Table.Briefing: Bildung

Prämien gegen Lehrermangel + Millionengrab Logineo + Urheberrecht Alt-Klausuren

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Lehrermangel trifft nicht alle Schulformen und Regionen in gleichem Maße. Daher loben die Länder immer häufiger Prämien aus, die Landlust wecken sollen. Auf welche Strategien dabei in der Bundesrepublik gesetzt wird – und ob sie überhaupt Erfolg versprechen, hat sich Janna Degener-Storr angeschaut.

Nach der Aufregung um die verschobenen Abiklausuren in Nordrhein-Westfalen blicken wir auf die dortige Digitaldebatte. 200 Millionen Euro wären fällig, um die NRW-Schulcloud in Gang zu bringen. Ein Millionengrab? Die Ministerin nimmt sich nun besonders lange Bedenkzeit und ein Fraunhofer-Gutachten vor, wie Christian Füller berichtet.

Arbeitsblätter exzessiv kopieren, am Rande der Legalität – das gehört zum Schulalltag wie der Kreidestaub ins Klassenzimmer. Urheberrecht in der Schule klingt trocken, ist aber brisant. Mit ihm rechtfertigen Bundesländer, dass sie ihre Abi-Altklausuren nicht veröffentlichen. Juristen schütteln mit dem Kopf, wie Torben Bennink erfahren hat – es fehlt eher am Willen, denn am rechtlichen Rahmen.

Zum Schluss möchte ich Ihnen Holger Schleper vorstellen. Wir freuen uns, dass er ab sofort die Redaktion des Bildung.Table verstärkt. Für Sie und uns gräbt er sich in die Bildungspolitik in Bund und Ländern. Seien Sie gespannt!

Wie immer freuen wir uns über Hinweise, Lob und Kritik an bildung@table.media.

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht

Ihr
Niklas Prenzel
Bild von Niklas  Prenzel

Analyse

Lockprämien für Lehrer

Der Lehrkräftemangel betrifft nicht alle Bundesländer, Regionen und Schularten gleichermaßen. Schulen im ländlichen Raum leiden besonders unter dem Personalmangel; in vielen Städten sind es Brennpunktschulen, bei denen kaum Bewerbungen eingehen.

Politiker loben immer häufiger Prämien aus, um Bewerber zu steuern. So vergangene Woche auch Mecklenburg-Vorpommern, das ankündigte, neu eingestellten Lehrkräfte für Mathematik, Informatik, Biologie, Chemie und Physik von kommendem Schuljahr an monatlich 424 Euro mehr zu zahlen. Unter der Bedingung: Sie unterrichten an einer Landschule.

Immer mehr Kultusministerien gehen diesen Weg, um junge wie erfahrene Lehrkräfte aufs Land zu locken. Das zeigt eine Umfrage von Bildung.Table in den 16 Bundesländern.

  • Bereits in sechs Ländern können Lehrkräfte, die an Schulen gehen, wo der Mangel besonders groß ist, mit Geldspritzen rechnen: NRW, Thüringen, Sachsen, Berlin. Mecklenburg-Vorpommern und Bayern. 
  • In zwei Ländern erhalten Referendare, die dort unterrichten, wo sie besonders gebraucht werden, eine Prämie: Sachsen und Schleswig-Holstein. 
  • Sieben Länder geben an, keine Prämien dieser Art zu zahlen: Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg.
  • Niedersachsen und das Saarland haben sich nicht an der Umfrage beteiligt.

zum Download: Details zu Prämienzahlungen (Länderüberblick)

Geldprämien für besondere Leistungen – beispielsweise Fachschaftskoordination, Stundenplanung und ähnliche Nebenjobs in den Schulen – sind von der Umfrage nicht erfasst. In diese Richtung ging zuletzt ein Vorschlag der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Mancherorts gibt es Prämien auch für das richtige Studienfach: nämlich für Lehrer, die ein oder mehrere Mangelfächer studiert haben.

GEW erwartet keine große Steuerungswirkung

Ob das Prämienmodell fruchtet, weiß bislang niemand. Evaluationen stehen noch aus. Laut den zuständigen Ministerien haben in Sachsen 638, in NRW 168 und in Schleswig-Holstein zwölf Lehrkräfte beziehungsweise Referendare Sonderzahlungen erhalten. Doch vielleicht hätten sich einige sowieso für einen Job auf dem Land beworben. Wissenschaftler und Lehrerverbände sind jedenfalls skeptisch, ob Prämien der richtige Weg sind

  • “Vorübergehenden Zahlungen von 300 oder 500 Euro werden an der Situation nichts ändern”, betont etwa Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, gegenüber Table.Media. “Lehrkräfte werden für solche Prämien nicht aufs Land ziehen. Und wenn sie es doch tun sollten, werden sie enttäuscht, weil die Zahlungen dann schnell wieder eingestellt werden.”
  • Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern erwartet ebenfalls keine große Steuerungswirkung: “Viele Lehrkräfte können zum Beispiel aufgrund ihrer Familienverhältnisse nicht plötzlich aufs Land ziehen”, betont sie.
  • Falk Radisch, Professor für Schulforschung an der Uni Rostock, sieht das ähnlich: “Wir können nicht davon ausgehen, dass durch Prämien mehr gut ausgebildete Lehrkräfte an die entsprechenden Schulen beziehungsweise in die entsprechenden Regionen kommen.” Er empfiehlt den Ministerien stattdessen, Lehrern, die Quer- und Seiteneinsteiger ausbilden, Bonuszahlungen anzubieten.

Auf dem Land fehlt die Infrastruktur

Laut Radisch zeigt eine nicht veröffentlichte Befragung der Uni Greifswald: Den Lehrernachwuchs stört vor allem die fehlende Infrastruktur im ländlichen Raum; mehr Geld lockt sie nicht. Genauso wie es bislang nicht gelungen ist, viele Ärzte durch Prämien aufs Land zu locken, könnte es nun den Schulen ergehen.

Ein weiteres Problem ist die Motivation. “Wir ziehen damit nicht die Personen an, die wir haben wollen, nämlich pädagogisch Interessierte”, sagt Dirk Richter, Professor für Bildungsforschung an der Uni Potsdam. Laut Lehrervertreter Meidinger setzen Prämien falsche Anreize: “Wir möchten nicht, dass Lehrkräfte sich allein wegen des Geldes für bestimmte Schulen entscheiden.”

Stipendien sind ein guter Anreiz

Das Problem, dass die Universitäten schlicht zu wenig Lehrer ausbilden, lösen auch gut dotierte Prämien nicht. “Das Tischtuch wird durch das Ausloben von Buschprämien nicht länger: Wenn man es an der einen Ecke wegzieht, reicht es nicht mehr bis zur anderen“, sagt Bildungsforscher Richter. Optimistischer ist er, was den Effekt von Stipendien betrifft.

  • In Sachsen-Anhalt etwa können Lehramtsstudierende aus dem gesamten Bundesgebiet neuerdings eine monatliche Geldspritze von 600 Euro erhalten. Im Gegenzug verpflichten sie sich, ihre Praxisphasen und ihren Berufseinstieg an einer Schule in einer Bedarfsregion zu verbringen. Wer später doch lieber an der persönlichen Wunschschule arbeiten will, muss mit Rückzahlungsforderungen rechnen.
  • Das Landlehrer-Stipendium in Brandenburg, das seit 2021 existiert, funktioniert ähnlich. Die Landlehrer erhalten neben der finanziellen Förderung unter anderem Fortbildungsangebote sowie ein Mentoren-Programm. 

Am Ende, da sind sich Lehrervertreter und Bildungsforscher einig, müssten die Arbeitsbedingungen auf dem Land beziehungsweise an Schulen in sozial schwierigen Lagen verbessert werden – exzellente Ausstattung, interdisziplinäre Teams, gezielte Beratung und Weiterbildung, attraktive Kinderbetreuung und ein geringeres Unterrichtsdeputat. Das sei die beste Werbung für eine Schule oder eine Region.

  • Brennpunktschule
  • Lehrermangel

Logineo: Neuer IT-Test für Ministerin Feller

Die Ministerin für Schule in Nordrhein-Westfalen kann nichts für die Schul-IT ihres Landes. Die wurde vor Jahren aufgesetzt, als Dorothee Feller (CDU) noch nicht im Amt war. Trotzdem können die Pannen, Datenlecks und horrenden Ausgaben zu einem Risiko für die neue Ministerin werden. Zum zweiten Mal musste Feller jetzt in der Datenaffäre Aussagen nachbessern, die sie aus ihrem Hause bekam. Das bedeutet, dass die Ministerin erst jetzt auf jenem Stand ist, den die kritische Öffentlichkeit vor über einer Woche hatte: von der Plattform Qualis sind 16.000 Datensätze abgeflossen, über 3.700 Personen mit Namen, E-Mail-Adresse und persönlichen Informationen waren betroffen.

Nun hat die Ministerin die Reißleine gezogen, und die Plattform erstmal abgeschaltet. So renommiert Feller auch sein mag: Es ist immer ein Problem für eine Ministerin, wenn sie scheibchenweise aufklärt. Das geißelt die Opposition jetzt auch. In dieser Woche ist schon wieder eine Sondersitzung zur Schul-IT im Parlament geplant.

Reparatur für 200 Millionen Euro

Aber es wartet bereits die nächste Bewährungsprobe auf Feller, wiederum im Ressort “IT” angesiedelt und mit großer Tragweite. NRWs “Logineo Schulplattform” sollte nach dem Willen von Vorgängerin Yvonne Gebauer (FDP) endlich fit gemacht werden – für satte 200 Millionen Euro. (Bildung.Table berichtete.) Bei den schwarz-grünen Koalitionsverhandlungen war dies im letzten Moment unter eine Bedingung gestellt worden: ein Stresstest.

Das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fokus) sollte untersuchen, ob “Logineo NRW Schulplattform” überhaupt reparierbar ist. Nun liegt das Ergebnis des Stresstests der Schulverwaltungs-Software vor. Aber es ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Einerseits finden die Gutachter Logineo ganz okay, andererseits fordern sie deutliche Entwicklungsschritte. Für die neue Ministerin eine komplizierte Lage. Sie hat keine klare Handhabe, um ihrer Verwaltung Logineo aus der Hand zu schlagen. Deswegen will sie das Gutachten zunächst gründlich studieren – und erst im Sommer ihre Entscheidung verkünden.

Nur Hälfte der Schulen nutzt Logineo

Dabei ist die “Logineo NRW Schulplattform” seit ihrer Entwicklung durch das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein ein Stein des Anstoßes. Die erste Inbetriebnahme vor einigen Jahren scheiterte – die Auftraggeberin und damalige grüne Bildungsministerin Sylvia Löhrmann stoppte das Projekt zunächst. Auch der zweite Versuch seit 2019 verläuft eher stockend. Obendrein beschweren sich viele Lehrerinnen und Lehrer über das unhandliche System.

“Die Logineo NRW Schulplattform ermöglicht eine rechtssichere Kommunikation über E-Mail und den Datenaustausch per Cloud, vereinfacht die schulische Organisation und bietet Zugang zu Bildungsmedien.” So schreibt das Ministerium auf seiner Homepage. Tatsache ist: Nur 2.600 von 5.000 Schulen nutzen die Schulplattform überhaupt. Und die Funktionen Datenaustausch sowie Zugang zu Bildungsmedien funktionieren entweder nicht oder werden so gut wie nicht in Anspruch genommen. So berichten es von Table.Media befragte Medienberater aus NRW

Während der Pandemie kaufte das Schulministerium kurzfristig ein Lernmanagementsystem hinzu, das ein Berliner Dienstleister einrichtete. Dieses funktionierende System heißt eigentlich Moodle, wurde aber “Logineo NRW LMS” genannt – ein Schachzug der Beamten, um dem Namen Logineo endlich ein wenig Glanz zu verleihen. Zudem gibt es einen “Logineo NRW Messenger”, auch er tut seine Dienste. Beide zugekauften Systeme haben sich bewährt. Sie haben aber mit “Logineo NRW Schulplattform” nichts gemein – außer dem Namen. 

