für E-Autos in China DEUTSCHLANDFUNK BYD überholt VW als meistverkaufte Automarke Chinas GOLEM Evergrande offshore bondholder group to join liquidation petition – sources REUTERS China takes its chip war to space as it uses Tiangong space station to test processors and gain a tech edge SCMP Hong Kong’s Cathay group carries over 20 million passengers in 2023, with analyst estimating firm back at 56% of pre-pandemic levels SCMP China adds 12.44 mln urban jobs in 2023,says more effort needed this year REUTERS Boeing liefert 737 MAX nach China und beendet damit vier Jahre Stillstand TRADINGVIEW Technologiekonzern Tencent Holdings kauft riesiges Grundstück in Peking für neues Entwicklungszentrum IT TIMES Nach Bruch mit Taiwan: Nauru wendet sich China zu DW
Heads
Roy Chun Lee – Der EU-Gesandte Taiwans will neue Wege der Zusammenarbeit gehen
Roy Chun Lee vertritt Taiwan in EU-Angelegenheiten.
Als Roy Chun Lee Anfang 2023 von Taiwans Außenminister Joseph Wu erstmals in ein Regierungsamt berufen wurde, war er sichtlich überrascht. In seiner damals neuen Rolle als Vizeaußenminister wollte er angesichts Taiwans eingeschränkter politischer Handlungsspielräume auch neue Wege unkonventioneller Außenpolitik ausloten. “Ich allein kann die Welt nicht verändern, aber ich kann versuchen, das Außenministerium dazu zu bringen, über den Tellerrand hinaus zu denken.”
Betonung auf sektoraler wirtschaftlicher Zusammenarbeit
Im November letzten Jahres sprach Lee dann bei der zweiten Berliner Taiwankonferenz, die der Grünen-Europaparlamentsabgeordnete Reinhard Bütikofer ins Leben gerufen hatte. “Die europäischen Länder brauchen eine eigene Taiwan-Politik”, forderte Lee live per Video zugeschaltet aus seinem Büro im Außenministerium. Taiwan sei ein wertvoller Partner für die EU, unter anderem auch durch seine langjährige Erfahrung, wirtschaftliche Abhängigkeiten gegenüber China zu analysieren und zu vermindern. Konkret betonte Lee die Chancen sektoraler Zusammenarbeit Taiwans mit europäischen Regierungen und Unternehmen, etwa in der Halbleiterindustrie, den erneuerbaren Energien oder der Erforschung sicherer Lieferketten.
Ob der Möglichkeit eines klassischen bilateralen Handelsabkommens zwischen Taiwan und der EU zeigte sich Lee eher zurückhaltend. “Ein Handelsabkommen ist für uns nicht die Priorität. Wir sollten uns in Richtung eines breiteren Konzepts umfassender wirtschaftlicher Zusammenarbeit bewegen”. Wie solch ein Konzept rechtlich formuliert und ausgestaltet werden könnte, konnte er damals noch nicht genau sagen.
Lee ist ausgebildeter Jurist und Handelsexperte
Nun hat Roy Chun Lee Gelegenheit, genau diese Überlegungen ganz offiziell weiterzuführen. Seit dem 08. Januar ist Lee neuer Gesandter in Taiwans Vertretungsbüro für Belgien und die Europäische Union in Brüssel.
Lee ist ausgebildeter Jurist. Nach dem Studium in Taiwan ging er 2002 für ein Doktorandenprogramm in Public Policy Analysis an die Australian National University. Seitdem entwickelte sich Lee zu einem versierten Handelsspezialisten. Als stellvertretender Leiter des staatlich geförderten Chung-Hua-Wirtschaftsforschungszentrums war Lee unter anderem federführend beteiligt an Taiwans Agieren in der Welthandelsorganisation (WTO) und der Anbahnung regionaler Handelsabkommen.
Bilaterales Abkommen unwahrscheinlich
Doch nach Taiwans WTO-Beitritt 2002 wurde es für das Land unter chinesischem Druck zunehmend schwieriger, bilaterale oder multilaterale Abkommen zu schließen, auch im Verhältnis zur EU. 2015 stellten Leitlinien der Europäischen Kommission noch in Aussicht, aufbauend auf dem damals erhofften umfassenden Investitionsabkommen der EU mit China (CAI) auch mit Taiwan separate “Investitionsvereinbarungen zu erkunden”. Doch die Ratifizierung des Investitionsabkommens mit China im Europäischen Parlament liegt im Zuge der politischen Spannungen seit 2021 auf Eis.
Roy Chun Lee selbst bezweifelt, dass die EU es unter dem Druck Chinas wagen wird, unter diesen Voraussetzungen zuerst mit Taiwan ein formelles Handels- oder Investitionsabkommen abzuschließen. Nachdem bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen in Taiwan die chinakritische Demokratische Fortschrittspartei (DPP) erneut gewann und mit William Lai den nächsten Präsidenten stellen wird, werden Taiwans internationale politische Spielräume wohl nicht größer werden.