“Dafür hätte man kein Fraunhofer-Institut gebraucht”

Lehrer und Digitalberater reagierten entsetzt auf den vermeintlichen Stresstest von Logineo NRW durch ein Fraunhofer-Institut. “Der Logineo-Check ist da”, schrieb der in Digitalisierungskreisen bekannte Schulleiter Michael Niehaus. “Dafür hätte man aber nicht das Fraunhofer-Institut beauftragen müssen, das hätte ich genauso in zehn Minuten sagen können.” Jeder wisse, dass die drei Logineos fusionieren müssten. Jedem Nutzer sei klar, dass die Logineo NRW Schulplattform zu kompliziert zu bedienen sei. “Mit den bereit gestellten Stunden ist das Handling von Logineo NRW nicht annähernd zu gewährleisten”. 

Auch der Sprecher des Landeselternrates, Christian Beckmann winkt ab. “Das ist ein weiterer Rohrkrepierer. Es gibt bestehende Systeme wie iServ, itslearning oder Mebis, auch MS-Teams, aber wir im Bildungsland NRW wissen es wieder Mal besser.” Der Digitalexperte Dieter Pannen wiederum, Vorsitzender des Vereins Moodle-Schule, lässt kein gutes Haar an dem Gutachten. “Die Regierung hat sich hier ein Narrativ schreiben lassen, dass die Logineo-Familie nützlich sei”, kritisierte Pannen. “Die entscheidende Frage wird in dem Gutachten aber gar nicht gestellt: Braucht es die Logineo NRW Schulplattform überhaupt?” 

Gutachten mit wenig Fokus

Tatsächlich thematisiert das Gutachten diese Frage nicht. Die Autoren des Fraunhofer-Institutes “Fokus” haben auf 37 Seiten auch gar nicht die in der Kritik stehende Schulplattform für Lehrer untersucht, sondern die gesamte Produkt-Familie Logineo. Und das Gutachten beginnt mit einer Frage, die einen im Jahr 2023, bei rund 10 Milliarden Euro Ausgaben für diverse Digitalpakte und nach dem digitalen Corona-Boom sprachlos macht: “Ist eine digitale Schulplattform notwendig?” 

Diese Frage aber ist keine Freud’sche Fehlleistung, sondern ein geschickter Schachzug. Selbstverständlich sagten alle in Workshops des Ministeriums oder an wenigen ausgewählten Schulen Befragten, dass es einer digitalen Lernplattform bedarf. Für den Leser entsteht allerdings folgender Eindruck: Klar, braucht es die Logineo Produkt-Familie! Das aber war weder die Frage noch der ursprüngliche Arbeitsauftrag. Der sollte klären, ob die wackelige “Logineo NRW Schulplattform” für 200 Millionen Euro repariert und dann mit den anderen beiden Komponenten verschmelzen soll. Alle Konkurrenten auf dem Markt sagen: wir stellen für 50 Millionen Euro eine neue funktionierende Schulverwaltungssoftware bereit – und verknüpfen sie mit dem bestehenden LMS und dem Messenger. Nur das Fraunhofer-Fokus weiß das nicht.

SPD-Opposition: Müssen Gutachten erst lesen

Die Folgerungen des Gutachtens beziehen sich denn auch überhaupt nicht auf die angeschlagene Kernsoftware, sondern sprechen Empfehlungen allgemeinster Art aus. Eine etwa thematisiert das fehlende Office-Paket. Die anderen Empfehlungen beziehen sich alle auf die Verknüpfung der drei Komponenten Schulplattform, LMS und Messenger. Warum aber die Einführung eines selbstverständlichen Officepakets und die Verknüpfung dreier Komponenten horrende 200 Millionen Euro kosten soll, lässt das Gutachten ungeklärt

Daher lässt auch Ministerin Feller alle Fragen offen. “Das Fraunhofer-Team hat festgestellt, dass unseren Schulen mit LOGINEO NRW ein stabiles Angebot zur Verfügung steht, das zurzeit und in den nächsten Jahren alle wesentlichen Funktionen für das Lernen, die Kommunikation und die Organisation von Schule erfüllt.” Das ließ die Ministerin erklären. Auf Nachfrage hieß es, bis zum Sommer werde eine Entscheidung gefällt.

Auch die Grünen und selbst die SPD ist beim Thema Logineo Schulplattform schweigsam bis unentschlossen. Die Grünen ließen Anfragen unbeantwortet. Die schulpolitische Sprecherin der SPD, Dilek Engin, erklärte: “Das Gutachten werten wir nun aus und werden uns dazu auch mit IT-Experten austauschen, um über das weitere Vorgehen bei Logineo zu beraten.” Nur die AfD ist eindeutig. Weitere Investitionen “in ein solches Fass ohne Boden” hält die Fraktion für unverhältnismäßig. Und plädiert dafür, Logineo NRW ganz zu beenden.

  • Dorothee Feller
  • NRW

Urheberrecht greift bei Alt-Klausuren kaum

Einige Bundesländer, die ihre alten Abi-Klausuren nicht veröffentlichen, haben eine scheinbar überzeugende Begründung: Das Urheberrecht hindere sie. Doch bröckelt dieses Argument. Denn Rechtsexperten sehen genügend Möglichkeiten für die Kultusministerien, Schülern den Zugriff auf die Abschlussprüfungen der Vorjahre zu erleichtern – ohne das Recht zu verletzen.

Bisher gewähren neun Bundesländer Schülern keinen flächendeckenden Zugriff auf die Abschlussprüfungen vergangener Jahre, wie eine Recherche der NGOs FragDenStaat und Wikimedia Deutschland zeigte, über die Table.Media exklusiv berichtete. Lediglich die Lehrer dürfen damit ihren Unterricht vorberieten. Die alten Abschlussklausuren verkaufen die Länder stattdessen an den Stark-Verlag, bei dem sich die Schüler dann teure Übungshefte kaufen können – für 15 Euro pro Heft. Dass die Länder die Prüfungen nicht frei veröffentlichen, begründen sie mit der rechtlichen Lage.

Lesen Sie auch: Das Geschäft mit den Altklausuren

Experten: Länder dürfen Aufgabentexte veröffentlichen

Das Kultusministerium in Brandenburg teilte FragDenStaat etwa mit: “Die Aufgaben unterliegen dem Urheberrecht und können nicht veröffentlicht werden.” Ganz ähnlich lautete die Begründung aus Baden-Württemberg. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein passiert aber genau das bereits: Die Länder veröffentlichen die Aufgaben online für alle zugänglich. Texte oder Abbildungen fremder Urheber spart Niedersachsen dabei aus und verweist lediglich auf die Quellen.

Experten treibt dieses Vorgehen nicht den Schweiß auf die Stirn – im Gegenteil. “Urheberrechtlich steht dem in Niedersachsen durchgeführten Vorgehen nichts im Wege”, sagt Anke Nordemann-Schiffel, Expertin für Urheberrecht. Die Rechte für die Aufgabentexte selbst liegen im Zweifel sowieso bei den Ministerien. “Wie diese Aufgaben veröffentlicht werden, ist also eine Entscheidung des Ministeriums. Um sie allen zugänglich zu machen, braucht es grundsätzlich keine Gesetzesänderung”, betont Nordemann-Schiffel.

Kaum rechtliche Probleme bei Mathe-Klausuren

Texte, Kunstwerke oder Musikstücke fremder Künstler zu veröffentlichen, die in Klausuren vorkommen, ist deutlich aufwendiger – wenn auch nicht unmöglich, wie der Fall Schleswig-Holstein zeigt. Das nördlichste Bundesland veröffentlicht online auch die Dokumente fremder Urheber und schwärzt dabei große Teile. Es macht damit vom Zitatrecht Gebrauch, das individuell regelt, wie groß etwa der Umfang von Zitaten fremder Urheber sein darf.

Öffentlich zugängliche Abiturprüfung aus Schleswig-Holstein von 2020. Fremdtexte werden zum Großteil geschwärzt.

In längst nicht allen Fächern sind Werke fremder Urheber aber überhaupt Bestandteil von Prüfungen. In Mathematik-Klausuren etwa kommen meistens gar keine Fremdtexte vor, sagt John Weitzmann, Justiziar bei Wikimedia Deutschland. “Da müssen sich die Länder einfach die Mühe machen, nach Fächern zu differenzieren und zu schauen, wo Fremdmaterial keine Rolle spielt.” Die Prüfungen aus diesen Fächern sollten sie in jedem Fall für alle veröffentlichen, fordert Weitzmann.

Rechtsanwältin Nordemann-Schiffel vermutet, dass häufig die personelle Lage in den Ministerien eine genauere Prüfung verhindert. “Im Einzelfall zu überprüfen, welche Teile geschützt sind, ist natürlich aufwendig und bindet Ressourcen”, sagt sie. Für Wikimedia-Justiziar Weitzmann zeigt sich hier, wie die Ministerien ihre Prioritäten setzen und dass sie offenbar am Personal sparen. “Ich finde, die Länder sollten den Bildungsauftrag höher stellen als solche wirtschaftlichen Überlegungen. Da wird dann am falschen Ende gespart.” 

Länder stellen Änderungen in Aussicht

Auf Anfragen von Table.Media verteidigen Brandenburg und Baden-Württemberg ihre Vorgehensweise, kündigen aber Veränderungen an. Aus dem Kultusministerium in Potsdam heißt es, man prüfe derzeit, in welcher Form das Land Prüfungsaufgaben zukünftig veröffentlichen kann.

Baden-Württemberg möchte für Schüler einen Online-Zugang einführen. Das teilt das Regierungspräsidium in Stuttgart mit. Eine besondere Hürde: Im Ländle an Abschlussprüfungen zu kommen, ist auch für Verlage und andere Anbieter bisher aufwendig. In einem ersten Schritt können sie über einen Lizenzvertrag zunächst nur das Recht zur Veröffentlichung erwerben – und erst im zweiten Schritt die Aufgaben selbst.

Beteiligt am Verfahren sind neben dem Regierungspräsidium und dem Kultusministerium das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg, welches die zentralen Abschlussaufgaben erstellt. Das Regierungspräsidium teilt daher auch mit: Die Abstimmung laufe gerade erst an und werde “noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen”. 

Zugang über passwortgesichertes Portal kein Problem

Komplette Abschlussprüfungen zumindest über eine zugangsbeschränkte Plattform verfügbar zu machen, sei kein Problem, so die einstimmige Meinung der Experten. Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, NRW, Bremen und Sachsen machen es vor. Mecklenburg-Vorpommern nutzt hierfür itslearning. Abgedeckt ist das Verfahren über den “Gesamtvertrag Vervielfältigungen an Schulen”, ein Abkommen mit den Verwertungsgesellschaften. Es regelt, wie Lehrer und Schüler Texte, Musikstücke oder Bilder fremder Urheber schulintern nutzen dürfen. In Kürze soll der Vertrag für die Jahre 2023 bis 2027 neu aufgelegt und von KMK und Finanzministerkonferenz bestätigt werden (zum Download). Bis zu 23 Millionen Euro zahlen die Länder den Verwertungsgesellschaften dafür jährlich.

Die Länder bewegen sich also, wenn auch langsam. Aber auch eine Freigabe über eine Online-Plattform dürfte Wikimedia und FragDenStaat langfristig nicht reichen. “Das ist nicht das, was wir unter einer Veröffentlichung verstehen”, sagt Wikimedia-Justiziar John Weitzmann. Die beiden NGOs fordern einen verlässlichen Mindeststandard in allen Bundesländern und einen niedrigschwelligen Zugang zu Prüfungen aller Fächer, in denen keine Fremdmaterialien vorkommen. Die rechtliche Lage zeigt: Die Länder dürfen das, sie müssen es nur wollen. Torben Bennink

  • Abitur
  • itslearning

Standpunkt

Die Schulleiter nicht alleinlassen!