Auch deswegen will sich Lee stärker auf zwischenstaatliche Abkommen und weichere Formen der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit konzentrieren. Als Vorbild dafür können unter anderem das im letzten Juni abgeschlossene Handelsrahmenabkommen mit den USA und die im November unterzeichnete “Enhanced Trade Partnership”-Vereinbarung mit Großbritannien dienen. Zwischen Taiwan und Deutschland gab es jüngst nur eine Vereinbarung auf ministerialer Ebene: Während des Besuchs von Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger im März 2023 wurde ein Kooperationsabkommen mit Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit in künstlicher Intelligenz, Wasserstoffenergie, Batterie- und Halbleitertechnik geschlossen. Leonardo Pape
China
Europapolitik
Taiwan
Taiwan-Wahlen
Personalien
Chi Zhang ist seit Dezember neue Project Managerin am China-Institut für die deutsche Wirtschaft (CIDW). Sie war zuvor Senior Consultant bei CPC Unternehmensmanagement in Peking.
Uwe Sailer ist nach mehreren Jahren in China nach Deutschland zurückgekehrt und leitet nun bei Audi den Bereich Homologation Antrieb in Neckarsulm. Sailer war seit Januar 2020 in China und dort zuletzt als Head of Powertrain Calibration and Testing für Volkswagen in Peking tätig.
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Dessert
Führerlos fahren, lohnarbeitsfrei liefern: Jedes dieser unbemannten Liefergefährte, die derzeit in der nordchinesischen Provinz Hebei in Betrieb genommen werden, schafft 500 bis 800 Lieferungen pro Tag, hat eine maximale Nutzlast von 1.000 Kilogramm und eine Reichweite von 200 Kilometern pro Ladung. Auch die Kommunikation läuft maschinell: Die Empfänger vereinbaren den Liefertermin über eine mobile Anwendung, das Fahrzeug sendet vor seiner Ankunft eine Benachrichtigung. Nur bestellen sollten Menschen noch selber.
vor einem Jahr hofften die deutschen Unternehmen in China, dass das Land sich nach der Pandemie öffnen und 2023 ein kräftiger Aufschwung einsetzen würde. Das war damals zumindest das Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Handelskammer in Peking. Die Umfrageergebnisse aus diesem Jahr, die das Geschäftsklima vor Ort beleuchten, sind deshalb nun vor allem auch ein Realitäts-Check.
Die Öffnung ist in Maßen eingetreten, aber die Erwartungen an einen starken Aufschwung haben sich eindeutig nicht erfüllt, schreibt Jörn Petring. Die Herausforderungen, mit denen deutsche Firmen in China kämpfen, sind nach wie vor enorm. Zunehmender Wettbewerb durch lokale Unternehmen, ungleicher Marktzugang und geopolitische Spannungen sind nur einige davon. Trotz der derzeitigen Sorgen will die überwiegende Mehrheit von 91 Prozent der Unternehmen aber dennoch in China bleiben. Es fehlt einfach noch immer an starken Alternativen.
Derweil fordert Brüssel mehr China-Kompetenz für Deutschland und Europa. Und will gleichzeitig in der Wissenschaft mehr Wachsamkeit bei der Zusammenarbeit mit China. Eine aktuelle Studie des EU-Projekts Reconnect China zeigt, dass die EU-Länder in vielerlei Hinsicht mit der Volksrepublik kooperieren, etwa indem ihre Firmen gemeinsam Patente anmelden. Deutschland ist demnach sogar der größte Patentpartner für China in Europa. Vor allem in den Bereichen Telekommunikation, Informationstechnologie und Elektronik gibt es solche Ko-Patente, schreibt Christiane Kühl, die die sperrige Studie für Sie auseinandergenommen hat.
Dass vor allem Großunternehmen daran beteiligt sind, zeige, dass die gemeinsame Patentierung in erster Linie ein kommerzielles Unterfangen ist, das von Tech- und Industrie-Giganten aus Deutschland und Frankreich dominiert wird. Auch wenn die Datenlage oftmals schwer zu durchdringen ist, wird klar: Das Interesse Chinas an Europas Know-how ist weiterhin groß.
Ihr Fabian Peltsch
Analyse
Mehrzahl der deutschen Unternehmen rechnet mit Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft
Licht am Ende des Tunnels – doch noch immer erhebliche Herausforderungen. So lässt sich die derzeitige Stimmung bei den Mitgliedern der Deutschen Handelskammer in China zusammenfassen. Das geht aus der am Mittwoch vorgestellten jährliche Kammer-Umfrage zum Geschäftsklima hervor.
Die wichtigste Erkenntnis:Die Unternehmen sind zwar vorsichtig optimistisch. Sie gehen aber nicht davon aus, dass die wirtschaftlichen Probleme in China bereits überwunden sind. Die Durststrecke wird vorerst anhalten. Allerdings, so hoffen die Befragten, wird sie nicht von Dauer sein.
83 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie einen Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft sehen.