Fokussieren Brennpunkt-Schulen: Hanna Pfänder und Markus Warnke von der Wübben Stiftung.

Seit vielen Monaten streiten sich die Bundesländer beim Startchancen-Programm in erster Linie um das Geld. Ziel ist, dass am Ende 4000 Schulen in schwieriger sozialer Lage profitieren. Höchste Zeit, dass sich Bund und Länder – abseits der Gelddebatte – noch stärker damit auseinanderzusetzen, was eigentlich ein inhaltlich gutes Brennpunktprogramm ausmacht. Ein Aspekt sollte dabei eine besondere Rolle spielen – die Schulentwicklung

Doch zunächst einige Worte zum Geld: Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat für das Startchancen-Programm immer wieder eine “Bildungsmilliarde” in Aussicht gestellt, ohne diese klipp und klar zu versprechen. Trotzdem geht es seit knapp einem Jahr nur darum, wie das Fell des Bären verteilt werden soll, obwohl bis heute keiner genau weiß, mit wie vielen Milliarden das Programm ausgestattet ist. Denn auch die finanzielle Beteiligung der Länder ist immer noch ungeklärt. 

Fünf Prozent? Peinlich!

Mitte März verkündete die KMK, die Länder hätten sich beim Startchancen-Programm über die Verteilung der Bundes-Bildungsmilliarde verständigt. Die Kultusminister verkauften die Einigung als revolutionären Paradigmenwechsel. Die Bundesmittel sollen nicht mehr ausschließlich nach dem Königsteiner Schlüssel, sondern wesentlich stärker nach sozialen Kriterien verteilt werden. Fünf Prozent sollen in einen Sozialfonds fließen, der den Bedarf der Kinder und Jugendlichen in den einzelnen Ländern berücksichtigt. Das sei eine Abkehr von der Gießkanne und der Weg hin zu einer gerechteren bedarfsorientierten Verteilung – so zumindest die Lesart der KMK.

Die Frage, warum nicht auch die anderen 95 Prozent so eingesetzt werden, dass sie gezielt Schülerinnen und Schüler sowie Schulen in sozial benachteiligter Lage erreichen, beantworten die Kultusminister nicht. Offensichtlich haben nicht alle Länder verstanden, worum es in dem Programm wirklich gehen soll. Fünf Prozent? Das ist wirklich peinlich. Die Länder-Einigung ist ein Gradmesser für die Reformbereitschaft im Bildungsföderalismus

Natürlich spielt Geld eine Rolle. Schulen in herausfordernden Lagen brauchen zusätzliche Ressourcen – seien es finanzielle Mittel oder Personal. Im Vordergrund sollte aber das Ringen um ein inhaltlich gutes Programm stehen. Der Koalitionsvertrag sieht drei Säulen vor. Neben Stellen für Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter stellt die Ampel-Koalition ein “Chancenbudget” sowie eine bessere Ausstattung in Aussicht. 

Es braucht eine klare Vision für die Schulentwicklung

Erste Überlegungen zeigen, dass die Länder für die Ausstattungssäule das meiste Geld einplanen, dabei ist die Ausstattung absolut nachrangig. Darum sollten sich andere Programme kümmern. Viel wichtiger sind das Personal und das freie Budget. Damit können die Schulen direkt etwas anfangen, solange sie von Fachleuten unterstützt und angeleitet werden. Der Aspekt der Schulentwicklung, der inhaltlichen Begleitung, aber auch der Professionalisierung von Schulleitungen ist für einen zielgerichteten Einsatz der Mittel unabdingbar – ist allerdings bisher im Programm nicht angelegt.

Die Erfahrungen aus unserer Zusammenarbeit in Programmen, in denen Schulen im Brennpunkt unterstützt werden – beispielsweise in Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz – belegen diese Einschätzung. Die Schulen dort erhalten zusätzliche finanzielle Mittel, werden jedoch parallel durch ein Programm begleitet, das die jeweiligen Landesinstitute mit der Unterstützung der Wübben Stiftung Bildung durchführen. Damit zusätzliche Ressourcen im Brennpunkt Wirkung entfalten, braucht es eine klare Vision und ein konkretes Schulentwicklungsvorhaben. Die Schulleitung muss in der Lage sein, diesen Schulentwicklungsprozess zu planen und zu steuern und das Kollegium mitzunehmen. Viele Millionen Euro drohen zu versanden, wenn die Länder die Schulen mit diesem Prozess allein lassen. 

Moderne Form der Programmsteuerung – im Dialog

Zwar gibt es in jedem Land Unterstützungsstrukturen für Schulen – häufig bei den Landesinstituten angedockt. Doch diese Angebote sind in der Regel punktuell. Eine längerfristig angelegte, prozessorientierte Begleitung von Schulen mit besonderen Belastungen gibt es selten. Die Verzahnung von Angeboten, die sich an einem Qualitätsentwicklungsprozess an Schulen über einen längeren Zeitraum orientieren, ist für die meisten Länder Neuland.

Genau dieser systemische Ansatz der Schulentwicklung fehlt bislang im Startchancen-Programm – genauso wie konkrete Vorschläge für eine moderne Steuerung. Dafür müssen Bund und Länder das Rad nicht neu erfinden. In den Programmen der Wübben Stiftung Bildung steht der kollegiale Austausch zwischen den Schulleitungen im Zentrum. Das Besondere ist, dass bei den Treffen auch die Landesverwaltungen immer wieder und kontinuierlich anwesend sind und auch Minister und Staatssekretäre vorbeischauen und zuhören. Dieser Dialog ermöglicht die Kommunikation in zwei Richtungen – eine moderne Form von Steuerung. Es entsteht ein echter Austausch.

In den nächsten Monaten sollten die Länder miteinander über ihre Konzepte streiten und dann gemeinsam mit dem Bund das erfolgversprechendste Modell in die Fläche tragen. Klar ist: Wer sich ernsthaft mit der inhaltlichen Gestaltung des Programms beschäftigt, erkennt schnell, dass der Finanzierungskompromiss der Länder nicht ausreicht. Nur fünf Prozent der Mittel nach sozialen Kriterien aufzuteilen, steht im Widerspruch zu den Zielen des Programms.

Dr. Hanna Pfänder leitet seit 2021 das impaktlab, die wissenschaftliche Einheit der Wübben Stiftung Bildung. Sie war zuvor Projektleiterin am Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund.

Dr. Markus Warnke ist seit 2013 Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung. Zuvor war er im Kinder- und Jugendministerium von Nordrhein-Westfalen sowie als Bundesgeschäftsführer beim Familienbund der Katholiken in Berlin tätig.

  • Bettina Stark-Watzinger
  • BMBF
  • Brennpunktschule
  • KMK
  • Schulleiter
  • Startchancen-Programm

News

Kanzler appelliert an Betriebe – Kritik von ZDH und BDA

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Betriebe dazu aufgefordert, mehr junge Menschen auszubilden. “Manche Betriebe suchen händeringend Fachkräfte, aber manche Betriebe bilden auch nicht aus”, sagte der SPD-Politiker am Montag bei einer Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Koblenz. “Es sollen sich alle noch einmal zusammenreißen und alles dafür tun, dass die Zahl der Ausbildungsplätze in Deutschland weiter steigt.”

Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer des BDA, kritisiert Scholz’ Aussage. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz seien für alle Jugendlichen hervorragend. “Niemand muss sich ‘zusammenreißen’”, sagte er Table.Media. “Politik und Wirtschaft müssen am gleichen Strang ziehen und das ,Matching’ auf dem Ausbildungsmarkt voranbringen.”

Kritik an der Aussage des Kanzlers kam auch vom Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich. Er betonte auf Anfrage von Table.Media: “Von einer zu geringen Ausbildungsbereitschaft kann im Handwerk keinesfalls die Rede sein.” Es gebe genügend Handwerksbetriebe, die ausbilden oder ausbilden wollten, das Problem sei vielmehr, dass es an Bewerbern um eine Ausbildung fehle. Ein Appell sollte sich daher “vor allem an junge Menschen richten, die Chancen der beruflichen Bildung zu ergreifen und eine Ausbildung im Handwerk zu starten.”

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende, Elke Hannack, hält die Äußerung des Bundeskanzlers dahingegen für “gut und richtig”. Der “von vielen Arbeitgebern heraufbeschworenen Fachkräftemangel” sei an vielen Stellen “hausgemacht, weil immer mehr Unternehmen seit Jahren zu wenig ausbilden”. Hannack sprach sich zudem dafür aus, dass die Ampel die Ausbildungsgarantie um eine Ausbildungsumlage ergänzt. Dafür solle sie den Entwurf des Weiterbildungsgesetzes, über den die Bundesregierung kürzlich in erster Lesung beriet, entsprechend erweitern. Der Bremer Senat hat bereits einen Fonds der Arbeitgeber auf den Weg gebracht. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen könnten von ihm profitieren, etwa über Unterstützungsleistungen, die aus dem Fonds finanziert werden. anpa/dpa

  • Ausbildungsgarantie
  • Deutscher Gewerkschaftsbund
  • Duale Berufsausbildung

Uni Leipzig eröffnet digitales Klassenzimmer

Das Zentrum für Lehrerbildung der Universität Leipzig hat jetzt ein digitales Klassenzimmer. Darin werden die Studierenden des Lehramts in digitale Unterrichtsmethoden eingeführt. Unter anderem zählen dazu verschiedene VR-Techniken, ein Podcast- und Video-Raum sowie eine Station zu Künstlicher Intelligenz. Gerade bei den Virtuellen Realitäten nimmt die Uni Leipzig für sich in Anspruch, die neuesten Technologien angeschafft zu haben. “Da sich die Nutzung von VR im Unterricht noch im Anfangsstadium befindet, sind wir natürlich sehr gespannt darauf, wo die Reise hingeht. Und was wir vor allem von einer didaktischen Perspektive mit dem Digitalen Klassenzimmer an dieser Stelle beitragen können”, sagte die Projektleiterin am Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung Sarah Bischof Table.Media. 

Die virtuellen Klassenzimmer sind an der Uni Leipzig zwei ganz reale Seminarräume. Dort können Studierende den Einsatz von Pico Neo-, Meta Quest- und HTC-Vive Pro-Brillen testen. Allerdings kann dies immer nur eine Person tun, weil der Raum recht klein ist. Auch im größeren Podcast- und Video-Zimmer könnte es zu Kollisionen kommen. Bei der Vorstellung des Projekts am Donnerstag vergangener Woche zeigte sich der Direktor ein bisschen stolz – darauf, dass er die meisten Technologien nicht kennt, mit denen seine Studierenden im digitalen Klassenzimmer üben sollen. “Meine Kenntnisse sind bei der VR-Brille stehen geblieben”, sagte Direktor Jürgen Ronthaler. 

Digitales Klassenzimmer: Medienbildung ist politische Bildung

Trotzdem hat die Lehrerbildung der Uni Leipzig konzeptionell einen modernen Ansatz bei der Vermittlung digitaler Lernformen. Das entsprechende Modul ist für angehende Lehrerinnen und Lehrer verpflichtend. Zudem sind politische Bildung und Medienbildung am ZLS in einem Modul vereint. Das heißt, die Studierenden lernen Chancen und Risiken digitaler Formate in einem Modul kennen. Wie nah digitale Medien und Risiken beieinander liegen, erläuterte Susanne Krämer am Rande der Vorstellung. Krämer leitet beim ZLS ein Schulbesuchsprojekt über Achtsamkeit und macht dabei vor Ort folgende Erfahrung. Der gravierendste Faktor für Unachtsamkeit und Zerstreutheit in den Schulen seien soziale Medien. Eigentlich sollte man das Projekt digitales Klassenzimmer von Sarah Bischof und Achtsamkeit von Susanne Krämer zusammenlegen. Christian Füller

Anmerkung: In einer früheren Version ist das Zentrum für Lehrerbildung Institut, und aus dem Direktor wurde ein Dekan. Wir haben das korrigiert.

  • Digitales Klassenzimmer
  • Lehrerbildung

Stiftung rüstet Jugendliche für TikTok

Weil die Videoplattform TikTok ein Nischendasein in der politischen Bildungsarbeit fristet, hat die Amadeu Antonio Stiftung (AAS) einen Leitfaden mit Handlungsideen veröffentlicht. Das Ausmaß der “Kommunikationsrevolution” werde häufig unterschätzt, heißt es darin. In dem Papier (zum Download) beleuchten die Autoren, was TikTok-Nutzer gegen Desinformation und Fake News tun können – und wie Akteure im Bildungsbereich darüber mit jungen Menschen sprechen können.

Wichtig sei, ihnen beizubringen, kritische Fragen zu stellen und Meinungsvielfalt aufzuzeigen. Wichtig sei auch das sogenannte Debunking, also das Richtigstellen falscher Fakten. Außerdem sollten Jugendliche lernen, falsche und kritische Inhalte bei den Plattformbetreibern zu melden. Die Handreichung entstand aus dem Projekt Visualising Democracy – für eine demokratische Debattenkultur, mit dem sich die AAS gegen demokratiegefährdende Desinformation einsetzt.

Aktuell rückt das Soziale Netzwerk TikTok stärker in den Fokus der öffentlichen Debatte. Grund dafür sind Ereignisse, wie der Mord an der zwölfjährigen Luise, bei dem Mobbing via TikTok eine Rolle spielte. Immer mehr Akteure im Bildungsbereich setzen sich mit der Rolle und den Gefahren der App auseinander. So veröffentlichte die Schulleiterin und Autorin Silke Müller gestern ihr Buch “Wir verlieren unsere Kinder – Der verstörende Alltag im Klassenchat”. Darin beschäftigt sie sich mit den Auswirkungen und Gefahren von TikTok in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Anouk Schlung

  • Tiktok

Heads

Pascal Keller – Entrepreneur für moderne Berufsorientierung

Pascal Müller ist Geschäftsführer und Gründer des Start-ups “Mein mutiger Weg”, das Jugendliche bei der Berufsorientierung unterstützt.

Hebamme hätte Pascal Keller werden sollen – zumindest dem Testergebnis des Berufsinformationszentrums der Agentur für Arbeit zufolge. Er entschied sich dann doch für ein duales Bachelor-Studium in BWL mit Schwerpunkt Industrie bei einem Automobilzulieferer. “Ich dachte, ich müsste so werden wie meine Onkel: Anzüge, Autos, Geld und so weiter”, sagt er rückblickend.

Doch mitten im Studium stellt Keller fest, dass er sich überhaupt nicht für Autos interessiert. Nach seinem Abschluss geht die Sinnsuche an einer Berufsschule in Mexiko weiter, an der Keller mit Jugendlichen über ihre Zukunft spricht. Er merkt: Berufsorientierung geht auch lebensnah und begeisternd. “An Schulen wird Berufsorientierung oft im 2000er-Style vermittelt”, sagt der 31-Jährige. “Dabei hat sich die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, in den letzten Jahrzehnten krass verändert.”

Vorträge münden in Start-up

Zurück in Deutschland nimmt Keller erneut ein Studium auf, einen doppelten Master in Strategic and International Management in Deggendorf und Brasilien. Parallel dazu beginnen er und sein Zwillingsbruder Frederic Keller, Vorträge an Schulen zum Thema Berufsorientierung zu halten. Mit Erfolg, die beiden entwickeln ein Konzept und gründen 2018 “Mein mutiger Weg”.

Das mehrfach ausgezeichnete Start-up kombiniert Berufsorientierung mit moderner Persönlichkeitsentwicklung und bietet sogenannte Mutmacher-Seminare von der 9. bis zur 12. Klasse an. Begleitend dazu können Schulen eine Online-Lernplattform nutzen und digitale Gruppen-Mentorings buchen. Die Agentur für Arbeit finanziert die Angebote. An über 300 Schulen in zwölf Bundesländern haben inzwischen schon Mutmacher-Seminare stattgefunden.

Mit Berufsorientierung begeistern

“Wir wollen junge Menschen dazu zu befähigen und inspirieren, ihren eigenen, mutigen Weg zu gehen”, erklärt Keller. Die Mutmacher-Seminare sind möglichst abwechslungsreich und praktisch: Die Schülerinnen und Schüler identifizieren ihre Stärken und Talente. Sie entwickeln individuelle Kriterien für ihre Berufswahl und lernen, wie sie gesundes Selbstvertrauen aufbauen, ihre Ängste überwinden. Das Ergebnis des Seminars: ein persönlicher Fünf-Schritte-Mut-Plan. Es handle sich um ein Alternativangebot zur regulären Berufsorientierung, der es an Raum für Persönlichkeitsentwicklung fehle und an Formaten, die die Schüler emotional abholen, sagt Keller.

Didaktisch vermitteln Keller und seine Kollegen die Lerninhalte nicht nur durch Vorträge und Stillarbeit, sondern auch durch Rollenspiele, körperliche Übungen wie Massagekreise, die das gegenseitige Vertrauen stärken sollen, oder geführte Meditationen. Das Ganze habe Eventcharakter, berichtet Keller: Zwischendurch läuft Musik, am Ende werden “Schön, dass es Dich gibt!”-Postkarten verteilt.

Den richtigen Ton treffen

Keller und seinem mittlerweile 15-köpfigen Team gelingt es, durch Sprache und altersgerechte Inhalte einen Zugang zu den jungen Menschen zu finden: “Vielleicht denkst du, ich hab’ so viel zu tun. Jetzt noch mit Zukunft beschäftigen? Kein Bock drauf!” – diese Worte richtet Keller in einem Einführungsvideo an die Jugendlichen. Das kommt gut an. In der jährlichen Wirkungsstudie gaben zuletzt 82 Prozent der Lernenden an, dass sie durch “Mein mutiger Weg” angefangen haben, sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft zu machen, genauso viele kennen nun ihre Stärken besser.

Der niedrige Altersdurchschnitt im Team – knapp 27 Jahre – sei der größte Vorteil, erklärt Pascal Keller. Er selbst könne noch sehr gut das Gefühl nachvollziehen, nicht zu wissen, wie es nach der Schule weitergeht. Als junges Start-up gehe das Team zudem unkonventionell an viele Dinge heran und denke Berufsorientierung von Anfang an aus Schülersicht. Denn: “Unser Kunde ist der Schüler.” Sarah Kröger

  • Berufsorientierung
  • Bildungspolitik
  • Digitalisierung

Mehr von Table.Media

Research.Table: Mario Brandenburg: “Es fehlt nicht an Gremien, es mangelt an Umsetzung”: Viele Bürger sehen Deutschland nicht als Forschungsnation. Staatssekretär Mario Brandenburg sieht hier eine von vielen Herausforderung für das BMBF. Aber schnelle Lösungen gebe es nicht, erklärt er im Gespräch mit Nicola Kuhrt und Markus Weißkopf. Mehr

Research.Table: Machtmissbrauch: Wuppertaler Erklärung in der Kritik: Machtmissbrauch in der Wissenschaft betrifft vor allem Beschäftigte im Mittelbau. Zunehmend wird er auch auf Führungsebene thematisiert, etwa in der Wuppertaler Erklärung. Das hat eine Debatte über Prioritäten und Interessen entfacht. Mehr

Presseschau

“Schule ist mehr als Unterricht” – Es braucht eine aktuelle Arbeitszeiterfassung zum aktuellen Schulsystem ZEIT
Mehr Religionsunterricht, berufliche Bildung, Verwaltungsleitungen für Grundschulen – was Berlins Schulen vom Senat erwarten TAGESSPIEGEL
Berlins neue Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch über die Zukunft von Berlins Bildungssystem TAGESSPIEGEL
Reportage: Rechtsextremismus an Brandenburgs Schulen – Schulleiterin fordert Verständnis ZEIT
45-Minuten-Stunden und Auswendiglernen haben ausgedient – Jetzt gilt mehr Individualisierung TAZ
Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin will Lehrkräften Provinzprämie zahlen SPIEGEL
Vorbereitungsklassen und Deutsch-Förderung: Wie Euskirchener Schulen geflüchtete Kinder integrieren KSA
Schulen und Firmen – gemeinsam gegen den Fachkräftemangel KN
NRWs Gewerkschaften kritisieren Zustand der Schulen und Investitionsstau von zehn Milliarden Euro ZEIT

Termine

4. Mai 2023, 18:00 bis 20:00 Uhr, online
Get-Together: KI-Kummerkasten: Sorgen rein, Antworten raus
Der Bundeswettbewerb KI und der KI-Campus beantworten auf diesem Event Fragen, die die Nutzung von KI im Schulalltag betreffen. Lehrkräfte, Wissenschaftler, Studierende und Schüler berichten als Speaker von ihren persönlichen Erfahrungen mit Tools wie ChatGPT und Co. INFOS & ANMELDUNG

09. Mai 2023, 19:00 bis 20:30 Uhr, Düsseldorf
Diskussion: Abgehängt! Zwischen Chat-GPT und Lehrkräftemangel – Kann Schule Zukunft?
Die Autorin und Lehrerin Lisa Graf liest auf dieser Veranstaltung aus ihrem Buch Abgehängt, in dem sie eine Kernsanierung des Schulsystems fordert. Im Anschluss an die Lesung diskutiert Graf ihre Forderung mit Speakern aus Politik, Gewerkschaft und Bildungspraxis. INFOS & ANMELDUNG

10. Mai 2023, 18.45 Uhr, online
Bundestagsdebatte: Gleichstellung von akademischer und beruflicher Bildung
Unter dem Motto Unser Land braucht Meister fordert die AfD die Gleichstellung von akademischer und beruflicher Bildung. Nach der ersten Debatte wird das Thema an den federführenden Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung überwiesen. INFOS & LIVESTREAM

11. Mai 2023, 18:30 bis 20:15 Uhr, Konstanz
Diskussion: Schule geht auch anders – wie sich Bildung verändern muss
Über die Frage, wie Schule anders geht, sprechen Dieter Dohmen (FiBS), Andreas Stoch (SPD) und weitere Speaker. Es geht um Ganztag, Digitalisierung, eine Überarbeitung des Fächerkanons und die Frage, wie soziale und Lebenskompetenzen vermittelt werden können. INFOS & ANMELDUNG

16. Mai 2023, 12:00 bis 17:30 Uhr, Altenburg
Workshop: Digitale Medien im Ausbildungsalltag
Die Transferkampagne Digitale Medien im Ausbildungsalltag des Bundesinstituts für Berufsbildung vermittelt Teilnehmern Einblicke in das Online-Berichtsheft BLok, das Inklusionsprojekt InProD² sowie das VR-Projekt HandLeVR. INFOS & ANMELDUNG

16. Mai 2023, 17:30 bis 19:00 Uhr, Bonn
Diskussion: Friede den Schüler*innen – Kampf dem System
Wie kann das System Schule für alle gelingen? Diese Frage stellt die Friedrich-Ebert-Stiftung auf dieser Veranstaltung. Vertreter aus Bildungspolitik, -verwaltung und -praxis diskutieren, welchen Weg wir gehen müssen, um das Schulsystem langfristig attraktiv für alle zu halten. INFOS & ANMELDUNG

BILDUNG.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    der Lehrermangel trifft nicht alle Schulformen und Regionen in gleichem Maße. Daher loben die Länder immer häufiger Prämien aus, die Landlust wecken sollen. Auf welche Strategien dabei in der Bundesrepublik gesetzt wird – und ob sie überhaupt Erfolg versprechen, hat sich Janna Degener-Storr angeschaut.