63 Prozent dieser Firmen glauben, dass die Schwächephase noch ein bis drei Jahre andauern könnte.
22 Prozent gehen von einem Zeitraum zwischen drei und fünf Jahren aus.
Nur sechs beziehungsweise acht Prozent glauben, dass die Krise schneller als in einem Jahr vorbei ist oder länger als fünf Jahre dauern wird.
Mehr als jedes zweite Unternehmen will Investitionen erhöhen
Trotz der derzeitigen Sorgen will die überwiegende Mehrheit der Unternehmen weiterhin in China bleiben. 91 Prozent gaben an, dem Markt treu bleiben zu wollen. 79 Prozent erwarten in den nächsten fünf Jahren ein kontinuierliches Wachstum in ihrer Branche und mehr als jedes zweite Unternehmen (54 Prozent) will mehr investieren.
Der Ausblick auf das Jahr 2024 ist insgesamt verhalten optimistisch. So erwarten 42 Prozent der Befragten für 2024 eine Verbesserung der Lage in ihrer Branche, 23 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, wie ein Vergleich mit der Vorjahresumfrage zeigt.
Schon damals hatten die Unternehmen ihre Erwartungen zu hoch geschraubt. Sie hatten gehofft, dass sich China 2023 nach der Pandemie öffnen und ein kräftiger Aufschwung einsetzen würde. Die Öffnung ist eingetreten, aber die Erwartungen an einen starken Aufschwung haben sich eindeutig nicht erfüllt.
Optimismus mit Vorsicht zu genießen
Während nur 29 Prozent der Befragten in ihrer Prognose für 2023 von einer Verschlechterung der Geschäfte in ihrer Branche ausgingen, lag der tatsächliche Wert rückblickend bei 52 Prozent. Erwarteten 38 Prozent eine Verbesserung, waren es rückblickend nur noch 21 Prozent.
“Letztes Jahr war ein Realitäts-Check für deutsche Unternehmen in China”, kommentierte Ulf Reinhardt, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Handelskammer Süd- und Südwestchina, die Ergebnisse der Befragung. Die Umfrage zeige, dass deutsche Unternehmen einer Reihe von Herausforderungen gegenüberstünden, darunter zunehmender Wettbewerb durch lokale Unternehmen, ungleicher Marktzugang, eine schwächelnde Wirtschaft sowie geopolitische Spannungen.
Chinesische Konkurrenz wird immer stärker
Im Detail sehen die deutschen Unternehmen vor allem folgende Probleme:
Chinesische Firmen holen rasant auf. Bereits fünf Prozent der Umfrageteilnehmer sehen chinesische Unternehmen derzeit bereits als Innovationsführer in ihrer Branche, während 46 Prozent dies in den nächsten fünf Jahren erwarten.
Besonders die Autobauer sind alarmiert. In der Automobilindustrie betrachten elf Prozent der Unternehmen chinesische Konkurrenten schon jetzt als Innovationsführer, während 58 Prozent erwarten, dass dies in den nächsten fünf Jahren der Fall sein wird.
Weiter wird der Wettbewerb massiv durch Regulatorik verzerrt: 32 Prozent der befragten Unternehmen betrachten Rechtsunsicherheit als das größte regulatorische Hindernis. Darüber hinaus berichten 22 Prozent, dass sie im Vergleich zu ihren lokalen Konkurrenten ungleich behandelt würden.
Bei denjenigen, die an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, begegnen sogar mehr als die Hälfte (53 Prozent) Hindernissen wie mangelnder Transparenz oder “Buy China”-Tendenzen.
“Die rechtlichen Rahmenbedingungen in China schwächen die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, die entschlossen sind, von der Innovationsstärke Chinas zu profitieren”, sagte Reinhardt. Angesichts der erstarkenden chinesischen Konkurrenz forderte die Deutsche Handelskammer in China die chinesische Regierung auf, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, die sich wiederum positiv auf das Investitionsvertrauen auswirken sollten.
“Die meisten chinesischen Unternehmen haben kaum Anlass, Wettbewerb zu fürchten. Gleiche Wettbewerbsbedingungen werden Produktivität und Innovation in allen Branchen steigern”, so Reinhardt weiter.
Konkrete Maßnahmen beim Volkskongress gefordert
Nach Ansicht von Jens Hildebrandt, geschäftsführendem Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Peking, muss die chinesische Führung mehr tun, um dem Vertrauensverlust in der Wirtschaft entgegenzuwirken. “Das Vertrauen muss wieder aufgebaut werden”, so Hildebrandt. Die Regierung sende zwar Signale. Um die Stimmung wirklich zu verbessern, müssten aber konkrete Maßnahmen umgesetzt werden – spätestens auf dem bevorstehenden Volkskongress im März.
Die Unternehmen versuchen, sich auf die veränderte geopolitische Lage einzustellen. So geben immerhin 44 Prozent an, konkrete Maßnahmen ergriffen zu haben. Hierzu erzählen der Aufbau von China-unabhängigen Lieferketten, die Aufnahme zusätzlicher Geschäftsaktivitäten außerhalb Chinas, aber auch die Lokalisierung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten innerhalb Chinas.
Insgesamt zeigt die Umfrage also, dass die deutschen Unternehmen zwar wie im Vorjahr Gefahr laufen,etwas zu optimistisch in das neue Jahr zu starten. Jedoch haben sie auch die Risiken im Blick.
China
Deutschland
Konjunktur
Translation missing.
Studie: Zahl an gemeinsamen Patenten zwischen Firmen aus China und Europa steigt
Messestand von Nokia Shanghai Bell: Die China-Tochter der finnischen Nokia Corp. beantragt regelmäßig gemeinsame Patente mit dem Mutterkonzern.
Europäische Unternehmen forschen zusammen mit chinesischen Firmen – und melden für ihre Entwicklungen gemeinsame Patente an. Vor allem in Telekommunikation, Informationstechnologie und Elektronik gibt es solche Ko-Patente, wie eine aktuelle Studie des EU-Projektes Reconnect China ergab. Dieses Programm soll ermitteln, auf welchen Feldern eine Zusammenarbeit der Europäischen Union mit China “wünschenswert, möglich oder unmöglich ist”.
Oberziel ist eine höhere China-Kompetenz Europas, auch in Spezialgebieten. Wie dringend dieses Ziel ist, verdeutlichte gerade erst ein vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD herausgegebenes Papier, das unter anderem einen bedenklichen Rückgang der Kooperationen und der Mobilität zwischen Deutschland und China kritisiert.
Es geht den Autoren daher nicht darum, den an Ko-Patenten mit China arbeitenden Firmen Empfehlungen zu geben; ihre vorrangige Zielgruppe ist die wissenschaftliche Community. Sie sehen die in ihrer Studie generierten Daten und Erkenntnisse als potenziell wichtige Grundlage für weiterführende Analysen von Wissenschaft und Wirtschaft.
Deutschlands Firmen größte Patentpartner in Europa
Um sich Aufschluss über gemeinsame Patent-Projekte zu verschaffen, durchkämmten die Autoren Anmeldungseinträge in der Datenbank PATSTAT des Europäischen Patentamts aus den Jahren 2011 bis 2022. Sie suchten gemeinsame Patent-Anmeldungen juristischer Personen – darunter die Erfinder selbst oder ihre Firmen – aus China sowie aus der EU inklusive Großbritannien, Norwegen und der Schweiz (EU-27/AC). Sie fanden genau 12.415 passende Patentanmeldungen.
“Bei den Ländern ist Deutschland der größte Patentpartner für China in Europa, gefolgt von Finnland, Schweden und Frankreich”, sagt Mitautor Philipp Brugner zu Table.Media. “Das zeigt sich auch in der Herkunft der Firmen, die involviert sind.” Nokia aus Finnland führe das Feld an, gefolgt von Ericsson, einer Nokia-Tochter, Siemens, ABB, Bosch und L’Oréal. Es sind allesamt Großkonzerne.
Das zeige, “dass die gemeinsame Patentierung zwischen der EU27/AC und China in erster Linie ein kommerzielles Unterfangen ist, das von der Telekommunikations-/Elektronikbranche und industriellen Schwergewichten aus Deutschland und Frankreich dominiert wird“, heißt es in der Studie. Eine bemerkenswerte Ausnahme sei das französische, vom Staat unterstützte Forschungsinstitut Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) mit 67 Ko-Patentanmeldungen mit chinesischen Institutionen im PATSTAT.
China mit Großfirmen und Tochterfirmen westlicher Konzerne aktiv
Auf der chinesischen Seite sieht es anders aus. “Mehrere der aktivsten Bewerber sind chinesische Ableger der oben genannten europäischen Unternehmen“, schreiben die Autoren. So melde Nokia Finnland gemeinsam mit eigenen China-Töchtern Ko-Patente an. Auch die Shanghai-Tochter des US-Unternehmens NAVTEQ sei aktiv. Aber auch “echte” chinesische Unternehmen wie Huawei, Lenovo, TCL oder Geely seien stark bei Ko-Patenten vertreten: “Hervorzuheben ist, dass alle Top-15-Anmelder aus China große Unternehmen sind.” Auch in China seien Telekommunikations- und Elektroniksektor am stärksten vertreten.
Generell gelte der Zugang zu Innovationen durch Patente als sogenannte “secondary innovation”, bei der “Technologien nicht importiert werden, um zu kopieren – sondern um zu verstehen und durch einen oder mehrere eigene Entwicklungsschritte grundsätzlich zu verbessern”, erklärt Brugner.
Ein Beispiel, wie China das genutzt habe, seien grüne Technologien, bei denen China anfangs auf ausländische Produkte und Anlagen gesetzt habe, etwa bei Windanlagen oder Photovoltaik. “Heute ist China nicht nur Hauptproduzent, sondern auch unter den stärksten Innovatoren bei den grünen Technologien, was wir aus dem Anteil an international registrierten Patenten zu diesen Technologien ablesen konnten.”