    Nach der Aufregung um die verschobenen Abiklausuren in Nordrhein-Westfalen blicken wir auf die dortige Digitaldebatte. 200 Millionen Euro wären fällig, um die NRW-Schulcloud in Gang zu bringen. Ein Millionengrab? Die Ministerin nimmt sich nun besonders lange Bedenkzeit und ein Fraunhofer-Gutachten vor, wie Christian Füller berichtet.

    Arbeitsblätter exzessiv kopieren, am Rande der Legalität – das gehört zum Schulalltag wie der Kreidestaub ins Klassenzimmer. Urheberrecht in der Schule klingt trocken, ist aber brisant. Mit ihm rechtfertigen Bundesländer, dass sie ihre Abi-Altklausuren nicht veröffentlichen. Juristen schütteln mit dem Kopf, wie Torben Bennink erfahren hat – es fehlt eher am Willen, denn am rechtlichen Rahmen.

    Zum Schluss möchte ich Ihnen Holger Schleper vorstellen. Wir freuen uns, dass er ab sofort die Redaktion des Bildung.Table verstärkt. Für Sie und uns gräbt er sich in die Bildungspolitik in Bund und Ländern. Seien Sie gespannt!

    Wie immer freuen wir uns über Hinweise, Lob und Kritik an bildung@table.media.

    Viel Vergnügen beim Lesen wünscht

    Ihr
    Niklas Prenzel
    Bild von Niklas  Prenzel

    Analyse

    Lockprämien für Lehrer

    Der Lehrkräftemangel betrifft nicht alle Bundesländer, Regionen und Schularten gleichermaßen. Schulen im ländlichen Raum leiden besonders unter dem Personalmangel; in vielen Städten sind es Brennpunktschulen, bei denen kaum Bewerbungen eingehen.

    Politiker loben immer häufiger Prämien aus, um Bewerber zu steuern. So vergangene Woche auch Mecklenburg-Vorpommern, das ankündigte, neu eingestellten Lehrkräfte für Mathematik, Informatik, Biologie, Chemie und Physik von kommendem Schuljahr an monatlich 424 Euro mehr zu zahlen. Unter der Bedingung: Sie unterrichten an einer Landschule.

    Immer mehr Kultusministerien gehen diesen Weg, um junge wie erfahrene Lehrkräfte aufs Land zu locken. Das zeigt eine Umfrage von Bildung.Table in den 16 Bundesländern.

    • Bereits in sechs Ländern können Lehrkräfte, die an Schulen gehen, wo der Mangel besonders groß ist, mit Geldspritzen rechnen: NRW, Thüringen, Sachsen, Berlin. Mecklenburg-Vorpommern und Bayern. 
    • In zwei Ländern erhalten Referendare, die dort unterrichten, wo sie besonders gebraucht werden, eine Prämie: Sachsen und Schleswig-Holstein. 
    • Sieben Länder geben an, keine Prämien dieser Art zu zahlen: Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg.
    • Niedersachsen und das Saarland haben sich nicht an der Umfrage beteiligt.

    zum Download: Details zu Prämienzahlungen (Länderüberblick)

    Geldprämien für besondere Leistungen – beispielsweise Fachschaftskoordination, Stundenplanung und ähnliche Nebenjobs in den Schulen – sind von der Umfrage nicht erfasst. In diese Richtung ging zuletzt ein Vorschlag der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Mancherorts gibt es Prämien auch für das richtige Studienfach: nämlich für Lehrer, die ein oder mehrere Mangelfächer studiert haben.

    GEW erwartet keine große Steuerungswirkung

    Ob das Prämienmodell fruchtet, weiß bislang niemand. Evaluationen stehen noch aus. Laut den zuständigen Ministerien haben in Sachsen 638, in NRW 168 und in Schleswig-Holstein zwölf Lehrkräfte beziehungsweise Referendare Sonderzahlungen erhalten. Doch vielleicht hätten sich einige sowieso für einen Job auf dem Land beworben. Wissenschaftler und Lehrerverbände sind jedenfalls skeptisch, ob Prämien der richtige Weg sind

    • “Vorübergehenden Zahlungen von 300 oder 500 Euro werden an der Situation nichts ändern”, betont etwa Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, gegenüber Table.Media. “Lehrkräfte werden für solche Prämien nicht aufs Land ziehen. Und wenn sie es doch tun sollten, werden sie enttäuscht, weil die Zahlungen dann schnell wieder eingestellt werden.”
    • Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern erwartet ebenfalls keine große Steuerungswirkung: “Viele Lehrkräfte können zum Beispiel aufgrund ihrer Familienverhältnisse nicht plötzlich aufs Land ziehen”, betont sie.
    • Falk Radisch, Professor für Schulforschung an der Uni Rostock, sieht das ähnlich: “Wir können nicht davon ausgehen, dass durch Prämien mehr gut ausgebildete Lehrkräfte an die entsprechenden Schulen beziehungsweise in die entsprechenden Regionen kommen.” Er empfiehlt den Ministerien stattdessen, Lehrern, die Quer- und Seiteneinsteiger ausbilden, Bonuszahlungen anzubieten.

    Auf dem Land fehlt die Infrastruktur

    Laut Radisch zeigt eine nicht veröffentlichte Befragung der Uni Greifswald: Den Lehrernachwuchs stört vor allem die fehlende Infrastruktur im ländlichen Raum; mehr Geld lockt sie nicht. Genauso wie es bislang nicht gelungen ist, viele Ärzte durch Prämien aufs Land zu locken, könnte es nun den Schulen ergehen.

    Ein weiteres Problem ist die Motivation. “Wir ziehen damit nicht die Personen an, die wir haben wollen, nämlich pädagogisch Interessierte”, sagt Dirk Richter, Professor für Bildungsforschung an der Uni Potsdam. Laut Lehrervertreter Meidinger setzen Prämien falsche Anreize: “Wir möchten nicht, dass Lehrkräfte sich allein wegen des Geldes für bestimmte Schulen entscheiden.”

    Stipendien sind ein guter Anreiz

    Das Problem, dass die Universitäten schlicht zu wenig Lehrer ausbilden, lösen auch gut dotierte Prämien nicht. “Das Tischtuch wird durch das Ausloben von Buschprämien nicht länger: Wenn man es an der einen Ecke wegzieht, reicht es nicht mehr bis zur anderen“, sagt Bildungsforscher Richter. Optimistischer ist er, was den Effekt von Stipendien betrifft.

    • In Sachsen-Anhalt etwa können Lehramtsstudierende aus dem gesamten Bundesgebiet neuerdings eine monatliche Geldspritze von 600 Euro erhalten. Im Gegenzug verpflichten sie sich, ihre Praxisphasen und ihren Berufseinstieg an einer Schule in einer Bedarfsregion zu verbringen. Wer später doch lieber an der persönlichen Wunschschule arbeiten will, muss mit Rückzahlungsforderungen rechnen.
    • Das Landlehrer-Stipendium in Brandenburg, das seit 2021 existiert, funktioniert ähnlich. Die Landlehrer erhalten neben der finanziellen Förderung unter anderem Fortbildungsangebote sowie ein Mentoren-Programm. 

    Am Ende, da sind sich Lehrervertreter und Bildungsforscher einig, müssten die Arbeitsbedingungen auf dem Land beziehungsweise an Schulen in sozial schwierigen Lagen verbessert werden – exzellente Ausstattung, interdisziplinäre Teams, gezielte Beratung und Weiterbildung, attraktive Kinderbetreuung und ein geringeres Unterrichtsdeputat. Das sei die beste Werbung für eine Schule oder eine Region.

    • Brennpunktschule
    • Lehrermangel

    Logineo: Neuer IT-Test für Ministerin Feller

    Die Ministerin für Schule in Nordrhein-Westfalen kann nichts für die Schul-IT ihres Landes. Die wurde vor Jahren aufgesetzt, als Dorothee Feller (CDU) noch nicht im Amt war. Trotzdem können die Pannen, Datenlecks und horrenden Ausgaben zu einem Risiko für die neue Ministerin werden. Zum zweiten Mal musste Feller jetzt in der Datenaffäre Aussagen nachbessern, die sie aus ihrem Hause bekam. Das bedeutet, dass die Ministerin erst jetzt auf jenem Stand ist, den die kritische Öffentlichkeit vor über einer Woche hatte: von der Plattform Qualis sind 16.000 Datensätze abgeflossen, über 3.700 Personen mit Namen, E-Mail-Adresse und persönlichen Informationen waren betroffen.

    Nun hat die Ministerin die Reißleine gezogen, und die Plattform erstmal abgeschaltet. So renommiert Feller auch sein mag: Es ist immer ein Problem für eine Ministerin, wenn sie scheibchenweise aufklärt. Das geißelt die Opposition jetzt auch. In dieser Woche ist schon wieder eine Sondersitzung zur Schul-IT im Parlament geplant.

    Reparatur für 200 Millionen Euro

    Aber es wartet bereits die nächste Bewährungsprobe auf Feller, wiederum im Ressort “IT” angesiedelt und mit großer Tragweite. NRWs “Logineo Schulplattform” sollte nach dem Willen von Vorgängerin Yvonne Gebauer (FDP) endlich fit gemacht werden – für satte 200 Millionen Euro. (Bildung.Table berichtete.) Bei den schwarz-grünen Koalitionsverhandlungen war dies im letzten Moment unter eine Bedingung gestellt worden: ein Stresstest.

    Das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fokus) sollte untersuchen, ob “Logineo NRW Schulplattform” überhaupt reparierbar ist. Nun liegt das Ergebnis des Stresstests der Schulverwaltungs-Software vor. Aber es ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Einerseits finden die Gutachter Logineo ganz okay, andererseits fordern sie deutliche Entwicklungsschritte. Für die neue Ministerin eine komplizierte Lage. Sie hat keine klare Handhabe, um ihrer Verwaltung Logineo aus der Hand zu schlagen. Deswegen will sie das Gutachten zunächst gründlich studieren – und erst im Sommer ihre Entscheidung verkünden.

    Nur Hälfte der Schulen nutzt Logineo

    Dabei ist die “Logineo NRW Schulplattform” seit ihrer Entwicklung durch das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein ein Stein des Anstoßes. Die erste Inbetriebnahme vor einigen Jahren scheiterte – die Auftraggeberin und damalige grüne Bildungsministerin Sylvia Löhrmann stoppte das Projekt zunächst. Auch der zweite Versuch seit 2019 verläuft eher stockend. Obendrein beschweren sich viele Lehrerinnen und Lehrer über das unhandliche System.

    “Die Logineo NRW Schulplattform ermöglicht eine rechtssichere Kommunikation über E-Mail und den Datenaustausch per Cloud, vereinfacht die schulische Organisation und bietet Zugang zu Bildungsmedien.” So schreibt das Ministerium auf seiner Homepage. Tatsache ist: Nur 2.600 von 5.000 Schulen nutzen die Schulplattform überhaupt. Und die Funktionen Datenaustausch sowie Zugang zu Bildungsmedien funktionieren entweder nicht oder werden so gut wie nicht in Anspruch genommen. So berichten es von Table.Media befragte Medienberater aus NRW

    Während der Pandemie kaufte das Schulministerium kurzfristig ein Lernmanagementsystem hinzu, das ein Berliner Dienstleister einrichtete. Dieses funktionierende System heißt eigentlich Moodle, wurde aber “Logineo NRW LMS” genannt – ein Schachzug der Beamten, um dem Namen Logineo endlich ein wenig Glanz zu verleihen. Zudem gibt es einen “Logineo NRW Messenger”, auch er tut seine Dienste. Beide zugekauften Systeme haben sich bewährt. Sie haben aber mit “Logineo NRW Schulplattform” nichts gemein – außer dem Namen. 