Ko-Patente: Anmelder und Erfinder
PATSTAT trennt in den Einträgen zwischen Anmeldern und Erfindern. Anmelder sind laut der Studie die Personen oder Organisationen, die ein Patent anmelden – und damit der künftige Patenthalter. Erfinder sind die Köpfe hinter einer Innovation, und damit Schöpfer des geistigen Eigentums. Chinesische Erfinder können beispielsweise in einem finnischen Unternehmen arbeiten, das ihre Idee für das Patent anmeldet.
Etwas mehr als die Hälfte der gefundenen Ko-Patente (57,5 Prozent) enthalten laut der Studie mindestens einen chinesischen Anmelder. 71,2 Prozent enthalten mindestens einen chinesischen Erfinder. An einer Schnittmenge der Ko-Patente sind also sowohl Erfinder als auch Anmelder aus China beteiligt.
So verteilen sich die Partner der Chinesen laut der Studie in den EU-27/AC-Staaten:
Anmelder: Deutschland, (20,4 Prozent), Finnland (15,4 Prozent), Schweden (10,8 Prozent), Frankreich (9,8 Prozent) und die Schweiz (6,4 Prozent) sind die wichtigsten Standorte europäischer Anmelder der gefundenen Ko-Patente. Osteuropäische und baltische Länder sind kaum aktiv.
Erfinder: Hier führen Deutschland (28.6 Prozent) und Schweden (12.7 Prozent) die Rangliste an.
Ko-Patent-Analyse: Schwierige Datenlage
Dabei ist die Datenlage für die Patentanalyse laut der Studie ziemlich schwierig. “Vom Einreichen einer Patent-Anmeldung bis zur Veröffentlichung dieser Anmeldung in der Datenbank PATSTAT vergehen im Durchschnitt etwa zwei Jahre“, heißt es darin. Aus diesem Grund sind viele Anmeldungen ab 2018 im PATSTAT noch nicht erfasst. Bis 2018 war die Zahl der angemeldeten Ko-Patente stetig angestiegen. Wegen der fehlenden Daten bricht sie danach ein. Die Autoren gehen aber davon aus, “dass die Anzahl der gemeinsam angemeldeten Patente 2021 und 2022 weiter gestiegen ist”, wie Brugner sagt. Das Interesse Chinas an Europa sei groß.
“Ich glaube, dass wir den gleichen Trend sehen können wie bei gemeinsamen Publikationen: Die Zusammenarbeit mit China in Bezug auf künstliche Intelligenz und digitale Technologien wird immer wichtiger“, meint Mitautor Gábor Szüdi. “Und bei den Co-Patenten sehen wir vor allem wirklich den Fokus auf die ganz konkrete Angewandte Wissenschaft.” China sei an Kooperation in diesem Feld sehr interessiert.
Deutschland bei Patentämtern für Ko-Patente vorn
Auch ein anderes Problem macht die Liste unvollständig: Nicht jede Patentbehörde führt das Land der Antragsteller oder das Patentamt auf, bei dem es beantragt wird. Dadurch fallen viele Ko-Patente im PATSTAT durchs Raster der Forschenden, da sie schlicht nicht als solche erkennbar sind. “Die chinesische Patentbehörde ist eines der prominentesten Beispiele für diese Nachlässigkeit”, heißt es in der Studie. “Wir haben mit den besten derzeit verfügbaren Daten gearbeitet. Aber ich bin eben nicht sicher, ob diese das ganze Bild abgeben”, sagt Szüdi.
Unter den nationalen Patentämtern sind auf Basis der vorliegenden Daten Deutschland (5,6 Prozent), das Vereinigte Königreich (3,3 Prozent) und Frankreich (2,1 Prozent) nach der Studie die wichtigsten Anmeldebehörden für Ko-Patente. Beim chinesischen Patentamt gibt es die praktisch keine Co-Patente in den vorliegenden Daten – möglicherweise aber nur deshalb, weil die Behörde diese Daten einfach nicht eingetragen hatte.
Neben den Ko-Patenten betrachtet die Studie auch gemeinsame wissenschaftliche Publikationen, worüber wir kürzlich separat berichtet haben.
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Bundesbank warnt vor zu schneller Abkopplung
Die Bundesbank warnt in einer Studie vor einer zu schnellen Abkopplung von China. In ihrem Monatsbericht für Januar erklären die Analysten der Bank, dass “eine abrupte Abkopplung, etwa infolge einer geopolitischen Krise” die deutsche Industrie erheblich treffen würde. Direkt in China engagierte Unternehmen könnten einen substanziellen Teil ihrer Umsatz- und Gewinnbasis verlieren. Besonders betroffen wären Branchen wie der Automobilsektor, Maschinenbau, Elektronik oder Elektrotechnik.
Der Bericht untersucht die deutschen Abhängigkeiten zu China und inwiefern die deutsche Wirtschaft eine Wirtschaftskrise in China oder eine abrupte Abkopplung von der Volksrepublik verkraften könnte. Selbst ein geordneter Rückzug aus China wäre demnach mit erheblichen Verlusten verbunden, schreiben die Fachleute der Bundesbank. Aus der engen realwirtschaftlichen Verflechtung zwischen Deutschland und China erwachsen auch beträchtliche Risiken für das deutsche Finanzsystem, heißt es im Bericht. Diese könnten die Stabilität des deutschen Finanzsystems in Mitleidenschaft ziehen, etwa durch eine steigende Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten.
Eine Abkopplung würde laut Bundesbank besonders die deutsche Industrie schwer treffen. Viele deutsche Industrieunternehmen hätten in der Vergangenheit hohe Umsätze und Gewinne aus der Produktion in China und hohe Erlöse aus den Exporten nach China generiert. Eine Abkehr von China dürfte daher auch langfristig mit unternehmerischen und volkswirtschaftlichen Kosten verbunden sein, so die Autoren.
Unternehmen und Politik sollten aus Sicht der deutschen Notenbank Anstrengungen unternehmen, “um Risiken zu reduzieren und die Resilienz der deutschen Volkswirtschaft zu stärken.” Die Bundesbank sprach sich für eine Stärkung der internationalen Handelsordnung sowie für regionale Freihandelsabkommen aus. Die China-Strategie der Bundesregierung und Maßnahmen der EU-Kommission, um die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu verringern, weisen demnach in die richtige Richtung. fpe
Bundesbank
De-Risking
Deutschland
Brüssel will Forschung besser gegen China abschirmen
Mehr Unterstützung für Forschung und Entwicklung, die mit Dual-Use-Technologie zu tun hat. Dazu hat die Brüsseler Behörde ein Weißbuch veröffentlicht. Dieses soll eine öffentliche Konsultation der EU-Mitgliedstaaten, des Europäischen Parlaments, der Interessenträger und der Zivilgesellschaft einleiten, um zur Entwicklung des nächsten EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation, dem Nachfolger des Horizon-Programms, beizutragen.
Mehr Forschungssicherheit: Die EU-Behörde möchte einen Teil des Risikomanagements auf europäischer Ebene zentralisieren, mit einem europäischen Kompetenzzentrum für Forschungssicherheit. Dieses soll mit einer Plattform der Kommission zur Bekämpfung ausländischer Einmischung in den Forschungs- und Innovationsbereich verknüpft werden. Ein solches Zentrum sei “ein entscheidendes Element in den Bemühungen Europas, den unerwünschten Transfer kritischer Technologie zu verhindern und hybriden Bedrohungen entgegenzuwirken”, erklärte die EU-Kommission.
Mehr Unterstützung in den Mitgliedsstaaten: Die EU-Kommission empfiehlt den Mitgliedsstaaten, eine Unterstützungsstruktur zu schaffen, “um Forschung und Innovatoren bei der Bewältigung von Risiken im Zusammenhang mit der internationalen Zusammenarbeit in Forschung und Innovation zu unterstützen” “Red Flag”-Projekte sollen so eine bessere Risikobewertung erhalten.
Das EU-Paket für wirtschaftliche Sicherheit enthält Initiativen in weiteren Bereichen: von Plänen für eine Verschärfung der Verordnung über ausländische Direktinvestitionen, über eine effektivere Kontrolle, um die Weitergabe von sensiblem Tech-Knowhow zu vermeiden, bis hin zu einer besseren Koordinierung der Ausfuhrkontrollen von Technologien.
Kritische Reaktionen in Wirtschaft und Wissenschaft
Die Strategie der Brüsseler Behörde wurde am Mittwoch gemischt aufgenommen: Der Europäische Forschungsrat betonte, dass die EU ihr Budget für Forschung und Entwicklung erhöhen müsse, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch die Wirtschaft sah die Vorschläge kritisch. Die Wirtschaftssicherheit in der EU sollte mehr beinhalten als den immer wieder angeführten Instrumentenkasten, betonte Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie. “Bisher hat die Kommission fast ausschließlich zu den Schutzmaßnahmen ihrer Drei-Säulen-Strategie geliefert. Das ist zu wenig.”
Der Fahrplan der EU sei nun an das Ergebnis des Megawahljahrs 2024 gebunden, erklärte Tobias Gehrke vom Thinktank European Council on Foreign Relations. Die Strategie von Ursula von der Leyen konzentriere sich auf drei Dinge, sagt Gehrke: Eine transatlantische Ausrichtung, die Beobachtung von China und die Navigation im “Labyrinth kritischer Technologien.”ari
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39 Tote bei Brand in Jiangxi
In der zentralchinesischen Provinz Jiangxi sind am Mittwoch mindestens 39 Menschen bei einem Großbrand ums Leben gekommen. Weitere neun Menschen sollen verletzt worden sein. Laut Berichten der Nachrichtenagentur Xinhua brach das Feuer am Nachmittag im Untergeschoss eines Geschäfts der Stadt Xinyu aus. Während sich das Feuer auf das Gebäude ausweitete, wurden zudem Dutzende Bewohner eingeschlossen.