    “Dafür hätte man kein Fraunhofer-Institut gebraucht”

    Lehrer und Digitalberater reagierten entsetzt auf den vermeintlichen Stresstest von Logineo NRW durch ein Fraunhofer-Institut. “Der Logineo-Check ist da”, schrieb der in Digitalisierungskreisen bekannte Schulleiter Michael Niehaus. “Dafür hätte man aber nicht das Fraunhofer-Institut beauftragen müssen, das hätte ich genauso in zehn Minuten sagen können.” Jeder wisse, dass die drei Logineos fusionieren müssten. Jedem Nutzer sei klar, dass die Logineo NRW Schulplattform zu kompliziert zu bedienen sei. “Mit den bereit gestellten Stunden ist das Handling von Logineo NRW nicht annähernd zu gewährleisten”. 

    Auch der Sprecher des Landeselternrates, Christian Beckmann winkt ab. “Das ist ein weiterer Rohrkrepierer. Es gibt bestehende Systeme wie iServ, itslearning oder Mebis, auch MS-Teams, aber wir im Bildungsland NRW wissen es wieder Mal besser.” Der Digitalexperte Dieter Pannen wiederum, Vorsitzender des Vereins Moodle-Schule, lässt kein gutes Haar an dem Gutachten. “Die Regierung hat sich hier ein Narrativ schreiben lassen, dass die Logineo-Familie nützlich sei”, kritisierte Pannen. “Die entscheidende Frage wird in dem Gutachten aber gar nicht gestellt: Braucht es die Logineo NRW Schulplattform überhaupt?” 

    Gutachten mit wenig Fokus

    Tatsächlich thematisiert das Gutachten diese Frage nicht. Die Autoren des Fraunhofer-Institutes “Fokus” haben auf 37 Seiten auch gar nicht die in der Kritik stehende Schulplattform für Lehrer untersucht, sondern die gesamte Produkt-Familie Logineo. Und das Gutachten beginnt mit einer Frage, die einen im Jahr 2023, bei rund 10 Milliarden Euro Ausgaben für diverse Digitalpakte und nach dem digitalen Corona-Boom sprachlos macht: “Ist eine digitale Schulplattform notwendig?” 

    Diese Frage aber ist keine Freud’sche Fehlleistung, sondern ein geschickter Schachzug. Selbstverständlich sagten alle in Workshops des Ministeriums oder an wenigen ausgewählten Schulen Befragten, dass es einer digitalen Lernplattform bedarf. Für den Leser entsteht allerdings folgender Eindruck: Klar, braucht es die Logineo Produkt-Familie! Das aber war weder die Frage noch der ursprüngliche Arbeitsauftrag. Der sollte klären, ob die wackelige “Logineo NRW Schulplattform” für 200 Millionen Euro repariert und dann mit den anderen beiden Komponenten verschmelzen soll. Alle Konkurrenten auf dem Markt sagen: wir stellen für 50 Millionen Euro eine neue funktionierende Schulverwaltungssoftware bereit – und verknüpfen sie mit dem bestehenden LMS und dem Messenger. Nur das Fraunhofer-Fokus weiß das nicht.

    SPD-Opposition: Müssen Gutachten erst lesen

    Die Folgerungen des Gutachtens beziehen sich denn auch überhaupt nicht auf die angeschlagene Kernsoftware, sondern sprechen Empfehlungen allgemeinster Art aus. Eine etwa thematisiert das fehlende Office-Paket. Die anderen Empfehlungen beziehen sich alle auf die Verknüpfung der drei Komponenten Schulplattform, LMS und Messenger. Warum aber die Einführung eines selbstverständlichen Officepakets und die Verknüpfung dreier Komponenten horrende 200 Millionen Euro kosten soll, lässt das Gutachten ungeklärt

    Daher lässt auch Ministerin Feller alle Fragen offen. “Das Fraunhofer-Team hat festgestellt, dass unseren Schulen mit LOGINEO NRW ein stabiles Angebot zur Verfügung steht, das zurzeit und in den nächsten Jahren alle wesentlichen Funktionen für das Lernen, die Kommunikation und die Organisation von Schule erfüllt.” Das ließ die Ministerin erklären. Auf Nachfrage hieß es, bis zum Sommer werde eine Entscheidung gefällt.

    Auch die Grünen und selbst die SPD ist beim Thema Logineo Schulplattform schweigsam bis unentschlossen. Die Grünen ließen Anfragen unbeantwortet. Die schulpolitische Sprecherin der SPD, Dilek Engin, erklärte: “Das Gutachten werten wir nun aus und werden uns dazu auch mit IT-Experten austauschen, um über das weitere Vorgehen bei Logineo zu beraten.” Nur die AfD ist eindeutig. Weitere Investitionen “in ein solches Fass ohne Boden” hält die Fraktion für unverhältnismäßig. Und plädiert dafür, Logineo NRW ganz zu beenden.

    • Dorothee Feller
    • NRW

    Urheberrecht greift bei Alt-Klausuren kaum

    Einige Bundesländer, die ihre alten Abi-Klausuren nicht veröffentlichen, haben eine scheinbar überzeugende Begründung: Das Urheberrecht hindere sie. Doch bröckelt dieses Argument. Denn Rechtsexperten sehen genügend Möglichkeiten für die Kultusministerien, Schülern den Zugriff auf die Abschlussprüfungen der Vorjahre zu erleichtern – ohne das Recht zu verletzen.

    Bisher gewähren neun Bundesländer Schülern keinen flächendeckenden Zugriff auf die Abschlussprüfungen vergangener Jahre, wie eine Recherche der NGOs FragDenStaat und Wikimedia Deutschland zeigte, über die Table.Media exklusiv berichtete. Lediglich die Lehrer dürfen damit ihren Unterricht vorberieten. Die alten Abschlussklausuren verkaufen die Länder stattdessen an den Stark-Verlag, bei dem sich die Schüler dann teure Übungshefte kaufen können – für 15 Euro pro Heft. Dass die Länder die Prüfungen nicht frei veröffentlichen, begründen sie mit der rechtlichen Lage.

    Lesen Sie auch: Das Geschäft mit den Altklausuren

    Experten: Länder dürfen Aufgabentexte veröffentlichen

    Das Kultusministerium in Brandenburg teilte FragDenStaat etwa mit: “Die Aufgaben unterliegen dem Urheberrecht und können nicht veröffentlicht werden.” Ganz ähnlich lautete die Begründung aus Baden-Württemberg. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein passiert aber genau das bereits: Die Länder veröffentlichen die Aufgaben online für alle zugänglich. Texte oder Abbildungen fremder Urheber spart Niedersachsen dabei aus und verweist lediglich auf die Quellen.

    Experten treibt dieses Vorgehen nicht den Schweiß auf die Stirn – im Gegenteil. “Urheberrechtlich steht dem in Niedersachsen durchgeführten Vorgehen nichts im Wege”, sagt Anke Nordemann-Schiffel, Expertin für Urheberrecht. Die Rechte für die Aufgabentexte selbst liegen im Zweifel sowieso bei den Ministerien. “Wie diese Aufgaben veröffentlicht werden, ist also eine Entscheidung des Ministeriums. Um sie allen zugänglich zu machen, braucht es grundsätzlich keine Gesetzesänderung”, betont Nordemann-Schiffel.

    Kaum rechtliche Probleme bei Mathe-Klausuren

    Texte, Kunstwerke oder Musikstücke fremder Künstler zu veröffentlichen, die in Klausuren vorkommen, ist deutlich aufwendiger – wenn auch nicht unmöglich, wie der Fall Schleswig-Holstein zeigt. Das nördlichste Bundesland veröffentlicht online auch die Dokumente fremder Urheber und schwärzt dabei große Teile. Es macht damit vom Zitatrecht Gebrauch, das individuell regelt, wie groß etwa der Umfang von Zitaten fremder Urheber sein darf.

    Öffentlich zugängliche Abiturprüfung aus Schleswig-Holstein von 2020. Fremdtexte werden zum Großteil geschwärzt.

    In längst nicht allen Fächern sind Werke fremder Urheber aber überhaupt Bestandteil von Prüfungen. In Mathematik-Klausuren etwa kommen meistens gar keine Fremdtexte vor, sagt John Weitzmann, Justiziar bei Wikimedia Deutschland. “Da müssen sich die Länder einfach die Mühe machen, nach Fächern zu differenzieren und zu schauen, wo Fremdmaterial keine Rolle spielt.” Die Prüfungen aus diesen Fächern sollten sie in jedem Fall für alle veröffentlichen, fordert Weitzmann.

    Rechtsanwältin Nordemann-Schiffel vermutet, dass häufig die personelle Lage in den Ministerien eine genauere Prüfung verhindert. “Im Einzelfall zu überprüfen, welche Teile geschützt sind, ist natürlich aufwendig und bindet Ressourcen”, sagt sie. Für Wikimedia-Justiziar Weitzmann zeigt sich hier, wie die Ministerien ihre Prioritäten setzen und dass sie offenbar am Personal sparen. “Ich finde, die Länder sollten den Bildungsauftrag höher stellen als solche wirtschaftlichen Überlegungen. Da wird dann am falschen Ende gespart.” 

    Länder stellen Änderungen in Aussicht

    Auf Anfragen von Table.Media verteidigen Brandenburg und Baden-Württemberg ihre Vorgehensweise, kündigen aber Veränderungen an. Aus dem Kultusministerium in Potsdam heißt es, man prüfe derzeit, in welcher Form das Land Prüfungsaufgaben zukünftig veröffentlichen kann.

    Baden-Württemberg möchte für Schüler einen Online-Zugang einführen. Das teilt das Regierungspräsidium in Stuttgart mit. Eine besondere Hürde: Im Ländle an Abschlussprüfungen zu kommen, ist auch für Verlage und andere Anbieter bisher aufwendig. In einem ersten Schritt können sie über einen Lizenzvertrag zunächst nur das Recht zur Veröffentlichung erwerben – und erst im zweiten Schritt die Aufgaben selbst.

    Beteiligt am Verfahren sind neben dem Regierungspräsidium und dem Kultusministerium das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg, welches die zentralen Abschlussaufgaben erstellt. Das Regierungspräsidium teilt daher auch mit: Die Abstimmung laufe gerade erst an und werde “noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen”. 

    Zugang über passwortgesichertes Portal kein Problem

    Komplette Abschlussprüfungen zumindest über eine zugangsbeschränkte Plattform verfügbar zu machen, sei kein Problem, so die einstimmige Meinung der Experten. Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, NRW, Bremen und Sachsen machen es vor. Mecklenburg-Vorpommern nutzt hierfür itslearning. Abgedeckt ist das Verfahren über den “Gesamtvertrag Vervielfältigungen an Schulen”, ein Abkommen mit den Verwertungsgesellschaften. Es regelt, wie Lehrer und Schüler Texte, Musikstücke oder Bilder fremder Urheber schulintern nutzen dürfen. In Kürze soll der Vertrag für die Jahre 2023 bis 2027 neu aufgelegt und von KMK und Finanzministerkonferenz bestätigt werden (zum Download). Bis zu 23 Millionen Euro zahlen die Länder den Verwertungsgesellschaften dafür jährlich.

    Die Länder bewegen sich also, wenn auch langsam. Aber auch eine Freigabe über eine Online-Plattform dürfte Wikimedia und FragDenStaat langfristig nicht reichen. “Das ist nicht das, was wir unter einer Veröffentlichung verstehen”, sagt Wikimedia-Justiziar John Weitzmann. Die beiden NGOs fordern einen verlässlichen Mindeststandard in allen Bundesländern und einen niedrigschwelligen Zugang zu Prüfungen aller Fächer, in denen keine Fremdmaterialien vorkommen. Die rechtliche Lage zeigt: Die Länder dürfen das, sie müssen es nur wollen. Torben Bennink

    • Abitur
    • itslearning

    Standpunkt

    Die Schulleiter nicht alleinlassen!

    Fokussieren Brennpunkt-Schulen: Hanna Pfänder und Markus Warnke von der Wübben Stiftung.

    Seit vielen Monaten streiten sich die Bundesländer beim Startchancen-Programm in erster Linie um das Geld. Ziel ist, dass am Ende 4000 Schulen in schwieriger sozialer Lage profitieren. Höchste Zeit, dass sich Bund und Länder – abseits der Gelddebatte – noch stärker damit auseinanderzusetzen, was eigentlich ein inhaltlich gutes Brennpunktprogramm ausmacht. Ein Aspekt sollte dabei eine besondere Rolle spielen – die Schulentwicklung

    Doch zunächst einige Worte zum Geld: Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat für das Startchancen-Programm immer wieder eine “Bildungsmilliarde” in Aussicht gestellt, ohne diese klipp und klar zu versprechen. Trotzdem geht es seit knapp einem Jahr nur darum, wie das Fell des Bären verteilt werden soll, obwohl bis heute keiner genau weiß, mit wie vielen Milliarden das Programm ausgestattet ist. Denn auch die finanzielle Beteiligung der Länder ist immer noch ungeklärt. 

    Fünf Prozent? Peinlich!

    Mitte März verkündete die KMK, die Länder hätten sich beim Startchancen-Programm über die Verteilung der Bundes-Bildungsmilliarde verständigt. Die Kultusminister verkauften die Einigung als revolutionären Paradigmenwechsel. Die Bundesmittel sollen nicht mehr ausschließlich nach dem Königsteiner Schlüssel, sondern wesentlich stärker nach sozialen Kriterien verteilt werden. Fünf Prozent sollen in einen Sozialfonds fließen, der den Bedarf der Kinder und Jugendlichen in den einzelnen Ländern berücksichtigt. Das sei eine Abkehr von der Gießkanne und der Weg hin zu einer gerechteren bedarfsorientierten Verteilung – so zumindest die Lesart der KMK.

    Die Frage, warum nicht auch die anderen 95 Prozent so eingesetzt werden, dass sie gezielt Schülerinnen und Schüler sowie Schulen in sozial benachteiligter Lage erreichen, beantworten die Kultusminister nicht. Offensichtlich haben nicht alle Länder verstanden, worum es in dem Programm wirklich gehen soll. Fünf Prozent? Das ist wirklich peinlich. Die Länder-Einigung ist ein Gradmesser für die Reformbereitschaft im Bildungsföderalismus

    Natürlich spielt Geld eine Rolle. Schulen in herausfordernden Lagen brauchen zusätzliche Ressourcen – seien es finanzielle Mittel oder Personal. Im Vordergrund sollte aber das Ringen um ein inhaltlich gutes Programm stehen. Der Koalitionsvertrag sieht drei Säulen vor. Neben Stellen für Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter stellt die Ampel-Koalition ein “Chancenbudget” sowie eine bessere Ausstattung in Aussicht. 

    Es braucht eine klare Vision für die Schulentwicklung

    Erste Überlegungen zeigen, dass die Länder für die Ausstattungssäule das meiste Geld einplanen, dabei ist die Ausstattung absolut nachrangig. Darum sollten sich andere Programme kümmern. Viel wichtiger sind das Personal und das freie Budget. Damit können die Schulen direkt etwas anfangen, solange sie von Fachleuten unterstützt und angeleitet werden. Der Aspekt der Schulentwicklung, der inhaltlichen Begleitung, aber auch der Professionalisierung von Schulleitungen ist für einen zielgerichteten Einsatz der Mittel unabdingbar – ist allerdings bisher im Programm nicht angelegt.

    Die Erfahrungen aus unserer Zusammenarbeit in Programmen, in denen Schulen im Brennpunkt unterstützt werden – beispielsweise in Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz – belegen diese Einschätzung. Die Schulen dort erhalten zusätzliche finanzielle Mittel, werden jedoch parallel durch ein Programm begleitet, das die jeweiligen Landesinstitute mit der Unterstützung der Wübben Stiftung Bildung durchführen. Damit zusätzliche Ressourcen im Brennpunkt Wirkung entfalten, braucht es eine klare Vision und ein konkretes Schulentwicklungsvorhaben. Die Schulleitung muss in der Lage sein, diesen Schulentwicklungsprozess zu planen und zu steuern und das Kollegium mitzunehmen. Viele Millionen Euro drohen zu versanden, wenn die Länder die Schulen mit diesem Prozess allein lassen. 

    Moderne Form der Programmsteuerung – im Dialog

    Zwar gibt es in jedem Land Unterstützungsstrukturen für Schulen – häufig bei den Landesinstituten angedockt. Doch diese Angebote sind in der Regel punktuell. Eine längerfristig angelegte, prozessorientierte Begleitung von Schulen mit besonderen Belastungen gibt es selten. Die Verzahnung von Angeboten, die sich an einem Qualitätsentwicklungsprozess an Schulen über einen längeren Zeitraum orientieren, ist für die meisten Länder Neuland.

    Genau dieser systemische Ansatz der Schulentwicklung fehlt bislang im Startchancen-Programm – genauso wie konkrete Vorschläge für eine moderne Steuerung. Dafür müssen Bund und Länder das Rad nicht neu erfinden. In den Programmen der Wübben Stiftung Bildung steht der kollegiale Austausch zwischen den Schulleitungen im Zentrum. Das Besondere ist, dass bei den Treffen auch die Landesverwaltungen immer wieder und kontinuierlich anwesend sind und auch Minister und Staatssekretäre vorbeischauen und zuhören. Dieser Dialog ermöglicht die Kommunikation in zwei Richtungen – eine moderne Form von Steuerung. Es entsteht ein echter Austausch.

    In den nächsten Monaten sollten die Länder miteinander über ihre Konzepte streiten und dann gemeinsam mit dem Bund das erfolgversprechendste Modell in die Fläche tragen. Klar ist: Wer sich ernsthaft mit der inhaltlichen Gestaltung des Programms beschäftigt, erkennt schnell, dass der Finanzierungskompromiss der Länder nicht ausreicht. Nur fünf Prozent der Mittel nach sozialen Kriterien aufzuteilen, steht im Widerspruch zu den Zielen des Programms.

    Dr. Hanna Pfänder leitet seit 2021 das impaktlab, die wissenschaftliche Einheit der Wübben Stiftung Bildung. Sie war zuvor Projektleiterin am Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund.

    Dr. Markus Warnke ist seit 2013 Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung. Zuvor war er im Kinder- und Jugendministerium von Nordrhein-Westfalen sowie als Bundesgeschäftsführer beim Familienbund der Katholiken in Berlin tätig.

    • Bettina Stark-Watzinger
    • BMBF
    • Brennpunktschule
    • KMK
    • Schulleiter
    • Startchancen-Programm

    News

    Kanzler appelliert an Betriebe – Kritik von ZDH und BDA

    Bundeskanzler Olaf Scholz hat Betriebe dazu aufgefordert, mehr junge Menschen auszubilden. “Manche Betriebe suchen händeringend Fachkräfte, aber manche Betriebe bilden auch nicht aus”, sagte der SPD-Politiker am Montag bei einer Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Koblenz. “Es sollen sich alle noch einmal zusammenreißen und alles dafür tun, dass die Zahl der Ausbildungsplätze in Deutschland weiter steigt.”

    Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer des BDA, kritisiert Scholz’ Aussage. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz seien für alle Jugendlichen hervorragend. “Niemand muss sich ‘zusammenreißen’”, sagte er Table.Media. “Politik und Wirtschaft müssen am gleichen Strang ziehen und das ,Matching’ auf dem Ausbildungsmarkt voranbringen.”

    Kritik an der Aussage des Kanzlers kam auch vom Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich. Er betonte auf Anfrage von Table.Media: “Von einer zu geringen Ausbildungsbereitschaft kann im Handwerk keinesfalls die Rede sein.” Es gebe genügend Handwerksbetriebe, die ausbilden oder ausbilden wollten, das Problem sei vielmehr, dass es an Bewerbern um eine Ausbildung fehle. Ein Appell sollte sich daher “vor allem an junge Menschen richten, die Chancen der beruflichen Bildung zu ergreifen und eine Ausbildung im Handwerk zu starten.”

    Die stellvertretende DGB-Vorsitzende, Elke Hannack, hält die Äußerung des Bundeskanzlers dahingegen für “gut und richtig”. Der “von vielen Arbeitgebern heraufbeschworenen Fachkräftemangel” sei an vielen Stellen “hausgemacht, weil immer mehr Unternehmen seit Jahren zu wenig ausbilden”. Hannack sprach sich zudem dafür aus, dass die Ampel die Ausbildungsgarantie um eine Ausbildungsumlage ergänzt. Dafür solle sie den Entwurf des Weiterbildungsgesetzes, über den die Bundesregierung kürzlich in erster Lesung beriet, entsprechend erweitern. Der Bremer Senat hat bereits einen Fonds der Arbeitgeber auf den Weg gebracht. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen könnten von ihm profitieren, etwa über Unterstützungsleistungen, die aus dem Fonds finanziert werden. anpa/dpa

    • Ausbildungsgarantie
    • Deutscher Gewerkschaftsbund
    • Duale Berufsausbildung

    Uni Leipzig eröffnet digitales Klassenzimmer

    Das Zentrum für Lehrerbildung der Universität Leipzig hat jetzt ein digitales Klassenzimmer. Darin werden die Studierenden des Lehramts in digitale Unterrichtsmethoden eingeführt. Unter anderem zählen dazu verschiedene VR-Techniken, ein Podcast- und Video-Raum sowie eine Station zu Künstlicher Intelligenz. Gerade bei den Virtuellen Realitäten nimmt die Uni Leipzig für sich in Anspruch, die neuesten Technologien angeschafft zu haben. “Da sich die Nutzung von VR im Unterricht noch im Anfangsstadium befindet, sind wir natürlich sehr gespannt darauf, wo die Reise hingeht. Und was wir vor allem von einer didaktischen Perspektive mit dem Digitalen Klassenzimmer an dieser Stelle beitragen können”, sagte die Projektleiterin am Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung Sarah Bischof Table.Media. 

    Die virtuellen Klassenzimmer sind an der Uni Leipzig zwei ganz reale Seminarräume. Dort können Studierende den Einsatz von Pico Neo-, Meta Quest- und HTC-Vive Pro-Brillen testen. Allerdings kann dies immer nur eine Person tun, weil der Raum recht klein ist. Auch im größeren Podcast- und Video-Zimmer könnte es zu Kollisionen kommen. Bei der Vorstellung des Projekts am Donnerstag vergangener Woche zeigte sich der Direktor ein bisschen stolz – darauf, dass er die meisten Technologien nicht kennt, mit denen seine Studierenden im digitalen Klassenzimmer üben sollen. “Meine Kenntnisse sind bei der VR-Brille stehen geblieben”, sagte Direktor Jürgen Ronthaler. 

    Digitales Klassenzimmer: Medienbildung ist politische Bildung

    Trotzdem hat die Lehrerbildung der Uni Leipzig konzeptionell einen modernen Ansatz bei der Vermittlung digitaler Lernformen. Das entsprechende Modul ist für angehende Lehrerinnen und Lehrer verpflichtend. Zudem sind politische Bildung und Medienbildung am ZLS in einem Modul vereint. Das heißt, die Studierenden lernen Chancen und Risiken digitaler Formate in einem Modul kennen. Wie nah digitale Medien und Risiken beieinander liegen, erläuterte Susanne Krämer am Rande der Vorstellung. Krämer leitet beim ZLS ein Schulbesuchsprojekt über Achtsamkeit und macht dabei vor Ort folgende Erfahrung. Der gravierendste Faktor für Unachtsamkeit und Zerstreutheit in den Schulen seien soziale Medien. Eigentlich sollte man das Projekt digitales Klassenzimmer von Sarah Bischof und Achtsamkeit von Susanne Krämer zusammenlegen. Christian Füller

    Anmerkung: In einer früheren Version ist das Zentrum für Lehrerbildung Institut, und aus dem Direktor wurde ein Dekan. Wir haben das korrigiert.