Dies ist das zweite, tödlich endende Feuer in weniger als einer Woche. Vor sechs Tagen waren bei einem nächtlichen Feuer in einem Internat in der zentralchinesischen Provinz Henan 13 Schüler gestorben. Die Brandursache blieb unklar. Berichten staatlicher Medien zufolge wurde der Schulleiter des privaten Internats im Dorf Yanshanpu in der Nähe der Stadt Nanyang in Untersuchungshaft genommen. fpe
Xinhua
Zentralbank senkt den Mindestreservesatz
Die chinesische Zentralbank hat am Mittwoch eine drastische Senkung des Mindestreservesatzes angekündigt. Mit Wirkung vom 5. Februar sollen der Anteil an Bargeldreserven, die Banken stets vorhalten müssen, demnach um 50 Basispunkte gesenkt werden. Der vorgeschriebene Mindestreservesatz ist ein prozentualer Anteil an bestimmten Verbindlichkeiten einer Bank. Diese Reserven sollen verhindern, dass Finanzinstitute im Krisenfall nicht liquide genug sind, um diese Verbindlichkeiten zu bedienen.
Mit der Senkung können nun rund 130 Milliarden Euro (1 Billion Yuan) an Barmitteln in das Bankensystem eingespeist werden. Denn die Banken dürfen nun Teile der bisher vorgehaltenen Reserven freigeben und für ihre Geschäfte nutzen.
Außerdem senkte die People’s Bank of China mit Wirkung vom Donnerstag den Zinssatz für die Weitervergabe und den Rediskont von Bankkrediten für kleine Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent.
Die Ankündigung kurz vor Börsenschluss sei ein deutliches Signal, dass die politischen Entscheidungsträger der schwachen Wirtschaft und den fallenden Aktienmärkten entgegenwirken wolle, sagte Zentralbankgouverneur Pan Gongsheng am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Peking. “Die People’s Bank of China wird die antizyklische und interzyklische Anpassung der geldpolitischen Instrumente verstärken, sich um die Stabilisierung des Marktes und des Vertrauens bemühen und die positive wirtschaftliche Erholung konsolidieren und verstärken”, sagte Pan. rtr
Konjunktur
Wirtschaftspolitik
Presseschau
Deutsche Handelskammer in China: Lage schlecht wie nie, China-Konkurrenz erstarkt FAZ Deutsche Firmen in China: Pragmatismus statt Euphorie DW More German firms leave China or consider exit – survey REUTERS Chinas Notenbank senkt Reservesatz für Geschäftsbanken HANDELSBLATT China cuts bank reserves to defend markets, spur growth REUTERS Deutsche Bundesbank warnt: China-Abkehr könnte deutsches Finanzsystem gefährden HANDELSBLATT China doesn’t have the military power to successfully invade Taiwan, the majority of 52 US experts said in a survey BUSINESS INSIDER Chinas Anteile an Häfen wie in Hamburg: Welchen Einfluss will Peking? EURONEWS EU-Kommission billigt gemeinsame Ladesäulen von Mercedes und BMW für E-Autos in China DEUTSCHLANDFUNK BYD überholt VW als meistverkaufte Automarke Chinas GOLEM Evergrande offshore bondholder group to join liquidation petition – sources REUTERS China takes its chip war to space as it uses Tiangong space station to test processors and gain a tech edge SCMP Hong Kong’s Cathay group carries over 20 million passengers in 2023, with analyst estimating firm back at 56% of pre-pandemic levels SCMP China adds 12.44 mln urban jobs in 2023,says more effort needed this year REUTERS Boeing liefert 737 MAX nach China und beendet damit vier Jahre Stillstand TRADINGVIEW Technologiekonzern Tencent Holdings kauft riesiges Grundstück in Peking für neues Entwicklungszentrum IT TIMES Nach Bruch mit Taiwan: Nauru wendet sich China zu DW
Heads
Roy Chun Lee – Der EU-Gesandte Taiwans will neue Wege der Zusammenarbeit gehen
Roy Chun Lee vertritt Taiwan in EU-Angelegenheiten.
Als Roy Chun Lee Anfang 2023 von Taiwans Außenminister Joseph Wu erstmals in ein Regierungsamt berufen wurde, war er sichtlich überrascht. In seiner damals neuen Rolle als Vizeaußenminister wollte er angesichts Taiwans eingeschränkter politischer Handlungsspielräume auch neue Wege unkonventioneller Außenpolitik ausloten. “Ich allein kann die Welt nicht verändern, aber ich kann versuchen, das Außenministerium dazu zu bringen, über den Tellerrand hinaus zu denken.”
Betonung auf sektoraler wirtschaftlicher Zusammenarbeit
Im November letzten Jahres sprach Lee dann bei der zweiten Berliner Taiwankonferenz, die der Grünen-Europaparlamentsabgeordnete Reinhard Bütikofer ins Leben gerufen hatte. “Die europäischen Länder brauchen eine eigene Taiwan-Politik”, forderte Lee live per Video zugeschaltet aus seinem Büro im Außenministerium. Taiwan sei ein wertvoller Partner für die EU, unter anderem auch durch seine langjährige Erfahrung, wirtschaftliche Abhängigkeiten gegenüber China zu analysieren und zu vermindern. Konkret betonte Lee die Chancen sektoraler Zusammenarbeit Taiwans mit europäischen Regierungen und Unternehmen, etwa in der Halbleiterindustrie, den erneuerbaren Energien oder der Erforschung sicherer Lieferketten.
Ob der Möglichkeit eines klassischen bilateralen Handelsabkommens zwischen Taiwan und der EU zeigte sich Lee eher zurückhaltend. “Ein Handelsabkommen ist für uns nicht die Priorität. Wir sollten uns in Richtung eines breiteren Konzepts umfassender wirtschaftlicher Zusammenarbeit bewegen”. Wie solch ein Konzept rechtlich formuliert und ausgestaltet werden könnte, konnte er damals noch nicht genau sagen.
Lee ist ausgebildeter Jurist und Handelsexperte
Nun hat Roy Chun Lee Gelegenheit, genau diese Überlegungen ganz offiziell weiterzuführen. Seit dem 08. Januar ist Lee neuer Gesandter in Taiwans Vertretungsbüro für Belgien und die Europäische Union in Brüssel.
Lee ist ausgebildeter Jurist. Nach dem Studium in Taiwan ging er 2002 für ein Doktorandenprogramm in Public Policy Analysis an die Australian National University. Seitdem entwickelte sich Lee zu einem versierten Handelsspezialisten. Als stellvertretender Leiter des staatlich geförderten Chung-Hua-Wirtschaftsforschungszentrums war Lee unter anderem federführend beteiligt an Taiwans Agieren in der Welthandelsorganisation (WTO) und der Anbahnung regionaler Handelsabkommen.
Bilaterales Abkommen unwahrscheinlich
Doch nach Taiwans WTO-Beitritt 2002 wurde es für das Land unter chinesischem Druck zunehmend schwieriger, bilaterale oder multilaterale Abkommen zu schließen, auch im Verhältnis zur EU. 2015 stellten Leitlinien der Europäischen Kommission noch in Aussicht, aufbauend auf dem damals erhofften umfassenden Investitionsabkommen der EU mit China (CAI) auch mit Taiwan separate “Investitionsvereinbarungen zu erkunden”. Doch die Ratifizierung des Investitionsabkommens mit China im Europäischen Parlament liegt im Zuge der politischen Spannungen seit 2021 auf Eis.
Roy Chun Lee selbst bezweifelt, dass die EU es unter dem Druck Chinas wagen wird, unter diesen Voraussetzungen zuerst mit Taiwan ein formelles Handels- oder Investitionsabkommen abzuschließen. Nachdem bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen in Taiwan die chinakritische Demokratische Fortschrittspartei (DPP) erneut gewann und mit William Lai den nächsten Präsidenten stellen wird, werden Taiwans internationale politische Spielräume wohl nicht größer werden.
Auch deswegen will sich Lee stärker auf zwischenstaatliche Abkommen und weichere Formen der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit konzentrieren. Als Vorbild dafür können unter anderem das im letzten Juni abgeschlossene Handelsrahmenabkommen mit den USA und die im November unterzeichnete “Enhanced Trade Partnership”-Vereinbarung mit Großbritannien dienen. Zwischen Taiwan und Deutschland gab es jüngst nur eine Vereinbarung auf ministerialer Ebene: Während des Besuchs von Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger im März 2023 wurde ein Kooperationsabkommen mit Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit in künstlicher Intelligenz, Wasserstoffenergie, Batterie- und Halbleitertechnik geschlossen. Leonardo Pape
China
Europapolitik
Taiwan
Taiwan-Wahlen
Personalien
Chi Zhang ist seit Dezember neue Project Managerin am China-Institut für die deutsche Wirtschaft (CIDW). Sie war zuvor Senior Consultant bei CPC Unternehmensmanagement in Peking.
Uwe Sailer ist nach mehreren Jahren in China nach Deutschland zurückgekehrt und leitet nun bei Audi den Bereich Homologation Antrieb in Neckarsulm. Sailer war seit Januar 2020 in China und dort zuletzt als Head of Powertrain Calibration and Testing für Volkswagen in Peking tätig.
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Dessert
Führerlos fahren, lohnarbeitsfrei liefern: Jedes dieser unbemannten Liefergefährte, die derzeit in der nordchinesischen Provinz Hebei in Betrieb genommen werden, schafft 500 bis 800 Lieferungen pro Tag, hat eine maximale Nutzlast von 1.000 Kilogramm und eine Reichweite von 200 Kilometern pro Ladung. Auch die Kommunikation läuft maschinell: Die Empfänger vereinbaren den Liefertermin über eine mobile Anwendung, das Fahrzeug sendet vor seiner Ankunft eine Benachrichtigung. Nur bestellen sollten Menschen noch selber.