    • Digitales Klassenzimmer
    • Lehrerbildung

    Stiftung rüstet Jugendliche für TikTok

    Weil die Videoplattform TikTok ein Nischendasein in der politischen Bildungsarbeit fristet, hat die Amadeu Antonio Stiftung (AAS) einen Leitfaden mit Handlungsideen veröffentlicht. Das Ausmaß der “Kommunikationsrevolution” werde häufig unterschätzt, heißt es darin. In dem Papier (zum Download) beleuchten die Autoren, was TikTok-Nutzer gegen Desinformation und Fake News tun können – und wie Akteure im Bildungsbereich darüber mit jungen Menschen sprechen können.

    Wichtig sei, ihnen beizubringen, kritische Fragen zu stellen und Meinungsvielfalt aufzuzeigen. Wichtig sei auch das sogenannte Debunking, also das Richtigstellen falscher Fakten. Außerdem sollten Jugendliche lernen, falsche und kritische Inhalte bei den Plattformbetreibern zu melden. Die Handreichung entstand aus dem Projekt Visualising Democracy – für eine demokratische Debattenkultur, mit dem sich die AAS gegen demokratiegefährdende Desinformation einsetzt.

    Aktuell rückt das Soziale Netzwerk TikTok stärker in den Fokus der öffentlichen Debatte. Grund dafür sind Ereignisse, wie der Mord an der zwölfjährigen Luise, bei dem Mobbing via TikTok eine Rolle spielte. Immer mehr Akteure im Bildungsbereich setzen sich mit der Rolle und den Gefahren der App auseinander. So veröffentlichte die Schulleiterin und Autorin Silke Müller gestern ihr Buch “Wir verlieren unsere Kinder – Der verstörende Alltag im Klassenchat”. Darin beschäftigt sie sich mit den Auswirkungen und Gefahren von TikTok in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Anouk Schlung

    • Tiktok

    Heads

    Pascal Keller – Entrepreneur für moderne Berufsorientierung

    Pascal Müller ist Geschäftsführer und Gründer des Start-ups “Mein mutiger Weg”, das Jugendliche bei der Berufsorientierung unterstützt.

    Hebamme hätte Pascal Keller werden sollen – zumindest dem Testergebnis des Berufsinformationszentrums der Agentur für Arbeit zufolge. Er entschied sich dann doch für ein duales Bachelor-Studium in BWL mit Schwerpunkt Industrie bei einem Automobilzulieferer. “Ich dachte, ich müsste so werden wie meine Onkel: Anzüge, Autos, Geld und so weiter”, sagt er rückblickend.

    Doch mitten im Studium stellt Keller fest, dass er sich überhaupt nicht für Autos interessiert. Nach seinem Abschluss geht die Sinnsuche an einer Berufsschule in Mexiko weiter, an der Keller mit Jugendlichen über ihre Zukunft spricht. Er merkt: Berufsorientierung geht auch lebensnah und begeisternd. “An Schulen wird Berufsorientierung oft im 2000er-Style vermittelt”, sagt der 31-Jährige. “Dabei hat sich die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, in den letzten Jahrzehnten krass verändert.”

    Vorträge münden in Start-up

    Zurück in Deutschland nimmt Keller erneut ein Studium auf, einen doppelten Master in Strategic and International Management in Deggendorf und Brasilien. Parallel dazu beginnen er und sein Zwillingsbruder Frederic Keller, Vorträge an Schulen zum Thema Berufsorientierung zu halten. Mit Erfolg, die beiden entwickeln ein Konzept und gründen 2018 “Mein mutiger Weg”.

    Das mehrfach ausgezeichnete Start-up kombiniert Berufsorientierung mit moderner Persönlichkeitsentwicklung und bietet sogenannte Mutmacher-Seminare von der 9. bis zur 12. Klasse an. Begleitend dazu können Schulen eine Online-Lernplattform nutzen und digitale Gruppen-Mentorings buchen. Die Agentur für Arbeit finanziert die Angebote. An über 300 Schulen in zwölf Bundesländern haben inzwischen schon Mutmacher-Seminare stattgefunden.

    Mit Berufsorientierung begeistern

    “Wir wollen junge Menschen dazu zu befähigen und inspirieren, ihren eigenen, mutigen Weg zu gehen”, erklärt Keller. Die Mutmacher-Seminare sind möglichst abwechslungsreich und praktisch: Die Schülerinnen und Schüler identifizieren ihre Stärken und Talente. Sie entwickeln individuelle Kriterien für ihre Berufswahl und lernen, wie sie gesundes Selbstvertrauen aufbauen, ihre Ängste überwinden. Das Ergebnis des Seminars: ein persönlicher Fünf-Schritte-Mut-Plan. Es handle sich um ein Alternativangebot zur regulären Berufsorientierung, der es an Raum für Persönlichkeitsentwicklung fehle und an Formaten, die die Schüler emotional abholen, sagt Keller.

    Didaktisch vermitteln Keller und seine Kollegen die Lerninhalte nicht nur durch Vorträge und Stillarbeit, sondern auch durch Rollenspiele, körperliche Übungen wie Massagekreise, die das gegenseitige Vertrauen stärken sollen, oder geführte Meditationen. Das Ganze habe Eventcharakter, berichtet Keller: Zwischendurch läuft Musik, am Ende werden “Schön, dass es Dich gibt!”-Postkarten verteilt.

    Den richtigen Ton treffen

    Keller und seinem mittlerweile 15-köpfigen Team gelingt es, durch Sprache und altersgerechte Inhalte einen Zugang zu den jungen Menschen zu finden: “Vielleicht denkst du, ich hab’ so viel zu tun. Jetzt noch mit Zukunft beschäftigen? Kein Bock drauf!” – diese Worte richtet Keller in einem Einführungsvideo an die Jugendlichen. Das kommt gut an. In der jährlichen Wirkungsstudie gaben zuletzt 82 Prozent der Lernenden an, dass sie durch “Mein mutiger Weg” angefangen haben, sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft zu machen, genauso viele kennen nun ihre Stärken besser.

    Der niedrige Altersdurchschnitt im Team – knapp 27 Jahre – sei der größte Vorteil, erklärt Pascal Keller. Er selbst könne noch sehr gut das Gefühl nachvollziehen, nicht zu wissen, wie es nach der Schule weitergeht. Als junges Start-up gehe das Team zudem unkonventionell an viele Dinge heran und denke Berufsorientierung von Anfang an aus Schülersicht. Denn: “Unser Kunde ist der Schüler.” Sarah Kröger

    • Berufsorientierung
    • Bildungspolitik
    • Digitalisierung

    Mehr von Table.Media

    Research.Table: Mario Brandenburg: “Es fehlt nicht an Gremien, es mangelt an Umsetzung”: Viele Bürger sehen Deutschland nicht als Forschungsnation. Staatssekretär Mario Brandenburg sieht hier eine von vielen Herausforderung für das BMBF. Aber schnelle Lösungen gebe es nicht, erklärt er im Gespräch mit Nicola Kuhrt und Markus Weißkopf. Mehr

    Research.Table: Machtmissbrauch: Wuppertaler Erklärung in der Kritik: Machtmissbrauch in der Wissenschaft betrifft vor allem Beschäftigte im Mittelbau. Zunehmend wird er auch auf Führungsebene thematisiert, etwa in der Wuppertaler Erklärung. Das hat eine Debatte über Prioritäten und Interessen entfacht. Mehr

    Presseschau

    “Schule ist mehr als Unterricht” – Es braucht eine aktuelle Arbeitszeiterfassung zum aktuellen Schulsystem ZEIT
    Mehr Religionsunterricht, berufliche Bildung, Verwaltungsleitungen für Grundschulen – was Berlins Schulen vom Senat erwarten TAGESSPIEGEL
    Berlins neue Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch über die Zukunft von Berlins Bildungssystem TAGESSPIEGEL
    Reportage: Rechtsextremismus an Brandenburgs Schulen – Schulleiterin fordert Verständnis ZEIT
    45-Minuten-Stunden und Auswendiglernen haben ausgedient – Jetzt gilt mehr Individualisierung TAZ
    Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin will Lehrkräften Provinzprämie zahlen SPIEGEL
    Vorbereitungsklassen und Deutsch-Förderung: Wie Euskirchener Schulen geflüchtete Kinder integrieren KSA
    Schulen und Firmen – gemeinsam gegen den Fachkräftemangel KN
    NRWs Gewerkschaften kritisieren Zustand der Schulen und Investitionsstau von zehn Milliarden Euro ZEIT

    Termine

    4. Mai 2023, 18:00 bis 20:00 Uhr, online
    Get-Together: KI-Kummerkasten: Sorgen rein, Antworten raus
    Der Bundeswettbewerb KI und der KI-Campus beantworten auf diesem Event Fragen, die die Nutzung von KI im Schulalltag betreffen. Lehrkräfte, Wissenschaftler, Studierende und Schüler berichten als Speaker von ihren persönlichen Erfahrungen mit Tools wie ChatGPT und Co. INFOS & ANMELDUNG

    09. Mai 2023, 19:00 bis 20:30 Uhr, Düsseldorf
    Diskussion: Abgehängt! Zwischen Chat-GPT und Lehrkräftemangel – Kann Schule Zukunft?
    Die Autorin und Lehrerin Lisa Graf liest auf dieser Veranstaltung aus ihrem Buch Abgehängt, in dem sie eine Kernsanierung des Schulsystems fordert. Im Anschluss an die Lesung diskutiert Graf ihre Forderung mit Speakern aus Politik, Gewerkschaft und Bildungspraxis. INFOS & ANMELDUNG

    10. Mai 2023, 18.45 Uhr, online
    Bundestagsdebatte: Gleichstellung von akademischer und beruflicher Bildung
    Unter dem Motto Unser Land braucht Meister fordert die AfD die Gleichstellung von akademischer und beruflicher Bildung. Nach der ersten Debatte wird das Thema an den federführenden Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung überwiesen. INFOS & LIVESTREAM

    11. Mai 2023, 18:30 bis 20:15 Uhr, Konstanz
    Diskussion: Schule geht auch anders – wie sich Bildung verändern muss
    Über die Frage, wie Schule anders geht, sprechen Dieter Dohmen (FiBS), Andreas Stoch (SPD) und weitere Speaker. Es geht um Ganztag, Digitalisierung, eine Überarbeitung des Fächerkanons und die Frage, wie soziale und Lebenskompetenzen vermittelt werden können. INFOS & ANMELDUNG

    16. Mai 2023, 12:00 bis 17:30 Uhr, Altenburg
    Workshop: Digitale Medien im Ausbildungsalltag
    Die Transferkampagne Digitale Medien im Ausbildungsalltag des Bundesinstituts für Berufsbildung vermittelt Teilnehmern Einblicke in das Online-Berichtsheft BLok, das Inklusionsprojekt InProD² sowie das VR-Projekt HandLeVR. INFOS & ANMELDUNG

    16. Mai 2023, 17:30 bis 19:00 Uhr, Bonn
    Diskussion: Friede den Schüler*innen – Kampf dem System
    Wie kann das System Schule für alle gelingen? Diese Frage stellt die Friedrich-Ebert-Stiftung auf dieser Veranstaltung. Vertreter aus Bildungspolitik, -verwaltung und -praxis diskutieren, welchen Weg wir gehen müssen, um das Schulsystem langfristig attraktiv für alle zu halten. INFOS & ANMELDUNG

    BILDUNG.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen